Augsburger Allgemeine (Land West)
Warum Antibiotika immer seltener helfen
Bakterien werden resistent – das könnte lebensbedrohliche Folgen haben
Augsburg Viele Patienten haben das schon erlebt: Man geht mit Fieber zum Arzt, weil man eine Krankschreibung braucht, um sich daheim auszukurieren – und dann verlässt man die Praxis mit einem Rezept für ein Antibiotikum. Dabei werden gerade Erkältungskrankheiten sehr oft von Viren ausgelöst, gegen die Antibiotika gar nicht helfen. Mithilfe des Projekts „Antibiotika-Resistenzentwicklung nachhaltig abwenden“, das gestern in Nürnberg vorgestellt wurde, soll der Einsatz von Antibiotika deshalb zunächst in Bayern und Nordrhein-Westfalen erheblich reduziert werden.
Je häufiger Antibiotika verschrieben werden, desto mehr Bakterienstämme entstehen, die gegen die Medikamente resistent sind. Schätzungen zufolge werden schon im Jahr 2050 mehr Menschen aufgrund von Antibiotikaresistenzen sterben als durch Krebs – sollte sich die Verschreibungspraxis nicht ändern. So heißt es auch in einem Antrag von CSU-Landtagsabgeordneten wie Klaus Holetschek (Memmingen) und Thomas Goppel (Eresing). Sie fordern mehr Infoveranstaltungen für Ärzte.
Doch warum wurden und werden überhaupt Antibiotika ohne Not verschrieben? Einer der Initiatoren des Projekts erklärt das so: „Wenn ein Patient mit 39 Grad Fieber in der Praxis erscheint, hat er oft Angst und erwartet deutliche Gegenmaßnahmen vom Arzt. Und viele Ärzte verschreiben dann das Antibiotikum, weil sie Komplikationen befürchten“, sagt Dr. Veit Wambach. Er ist Hausarzt und Vorsitzender der Agentur deutscher Arztnetze. Oft sei der Einsatz jedoch überflüssig. „Der Arzt sollte entscheiden, ob wirklich ein Antibiotikum sinnvoll ist.“Und das müsse durch Infoveranstaltungen gefördert werden. „Oft hilft bei einer starken Erkältung einfach: viel trinken und vor allem ausruhen“, sagt Wambach. Mit Salzwasser inhalieren helfe, Schleim dünnflüssiger zu machen, der sonst Nährboden für Bakterien sein könnte. „Und nachgewiesen ist auch, dass Obst essen besser ist, als Vitamintabletten zu nehmen.“
Ein guter Weg sei zudem, besorgten, in Sachen Antibiotika aber aufgeklärten Patienten ein Rezept mit der Vorgabe mitzugeben, es nur dann einzulösen, wenn sich ihr gesundheitlicher
Die Niederlande sind schon einen Schritt weiter
Zustand deutlich verschlechtert. „Der Patient ist schon allein deswegen beruhigter, weil er eine Option hat. Mit dieser Methode wurde in den Niederlanden der Einsatz von Antibiotika so um 30 Prozent gesenkt“, sagt Wambach. So können die Medikamente als wirksame Waffe im Kampf gegen schwere bakterielle Infektionen erhalten werden.
Im Kommentar steht, dass es höchste Zeit zum Umdenken ist.