Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Ärger der Fahrgäste zeigt Wirkung
Die CSU im Augsburger Rathaus will die umstrittene Tarifreform jetzt schnell auf den Prüfstand stellen
Tausende Fahrgäste von Bus und Tram in Augsburg sind sauer. Zumindest diejenigen, die mittlerweile für Fahrten im Stadtgebiet doppelt so viel zahlen müssen als vor dem 1. Januar 2018. Die Tarifreform im Augsburger Verkehrsverbund (AVV) hat zu einem Aufschrei der Bürger geführt. Die Leserbriefspalten in unserer Zeitung sind voll.
Bald täglich gibt es neue Klagen über einzelne Ungerechtigkeiten im System. Der Ärger der Fahrgäste bleibt bei der Politik nicht ungehört. Bereits am Rande des CSU-Neujahrsempfangs hatte Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) am Wochenende geäußert, „dass wir noch mal hinschauen müssen“. Näher hinschauen heißt laut Gribl, dass Stadtwerke-Geschäftsführer Walter Casazza beauftragt sei, die eingehenden Beschwerden zu analysieren. Casazza solle auch aufzeigen, „ob es Möglichkeiten gibt, Anpassungen vorzunehmen“. Schnellschüsse, was die Tarifpolitik anbelangt, sind allerdings nach diesen ersten Aussagen von Gribl nicht zu erwarten. Er sprach davon, dass – wie politisch vereinbart – das reformierte Tarifsystem ein Jahr Laufzeit haben müsse, um dann die Ergebnisse auszuwerten.
Die CSU-Rathausfraktion sieht nunmehr einen schnelleren Handlungsbedarf. Sie könnte sich vorstellen, dass bereits bis zum Sommer 2018 belastbare Zahlen, Daten und Fakten vorliegen. Gegebenenfalls könne dann nachgebessert werden, heißt es in einem Antrag der CSUFraktion. Interessant daran: Die CSU hatte die Tarifreform, die jetzt für so viel Ärger sorgt, politisch abgesegnet. Fraktionschef Bernd Kränzle sagt nun: „Aufgrund der ersten bekannten Zahlen zeigt sich, dass der Abschluss der Abonnements tatsächlich in den ersten Wochen deutlich nach oben gegangen ist und die Idee eines umweltverträglichen Anreizes als Alternative zum Auto von den Kunden angenommen wird. Trotzdem ist genauer zu beleuchten, wo Härten bestehen und wie hier nachgebessert werden kann und muss.“Verbesserungsbedarf sieht die CSU unter anderem beim Kurzstreckenticket, das gegenwärtig für fünf Haltestellen inklusive Einstieg gilt. Die CSU könnte sich auch die Wiedereinführung einer Wochenkarte vorstellen.
Was unsere Leser über die Tarifreform denken, lesen Sie auf »Seite 35. Der Nahverkehrsexperte Herbert König kritisiert die Umstellung. Lesen Sie mehr auf