Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein Telefon Mitschnitt führt zum Täter
Mutmaßlicher Entführer von Markus Würth schweigt zu den Vorwürfen
Fulda Im spektakulären Entführungsfall Würth hat eine Zeugin den wegweisenden Hinweis für die Verhaftung des mutmaßlichen Täters geliefert. Die Frau aus dem RheinMain-Gebiet hatte die Stimme des Tatverdächtigen wiedererkannt und im Januar, rund zweieinhalb Jahre nach der Entführung von Milliardärssohn Markus Würth, die Polizei informiert. Diese hatte zur Fahndung den Mitschnitt eines Anrufs des Lösegeld-Erpressers verbreitet.
Der 48-Jährige sitzt seit Mittwoch in U-Haft wegen des Tatverdachts des erpresserischen Menschenraubes. Im Fall einer Verurteilung droht ihm eine Haft zwischen fünf und 15 Jahren. Der mutmaßliche Täter schweigt zum Vorwurf. Er habe sich nach seiner Festnahme wortreich eingelassen, aber nicht zur Entführung geäußert.
Spezialeinheiten der Polizei hatten den Mann aus Serbien in seiner Wohnung in einem Offenbacher Hochhaus festgenommen. Er soll im Juni 2015 den geistig behinderten Sohn des baden-württembergischen Milliardärs und Unternehmers Reinhold Würth in Schlitz (Vogelsbergkreis) entführt haben. Nach einer gescheiterten Lösegeldübergabe wurde das Opfer tags darauf in einem Wald bei Würzburg an einen Baum gekettet aufgefunden. Er war unversehrt. Der Erpresser hatte den Ermittlern Koordinaten beschrieben, wo sie Markus Würth finden. Er war aufgrund seiner Behinderung nicht in der Lage, der Polizei wertvolle Hinweise zu den Geschehnissen zu geben.
Im Januar hatte die Hinweisgeberin aus dem Rhein-Main-Gebiet ein Fahndungsplakat zu dem Fall gesehen und sich bei der Hotline der Polizei den Sprach-Mitschnitt angehört. Die Stimme habe sie an einen Mann erinnert, der Handwerkerarbeiten in ihrem Haushalt erledigt hatte. Der 48-Jährige ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er lebt seit 1994 in Deutschland und hat keine Vorstrafen. Im Fall Würth gab es nach 2015 einen weiteren Erpressungsversuch. Im April 2017 sei per E-Mail ein weiterer Kontakt zur Familie gesucht worden, teilten die Ermittler mit. Es seien 70 Millionen Euro in Kryptowährung verlangt worden. Der Erpresser habe gedroht, erneut den Würth-Sohn zu entführen oder ein anderes Mitglied der Familie. Doch dazu kam es nicht. Die Polizei hatte den mutmaßlichen Entführer seit Januar intensiv überwacht und eine große Menge an Informationen gesammelt und ausgewertet.