Augsburger Allgemeine (Land West)
Hier hat wohl der Blitz eingeschlagen
Der Rotor eines Windrads im Allgäu knickte ab wie Pappe. Bei Glatteis-Unfällen verletzten sich mehrere Menschen. Heute soll das Wetter noch schlimmer werden
Augsburg Wie ein Stück Pappe hing das Rotorblatt vom Rumpf des Windrads bei Wildpoldsried (Oberallgäu) herab. Das 34 Meter lange Teil ist in der Nacht zum Mittwoch einfach abgeknickt. Schuld ist allem Anschein nach ein Wetterphänomen. „Ich vermute, dass es ein Blitzschlag war“, sagt Betreiber Wendelin Einsiedler.
Einen solchen Unfall habe es im Windpark der Wildpoldsrieder Bürgergesellschaft noch nie gegeben. Der „Flügel“sei regelrecht zerfleddert, sagt Einsiedler. Durch den vermuteten Blitzschlag habe sich wohl die Luft in dem Rotorblatt so stark erhitzt, dass es „geplatzt“sei.
Die abgesplitterten Teile des Rotorblatts konnte Einsiedler aufgrund des Schnees nicht sofort begutachten. In den nächsten Tagen werde er sie mit einem Sachverständigen genau unter die Lupe nehmen, um die Ursache endgültig zu bestimmen. Die Anlage bleibt solange außer Betrieb. Sie könne aber repariert beziehungsweise der Rotor könne ausgetauscht werden, sagt Einsiedler.
Nicht Blitz und Unwetter, sondern Schnee und Sturm haben gestern hingegen den Autofahrern zu schaffen gemacht. In den Landkreisen Unter-, Ost- und Oberallgäu sowie Lindau registrierte die Polizei bis zum Mittag rund 50 witterungsbedingte Unfälle. Elf Menschen zogen sich leichte Verletzungen zu. Bei Füssen rutschte die Zugmaschine eines Sattelschleppers in einen Graben, der Auflieger blieb quer auf der Fahrbahn stehen. Der Fahrer eines entgegenkommenden Wagens konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und prallte dagegen. Schwerst verletzt wurde ein 20-Jähriger in Schwabmünchen (Kreis Augsburg). Er war mit seinem Auto nach Angaben der Polizei zu schnell unterwegs und kollidierte in einer Rechtskurve erst mit einem Lastwagen und anschließend mit einem Baum. Ob die Straße glatt war, ist noch zu klären.
Auch in anderen Teilen Bayerns mussten Einsatzkräfte zu mehreren schneebedingten Unfällen ausrücken. Auf der A93 bei Bad Abbach (Kreis Kelheim) waren 16 Fahrzeuge in einen Serienunfall verwickelt, darunter zwei Sattelschlepper. Drei Menschen erlitten leichte Verletzungen, wie die Polizei mitteilte. Bei Schneefall war ein Auto in die Leit- planke gerutscht. Nachfolgende Fahrzeuge konnten nicht mehr bremsen oder ausweichen. Sie prallten aufeinander und ebenfalls in die Leitplanke. Die Autobahn wurde während der Bergungsarbeiten für mehrere Stunden gesperrt. Der Sachschaden war zunächst unklar.
Schneefall und Eisglätte legten streckenweise auch den Verkehr auf der A8 Richtung Salzburg lahm. Zwischen den Anschlussstellen Frasdorf und Bernau am Chiemsee war die Autobahn bis zum Nachmittag komplett gesperrt. Dort sei die Fahrbahn eisglatt gewesen und Fahrzeuge seien in die Leitplanken gerutscht, berichtete ein Polizeisprecher. Am Vormittag war die A8 zudem bei Bad Reichenhall im Bereich des Angerer Bergs für etwa eine Dreiviertelstunde in Richtung München gesperrt, teilte die Verkehrspolizei Traunstein mit. Hier waren ebenfalls Schnee und liegen gebliebene Lastwagen die Ursache.
Auf der A9 bei Münchberg (Kreis Hof) stießen zwei Laster zusammen. Der Fahrer eines Sattelschleppers verlor wegen zu hohen Tempos die Kontrolle über sein Fahrzeug, geriet ins Schlingern und schob den neben ihm fahrenden Laster in eine Böschung. Dessen Fahrer erlitt leichte Verletzungen.
Aufgrund der Stürme waren auch zahlreiche Skilifte nicht in Betrieb. Die Lawinengefahr stieg in den Allgäuer und Ammergauer Alpen von Stufe 1 („gering“) am Montag auf die zweithöchste Stufe („groß“) am gestrigen Mittwoch. Durch umgestürzte Bäume kam es rund um Leutkirch und nördlich von Isny zu Stromausfällen.
Das wechselhafte Winterwetter, das Sturmtief Friederike mit sich bringt, wird laut Meteorologen heute seinen Höhepunkt erreichen. Da
Lawinengefahr auf der zweithöchsten Stufe
Wetterdienst warnt vor schweren Sturmböen
Bayern aber am Südrand des Tiefs liegt, sollen die Niederschläge vor allem an den Alpen rasch in Regen übergehen. In den Gipfellagen der Mittelgebirge und Alpen sei mit Orkanböen zu rechnen, sagt DiplomMeteorologe Lars Kirchhübel vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Auch im Flachland kann es Sturmböen zwischen 90 und 110 Kilometern pro Stunde geben.
Nach der vorübergehenden Milderung mit kurzfristigem Tauwetter bis in höhere Lagen hinauf soll es ab Freitag oberhalb von etwa 700 Metern wieder schneien und auch am Wochenende weiter wechselhaft bleiben.