Augsburger Allgemeine (Land West)
Bänke und Stühle auf großer Fahrt
Spende Kommende Woche geht der Neubau der Gersthofer Mittelschule in Betrieb. Die gebrauchten Möbel des Altbaus werden künftig von Kindern in Kenia genutzt
Gersthofen Wenn am kommenden Montag, 8. Januar, die Buben und Mädchen erstmals ihre Klassenzimmer im Neubau der Gersthofer Mittelschule betreten, finden Sie dort eine nagelneue, hochmoderne Ausstattung vor. Für die bisher benutzten Bänke und Stühle im Altbau bedeutet dies aber nicht den Weg auf den Abfall.
Wer bis Freitag, 5. Januar, am Parkplatz der Mittelschule an der Theresienstraße vorbeikommt, kann sehen, wie eine kleine Karawane unaufhörlich Schulbänke und Stühle aus dem Altbau trägt und in große Container verfrachtet. Mitten unter ihnen sind Klaus Schwenk aus Augsburg und Heinz Rehberger aus Gersthofen. Beide engagieren sich für die von Schwenk gegründete Initiative Prokapsogo, welche die Provinz Baringo in Kenia und dort besonders die Stadt Kabernet unter- stützt. Der Grund ihres Einsatzes: „Die Stadt Gersthofen hat uns die Möbel von 32 Klassenräumen zur Verfügung gestellt“, sagt Schwenk. Insgesamt 400 Bänke, 800 Stühle sowie 32 Lehrerpulte und Tafeln werden nun bis Freitag in insgesamt neun Container verpackt. Dabei packen auch die Gersthofer Musikvereine unter Federführung der Stadtkapelle kräftig mit an. In den nächsten Wochen werden die Möbel per Schiff nach Kenia transportiert, wo sie Anfang Februar in Mombasa eintreffen sollen.
„Damit können wir sechs bis sieben Dorfschulen mit jeweils fünf oder sechs Klassenzimmern in Baringo County mit gut erhaltenen Möbeln ausrüsten.“Der Einsatz von Prokapsogo ist in Gersthofen bekannt. Mit Vermittlung der Organisation haben bereits Beamte aus Kenia im Gersthofer Rathaus Verwaltungs-Workshops absolviert. Wie berichtet, hat die Stadt zudem bereits Feuerwehrfahrzeuge, die nach deutschen Richtlinien ausgemustert werden mussten, aber durchaus noch einsatzfähig sind, zur Verfügung gestellt. „Damit haben wir inzwischen die erste Freiwillige Feuerwehr Kenias gegründet“, ist Klaus Schwenk stolz. Diese werde mittlerweile von einem professionellen Team von Feuerwehrleuten aus ganz Europa betreut und ausgebildet.
„Weil er unsere Organisation kennt, kam Bürgermeister Michael Wörle auf uns zu, ob wir Interesse an den Schulmöbeln hätten.“Die Helfer sagten sofort zu. Vor wenigen Wochen war dann eine Regierungsdelegation aus Baringo in Gersthofen. „Diese haben sich die Möbel angesehen und waren absolut begeistert.“Ergänzt wird die Spende durch einige Kindergartenmöbel, welche die Gemeinde Aystetten Prokapsogo zur Verfügung gestellt hat.
Zwar kostet die Überführung nach Kenia Schwenk zufolge 36000 Euro, doch dies sei bereits finanziert: „Die Hälfte zahlt Kenia, den Rest bestreiten Spenden von Unternehmen sowie aus der Initiative Prokapsogo“, betont Schwenk. 40 Unternehmen hat er dafür angeschrieben. Und hätte die Stadt die gebrauchten Möbel entsorgt, wäre dies teurer gekommen, ist der Helfer überzeugt. Auch die Neuanschaffung von Möbeln vor Ort in Kenia hätte mehr Geld verschlungen, betont Schwenk. „Außerdem sind die Qualität und die Ausstattung der deutschen Möbel deutlich besser als alles in Kenia produzierte.“Mitte März soll dann eine Delegation aus Gersthofen die Möbel offiziell an die Stadt Kabernet übergeben.
Einen großen Wunsch haben Schwenk und Rehberger noch: eine feste offizielle Partnerschaft zwischen Gersthofen und Baringo County.