Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Kehraus nach der Luther Party
Fünf Pfarrer betreiben den Ausverkauf der Jubiläumsüberbleibsel und zeigen neue Gründe zum Feiern auf
Bobingen Auch nach dem Lutherjahr gibt es für die „Schwarzarbeiter“, das Kabarett evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer aus Augsburg und Umgebung, einiges zu tun. Oder vielmehr zu sagen. Und natürlich auch aufzudecken und anzukreiden. Denn für die fünf Schwarzarbeiter mit ihrem Pianisten Uwe Stenglein-Hektor ist klar: „Die Luther-Party ist vorbei! Jetzt wird aufgeräumt!“Und diese Aussage nehmen sie wörtlich. So wird nicht nur auf der Bühne, sondern in den evangelischen und ökumenischen Köpfen erst einmal geputzt und aufgeräumt. Was war gut? Was darf bleiben? Und was muss dringend weg? Um hier auszusortieren, lassen sich die Schwarzarbeiter keinesfalls den Mund verbieten.
Doch sie stellen auch die Frage nach dem „Was jetzt?“. Geht es nach dem rauschenden Fest in Wittenberg noch weiter? 500 Jahre Reformation sind gefeiert und was kommt nun? Gähnende Leere oder ist da noch was? Immerhin soll es nicht ganz so bleiben wie in dem gespielten Sketch, in dem Peter Lukas als Resteverkäufer den Hammer anbietet, mit dem Luther die Thesen an die Kirchentür nagelte, oder gar einen echten Konfirmandenturnschuh verkaufen will.
Und der nach allen Seiten biegsame Playmobil-Bedford-Strom oder das Luther-Tröpfchen kamen bei Ortrud Kemnade-Schuster und Claus-Philipp Zahn ebenfalls nicht gut an. Und wenn die Party nun vorüber ist, was kann dann überhaupt 2018 gefeiert werden? In Augsburg ist das klar: Hier wird 500 Jahre Cajetan in Augsburg gefeiert oder 500 Jahre Luther-Flucht aus Augsburg. Wie das inszeniert werden könnte und was alles anders hätte kommen können, das zeigten die Schwarzarbeiter bei einer vorgespielten Aufführung. Sogar das Publikum konnte hier mitmachen und wieherte als Luthers Fluchtpferd eifrig mit.
Die Kirchenaustritte mit dem Hintergrund Steuerersparnis gegen Geborgenheit waren bei dem Kabarett ebenso Thema wie die Vorstöße der evangelischen Landeskirche mit dem Reformprozess „Profil und Konzentration (PuK)“. Dem wollten die Pfarrerinnen und Pfarrer durchaus eine Chance geben, dabei aber das Alte und Bewährte nicht vergessen.
Die Meinung des Publikums war einstimmig: Begeistert war Jan Haustein von der evangelischen Dreifaltigkeitsgemeinde aus Bobingen. „Ich bin zum ersten Mal hier und es hat mir sehr gut gefallen“, meinte er. „Das Kabarett war teilweise sehr hintergründig, sehr witzig und viel Musik dabei – einfach ein unterhaltsames Programm.“So sieht das auch Doris Lingener, die einer evangelischen Freikirche angehört. „Ich fand es super! Im letzten Jahr bekam ich Karten dafür geschenkt, heuer habe ich gleich noch für einige Bekannte Karten mitbesorgt.“Es gefalle ihr, dass Dinge offen benannt würden, die Schwarzarbeiter dabei aber immer anständig blieben. „Und es ist sehr schön, dass bei allem auch immer die Werbung für den Glauben durchschimmert.“Insgesamt sei die Vorstellung wieder sehr mitreißend für das Publikum gewesen.