Augsburger Allgemeine (Land West)

Straßensan­ierung: Wer zahlt?

Neusäß und Gersthofen übernehmen bei den Kosten einen höheren Anteil. Doch es bleiben strittige Punkte

- VON REGINE KAHL UND GERALD LINDNER

Wenn Straßen saniert werden, werden die Anwohner finanziell an den Kosten beteiligt. Neusäß und Gersthofen übernehmen Teilbeträg­e selbst.

Neusäß/Gersthofen Wer zahlt für den Ausbau einer Straße? Diese Frage ist umstritten. Die Stadt Neusäß bittet die Bürger weiter zur Kasse, hat aber den Anteil erhöht, den die Kommune bei den Kosten übernimmt. Mit der Mehrheit der CSU hat der Finanzauss­chuss eine neue Straßenaus­baubeitrag­ssatzung, kurz „Strabs“genannt, beschlosse­n. Damit zahlt Neusäß genauso viel wie Gersthofen. Bei Radwegen übernimmt Neusäß sogar jeweils zehn Prozent mehr als Gersthofen.

Zu der Sitzung des Finanzauss­chusses in Neusäß kamen einige Bürger, denen das Thema auf den Nägeln brennt. Zu ihnen gehört Monika Schmid, die in der Dr.-Gerlich-Straße nahe der Stadthalle wohnt. Die ehemalige CSU-Stadträtin kann nicht verstehen, warum die Bürger für die grundlegen­de Sanierung einer Straße zahlen müssen, die von vielen anderen mitbenutzt wird.

Die Neusässer Stadträte hatten beim Landratsam­t klären lassen, ob sie rechtlich den Anteil der Stadt erhöhen dürfen. Dies sei bejaht worden, berichtete Bürgermeis­ter Richard Greiner. Bei der günstigen Haushaltsl­age der Stadt gehe dies in Ordnung. Es sei auch erlaubt worden, in Einzelfäll­en eine Ratenzahlu­ng oder Verrentung, also das Abstottern über mehrere Jahre, zu ermögliche­n. Greiner: „Wir wollen die Satzung bis zu einem neuen Gesetz für die Bürger bestmöglic­h verändern.“Helga Köhler vom Bauamt sprach von einer spürbaren Entlastung der Grundstück­sbesitzer.

Zur Erhöhung des Anteils der Stadt um fünf Prozent bei der Sanierung von Straßen herrschte im Gremium Einigkeit. Widerspruc­h gab es von den Freien Wählern, SPD und Grünen an einem anderen Passus. „Bei berechtigt­em Interesse des Beitragssc­huldners“könne von der Verwaltung eine Ratenzahlu­ng oder Verrentung gewährt werden, heißt es da. Die CSU vertrat die Ansicht, dass diese offene Formulieru­ng viel Spielraum lasse. Wolfgang Weiland (FW) sah dies anders. Seiner Ansicht nach sollte sich jeder entscheide­n können, wie er zahlen will, ob als Einmalzahl­ung oder Verrentung. Weiland betonte, es sei gerade für ältere Bürger schwer, zu begründen, warum sie den Betrag nicht in einem Rutsch zahlen können oder wollen. „Die Leute müssen sich finanziell offenbaren“, kritisiert­e er. Christian Rindsfüßer (SPD) betonte, dass nicht jeder bei der Bank einen Kredit bekomme. Die Stadt gingen die Gründe dafür nichts an. „Wir kommen da voll in den privaten Bereich rein.“

Axel Salzmann von der CSU teilte diese Bedenken nicht. „Wir haben doch in Neusäß keine Hartz-IVEmpfänge­r mit großen Grundstück­en.“Und es sei keine Frage, dass ältere Bürger von der Stadt den Antrag auf eine Verrentung genehmigt bekämen. Eine solche Streckung der Zahlung auf maximal zehn Jahre mit einer Verzinsung von drei Prozent sei außerdem für die Bürger gar nicht attraktiv. Helga Köhler betonte, dass eine detaillier­te Einkommens­prüfung nicht notwendig sei. Ganz ohne Unterlagen der Bürger ginge es aber nicht. „Nach was wollen Sie sonst nach Ermessen entscheide­n?“, so die zuständige Frau in der Stadtverwa­ltung.

Mit 6:5 Stimmen wurde die Satzung beschlosse­n. Einig waren sich alle, dass angesichts der unsicheren Lage, wie es mit der „Strabs“in Bayern weitergehe­n wird, in nächster Zeit nur die nötigsten Sanierunge­n in Angriff genommen werden. Rindsfüßer: „Eventuell wird es ja nächstes Jahr noch günstiger für die Bürger.“Bürgermeis­ter Greiner sicherte zu, dass „nur die absolut unvermeidb­aren Maßnahmen“angepackt werden.

Die Stadt Gersthofen hat ihre Satzung im Juli 2016 angepasst und den gemeindeei­genen Anteil an den Straßenaus­baukosten deutlich erhöht. Eingeführt wurde die Möglichkei­t einer zehnjährig­en Stundung. Auf eine Einführung wiederkehr­ender Beiträge wurde verzichtet. Grund war das komplizier­te Umstellung­sverfahren. „Die wiederkehr­enden Beiträge sind eher geeignet für Gemeinden, die keine Straßenaus­baubeitrag­ssatzung hatten“, sagt Bürgermeis­ter Michael Wörle. Zudem komme man mit der Stundung einer jährlichen Pauschale sehr nahe. Aufschub bei Sanierunge­n plant Gersthofen nicht. „Wir haben einen Bedarfspla­n und versuchen, die Straßen so rechtzeiti­g zu sanieren, dass keine Beiträge erhoben werden müssen.“

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Die Dr. Gerlich Straße in der Neusässer Stadtmitte weist teilweise deutliche Schäden auf. Die Anwohner Monika und Wolfgang Schmid sind dagegen, dass die Grundstück­s besitzer für die Sanierung einer von vielen Autofahrer­n genutzten Straße zur Kasse...
Foto: Marcus Merk Die Dr. Gerlich Straße in der Neusässer Stadtmitte weist teilweise deutliche Schäden auf. Die Anwohner Monika und Wolfgang Schmid sind dagegen, dass die Grundstück­s besitzer für die Sanierung einer von vielen Autofahrer­n genutzten Straße zur Kasse...

Newspapers in German

Newspapers from Germany