Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie ein Dorf die Kinostadt Augsburg abhängt
... wenn man die Zahl der Plätze pro Einwohner betrachtet. Denn an der B 2 heißt es ab Samstag: „Film ab“. Dort entstand für acht Millionen Euro ein Freizeittempel, der jedes Jahr mindestens 150 000 Menschen anlocken soll
An der B 2 nach Donauwörth heißt es ab kommendem Samstag: „Film ab.“Dort entstand als Ersatz für das alte Meitinger „Cinderella“-Kino für acht Millionen Euro ein neuer Freizeittempel, der jedes Jahr mindestens 150000 Menschen anlocken soll.
Meitingen Seit am Montag der Kran anrückte und den Schriftzug hoch oben an der Fassade anbrachte, ist es nicht mehr zu übersehen: In der Region gibt es ein neues Kino. Am kommenden Samstag öffnet das Meitinger Cineplex erstmals für Publikum seine Pforten und der kleine Ort Westendorf wird das große Augsburg in der deutschen Kinorangliste meilenweit abhängen ... Doch dazu später mehr.
Zunächst die Fakten zu dem Acht-Millionen-Euro-Projekt in Sichtweite der B2: Bauherren des neuen Freizeittempels sind Werner Rusch und seine Familie, die in der Region etliche Kinos betreiben, auch in Aichach und Königsbrunn. Das neue Projekt in Meitingen liegt in Händen von Alexander Rusch. Der 35-Jährige erklärt, warum der Bau länger dauerte als geplant. Zunächst hatte es Probleme mit dem Grundwasser gegeben. Hinzu kam, dass die Hochbaufirma dreieinhalb Monate länger brauchte als vorgesehen. Schließlich hätte es noch mehrere kleinere Verzögerungen gegeben. „Bei einem Kinobau ist vieles nicht von der Stange“, sagt Rusch.
Am heutigen Mittwoch aber ist für die Betreiber nun ein entscheidender Tag – es ist die letzte vieler Baubesprechungen anberaumt. Am Samstag, 17. März, sollen die Besucher alle sieben Kinosäle mit insgesamt 800 Sitzplätzen besichtigen und dort auch schon Filme sehen können. Rusch verrät außerdem, was die Gäste am Eröffnungstag erwartet: „Die ersten 500 Besucher erhalten einen Stoffrucksack gefüllt mit Gutscheinen und Geschenken.“Außerdem werde es für alle einen Sektempfang und eine Party geben, ehe die Filme anlaufen.
Das große neue Kino im Gewerbegebiet wird mit allem ausgerüstet werden, was modernste Kinos bieten: von Laserprojektion über 3-D bis hin zu Technik für Tagungen. Eine Besonderheit sind die MotionSeats-Sessel, die sich mit dem Film mitbewegen. Dabei wird der Zuschauer aber nicht wild durchgeschüttelt. Vielmehr geht es dabei um feine Bewegungen. Für Kinder wird es einen Indoor-Spielplatz geben, der sich über zwei Etagen erstreckt und mit einer großen Rutsche vom Ober- ins Erdgeschoss ausgestattet Das Cineplex löst das alte Cinderella-Kino beim Meitinger Freibad ab. Die Familie Rusch und die Fans haben bereits Abschied genommen. In dem 1992 gebauten Lichtspielhaus mit vier Sälen lief am Samstag der letzte Film. Am Sonntag strömten Hunderte Menschen herbei, um ausrangierte Stühle für einen guten Zweck zu ergattern.
Rund 45 000 Besucher zählte das alte Kino pro Jahr, im neuen sollen es mehr als drei Mal so viel werden. Mit mindestens 150 000 Besuchern kalkulieren die Ruschs in Meitingen – wobei das nicht ganz richtig ist. Denn eigentlich liegt das neue Kino auf dem Gebiet der an Meitingen angrenzenden 1600-Seelen-Gemeinde Westendorf. Das „Kinodorf“im Augsburger Land kommt damit auf einen Schnitt von einem Kinoplatz für zwei Einwohner – an diesen Wert kam Augsburg selbst in seinen besten Zeiten nicht heran.
Die Fuggerstadt schmückte sich Anfang des Jahrzehnts mit Rang eins der Kinoplatz-Tabelle deutscher Großstädte. Damals gab es in Augsburg 21 Plätze je 1000 Einwohist. ner. Doch seit das Großkino Cinestar im Fuggerstadtcenter dichtgemacht hat, reicht es trotz Cinemaxx – mit neun Sälen und 2400 Plätzen das größte Kino der Region – und Kino-Dreieck im Ranking nur noch zu einem Platz im Mittelfeld. Immerhin: Im Mai soll das Center am Bahnhof unter dem Namen „Helio“wieder eröffnen und das Cinestar will einen neuen Anlauf wagen. Dort gibt es neun Säle mit 2000 Plätzen – an Westendorfs Pro-KopfZahlen kommen die Augsburger aber nicht mehr heran...