Augsburger Allgemeine (Land West)
Volkswagen schreibt Milliardengewinne
Und die VW-Manager erhalten Millionengehälter. Ist die Diesel-Krise vergessen?
Berlin Volkswagen verdient trotz weiter drückender „Dieselgate“Lasten deutlich mehr und will in diesem Jahr sogar noch beschleunigen. Im Jahr 2017 konnte die Stammmarke des größten Autokonzerns der Welt stark zulegen, die gesamte Gruppe ebenso. Das Geld soll vor allem in Investitionen bei E-Mobilität und neuen Dienstleistungen fließen. Im „Kulturwandel“gibt es Fortschritte, aber auch viele offene Fragen.
Das Unternehmen stellte am Dienstag seine Bilanz vor: Der Kernbereich VW Pkw warf 2017 einen Betriebsgewinn von rund 3,3 Milliarden Euro ab – bereinigt um Sonderkosten für die Diesel-Affäre. Im Vorjahr waren es noch 1,9 Milliarden Euro gewesen. Die finanziellen Lasten bei der Bewältigung des im September 2015 bekannt gewordenen Abgas-Skandals mit Millionen manipulierten Autos schlugen mit 2,8 Milliarden Euro für die Hauptmarke und 3,2 Milliarden Euro im Gesamtkonzern kräftig ins Konto. Sie nahmen verglichen mit
2016 aber ab.
Für die Führung bedeutet der positive Trend ein dickes Gehaltsplus: Die Mitglieder des Konzernvorstands kassieren insgesamt rund
50,3 Millionen Euro. Spitzenverdiener ist VW-Chef Matthias Müller mit mehr als 10,1 Millionen Euro. In seiner Berliner Hauptstadt-Repräsentanz gab sich VW betont bescheiden. Statt kompletter Vorstandsriege saßen nur Müller, Finanzchef Frank Witter und Kommunikationschef Hans-Gerd Bode auf dem Podium. Witter sagte, trotz der „Herausforderung“der hohen Abflüsse infolge der Diesel-Krise sei die finanzielle Lage solide: „Wir gestalten aktiv den Wandel unseres Unternehmens.“
Bei der Oberklasse-Tochter Audi liefen die Geschäfte ebenfalls gut. Hier kletterte der operative Gewinn – ohne „Dieselgate“-Sonderkosten für Rückkäufe, Nachrüstungen und juristische Risiken – von 4,8 auf 5,1 Milliarden Euro. Noch besser sah es bei Porsche aus, wo das Betriebsergebnis um 6,9 Prozent auf 4,14 Milliarden Euro stieg. Spekulationen um einen möglichen Börsengang der schweren Nutzfahrzeuge wollte Müller nicht kommentieren. Hierzu gebe es keine Entscheidungen.
Der VW-Chef bekräftigte, dass es in der Diesel-Krise in der ganzen Autoindustrie Defizite gab: „Wir bei Volkswagen wissen, dass wir selbst dafür mitverantwortlich sind, dass sich diese Debatte derart zugespitzt hat. Wir wissen aber auch, dass unser Unternehmen – und unsere Branche insgesamt – Teil der Lösung sein muss und sein kann.“Mittlerweile seien mit der Umweltprämie über 160 000 Kunden auf moderne Fahrzeuge umgestiegen.
Der ausgerufene „Kulturwandel“für mehr ethisches Verhalten lässt den Konzern angesichts bekannt gewordener Abgastests an Affen in den USA indes nicht los. Vor der VWVertretung protestierten Tierschützer. Müller sagte dazu, die ethischmoralischen Standards des Konzerns ließen solche Experimente nicht zu. Die Nachricht von den Affentests habe alle bei VW „im ersten Moment aufgeschreckt“. Die angestrebte stärkere Eigenverantwortung der Marken komme indes voran. „Die Silos brechen auf“, sagte Müller zu den bisher sehr hierarchischen Strukturen.