Augsburger Allgemeine (Land West)
Den Frauen hilft all das wohl nicht viel
Die Idee, die hinter den neuen Regeln für das Rotlichtmilieu steckt, ist richtig: Frauen, die in der Branche oft unter harten und belastenden Bedingungen arbeiten, sollen besser vor Zwangsprostitution und Ausbeutung geschützt werden. Doch das, was der Bundestag nach langem Ringen unter den Parteien – vor allem zwischen Union und SPD – beschlossen hat, ist eine unausgegorene Regelung. Das Ergebnis ist unbefriedigend: Kommunen wie Augsburg müssen die Regeln nun mit großem Aufwand umsetzen und kontrollieren. Zwei neue Stellen wurden extra dafür im Ordnungsreferat der Stadt eingerichtet. Dabei ist es sehr fraglich, ob sich dieser Aufwand lohnt.
Dass sich eine Prostituierte ausgerechnet bei einem erzwungenen Beratungsgespräch auf dem Amt als Opfer von Zwangsprostitution offenbart, dürfte die absolute Ausnahme sein. Das zeigen auch die ersten Zahlen, wonach sich in Augsburg bereits 130 Frauen aus dem Milieu angemeldet haben. Bis jetzt wurde kein einziger Antrag wegen des Verdachts auf Zwangsprostitution abgelehnt. Wie sich die neuen Vorschriften für Bordellbetreiber auswirken werden, bleibt abzuwarten. Es ist gut, wenn Betreiber eines Bordells nicht einschlägig vorbestraft sein dürfen. Es muss aber auch gewährleistet werden, dass sie nicht über Strohmänner einfach weitermachen können.