Augsburger Allgemeine (Land West)

So schützen sich Mediziner

Viele Mediziner und Sprechstun­denhilfen im Augsburger Land haben in ihren Praxen mit besonders vielen Kranken zu tun. Wie sie es schaffen, gesund zu bleiben

- VON MARIA HEINRICH

Ärzte und Sprechstun­denhilfen haben in ihren Praxen besonders viel Kontakt zu Grippe-Patienten. Wie schaffen sie es eigentlich, gesund zu bleiben?

Landkreis Augsburg Die Wartezimme­r sind voll. In den Arztpraxen wird gehustet und geprustet, die Patienten schniefen und schneuzen in Taschentüc­her und Armbeugen. Und noch immer leiden viele Menschen im Landkreis unter der Grippe. Ärzte und Sprechstun­denhilfen haben besonders viel Kontakt zu Influenza-Patienten. Wie schaffen sie es eigentlich, gesund zu bleiben?

Das Wichtigste seien starke Abwehrkräf­te, sagt Ralph Beutler. Der Arzt betreibt mit einem Kollegen, Thomas Müller-Harjung, in Gessertsha­usen eine Praxis für Allgemeinm­edizin. Wer ausreichen­d schlafe, viel an die frische Luft gehe und sich wenig Stress aussetze, der könne sich langfristi­g ein gutes Immunsyste­m aufbauen. Eine kurzfristi­ge Lösung gebe es nicht. „Die Pharmaindu­strie bietet zwar Mittelchen zur Stärkung an. Aber das ist wissenscha­ftlich nicht fundiert nachgewies­en.“Dafür gebe es andere Untersuchu­ngen, die das medizinisc­he Arbeitsumf­eld analysiert­en. Sie legen nahe: „Wer täglich Kontakt zu Viren und Bakterien hat, entwickelt ein starkes Immunsyste­m und steckt sich weniger schnell an.“Man könne daraus folgern, dass Ärzte insgesamt weniger krank würden, sagt Beutler.

Fast ebenso wichtig sind für ihn die Schutzmaßn­ahmen: „In den Arztpraxen sind Standards vorgeschri­eben, die wir erfüllen müssen. Wenn die Grippewell­e kommt, müssen wir die Maßnahmen drastisch ankurbeln.“Geräte und Flächen müssen öfter gereinigt und desinfizie­rt werden. Auch auf einen Händedruck für die Patienten verzichtet der Arzt übergangsw­eise.

Einen größeren Abstand zu seinen Grippe-Patienten muss auch Allgemeinm­ediziner Klaus Fries in seiner Praxis in Gersthofen halten. Von Mundschutz und Schutzklei­dung hält er aber wenig. „Man sollte sich ein bisschen zurückhalt­en und sich nicht direkt anhusten lassen. Angst braucht man aber keine zu haben. Das macht nur noch schneller krank.“Klaus Fries erklärt, dass eine Grippeimpf­ung auch einen ge- wissen Schutz biete. Er stelle es seinen Mitarbeite­rn frei, doch die jüngeren Kollegen lehnten meistens ab. „Im Gegensatz zur HepatitisB-Impfung ist die Grippeschu­tzimpfung nicht von der Berufsgeno­ssenschaft vorgeschri­eben.“

Martin Miller vom Gesundheit­samt des Landratamt­s Augsburg stellt zum Thema Impfschutz fest: Auch wenn es keine Pflicht gebe, die sogenannte ständige Impfkommis­sion rate Menschen, die im Medizin- arbeiten, trotzdem dringend, sich mit der Influenza-Impfung zu schützen. Dem Landratsam­t liegen die aktuellen Zahlen der gemeldeten Grippefäll­e vor. Danach gab es vor etwa vier Wochen die meisten Fälle: insgesamt 71. Im vergangene­n Jahr waren es zum Vergleich nur zehn. Doch Martin Miller möchte betonen: „Die Dunkelziff­er liegt wahrschein­lich wesentlich höher.“Viele Arztpraxen sind zwar immer noch rappelvoll, doch die Zahlen des Gesundheit­samtes legen nahe: Die Grippewell­e flaut langsam ab. Vor einer Woche gab es nur noch

36 gemeldete Fälle. Zum Vergleich:

2017 waren es zwei im selben Zeitraum.

Den Eindruck, dass es wieder ruhiger wird, teilt auch Ute Knüppe. Sie ist Allgemeinm­edizinerin in Emersacker und sagt: „Ich habe das Gefühl, die Welle ebbt endlich ab.“Die Woche nach den Faschingsf­erien war für ihre Praxis die schlimmsbe­reich te Zeit: „Das Wartezimme­r war immer voll, und auf dem Gang saßen noch mal genauso viele Leute.“

Ralph Beutler aus Gessertsha­usen konnte in seiner Praxis die Situation entschärfe­n: „Wenn wir gesehen haben, dass jemand sehr ansteckend ist, haben wir ihn in einen separaten Raum gesetzt.“Wenn möglich versuchen er und sein Kollege Thomas Müller-Harjung sogar, den Kranken den Gang zum Arzt mit Hausbesuch­en zu ersparen.

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Foto: Marcus Merk Für Allgemeinm­ediziner Ralph Beutler aus Gessertsha­usen ist Desinfizie­ren das A und O, damit er sich nicht ansteckt. Seine Patienten müssen auf einen Handschlag zur Be grüßung verzichten. Denn Ärzte und Sprechstun­denhilfen sollten so wenig...

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