Augsburger Allgemeine (Land West)
Streiks erreichen SGL
400 Mitarbeiter der Meitinger Firmen SGL Carbon, Brembo SGL und Showa Denko kämpfen für mehr Geld
Meitingen Einige leere Hallen gab’s gestern Vormittag in Meitingen bei den Firmen SGL Carbon, Brembo SGL und Showa Denko: Die IGMetall hatte im Zuge der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie die Frühschicht-Mitarbeiter zum Streik aufgerufen.
Mit Trommeln und Trillerpfeifen zogen Gewerkschaftsbevollmächtigter Michael Leppek, sowie die Leiterin des Vertrauenskörpers der drei Unternehmen, Birgit Burkert, mit Betriebsräten durch das Firmengelände und „sammelten“so Mitarbeiter auf. Rund 400 von ihnen folgten, dazu die Auszubildenden, dem Aufruf zum Warnstreik und zogen weiter zur Meitinger Gemeindehalle. Michael Leppek zufolge arbeiten rund 1100 Mitarbeiter in den drei Unternehmen. „Allerdings ist jetzt nur die Frühschicht da.“
„Es gab bereits zwei Verhandlungsrunden, aber kein Ergebnis“, sagte Birgit Burkert. „Bisher haben die Arbeitgeber nur zwei Prozent mehr Lohn angeboten.“Wie berichtet, fordert die IG-Metall sechs Prozent mehr Lohn. Das Angebot des bayerischen Arbeitgeberverbands sei umso weniger verständlich, weil die derzeitige wirtschaftliche Lage gut sei, betonte sie. Michael Leppek lobte die Mitarbeiter: „Ihr seid es, die die Betriebe groß machen.“Deswegen seien die sechs Prozent mehr Lohn „von Euch erwirtschaftet und verdient und durchaus finanzierbar.“
Leppek betonte ausdrücklich, dass es hier in Meitingen nicht um eine Reduzierung der Arbeitszeit gehe. Denn die Gewerkschaft fordert, dass die Mitarbeiter künftig auf längere Zeit ihre Arbeitszeit auf 28 Wochenstunden reduzieren können. In den SGL-Unternehmen sowie der nun unter japanischer Leitung geführten Showa Denko gelten noch bis Ende Februar Ergänzungstarifverträge: Die Mitarbeiter arbeiten unbezahlt drei Stunden pro Woche länger – also 38 Stunden. „Dafür haben sie eine Garantie, dass keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen werden.“Allerdings habe die SGL Carbon offenbar kein Interesse, diese Ergänzungsverträge zu verlängern. „Drei Stunden bedeuten circa acht Prozent, auf die die SGL offenbar verzichten will“, so Leppek. Untragbar sei, dass der bayerische Arbeitgeberverband die zwei Prozent Lohnerhöhung nur unter der Bedingung anbiete, dass jedem der mehr als zehn Jahre dem Betrieb angehöre oder über 50 Jahre alt sei, der tarifliche Kündigungsschutz weggenommen werde.
„Wenn also ein Facharbeiter über 50 den Anforderungen nicht mehr gewachsen ist, könnte er dann trotz vieler Jahre guter Arbeit ohne Leistungsausgleich auf einen minderbezahlten Job gesetzt werden.“Lediglich die japanisch geführte Showa Denko habe bisher Interesse an einem Ergänzungstarifvertrag ab 1. März 2018 gezeigt.
Christoph Härle, der Vorsitzende der Jugend- und Auszubildendenvertretung machte deutlich, dass angesichts der stetig steigenden Anforderungen in Theorie und Praxis die Auszubildenden vor einer Prüfung einen freien Tag bräuchten. Deswegen waren auch die Auszubildenden mit den anderen Kollegen auf die Straße gegangen.