Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Königin der Instrumente verbindet
Die Orgel in der St. Anna Kirche steht für die Beziehung der Fugger zur Gemeinde
Sie ist das Herzstück der St. Anna Kirche in der Innenstadt: die auffällige Schrankflügel-Orgel am Ende des Kirchenschiffs, auch FuggerOrgel genannt. Sie liegt in der Fuggerkapelle, die vor 500 Jahren von Jakob Fugger als Familiengrab gestiftet wurde, und ist im Renaissance-Stil erbaut. An der Orgel wird Professor Karl Maureen im Rahmen der jährlichen Konzertreihe „Die Fugger und die Musik“am 8. Oktober ein Orgelkonzert spielen.
Die Hauptorgel ist ein Bindeglied zwischen der Kirchengemeinde und den Fuggern, sie gehört beiden. Der Orgelprospekt, also das Gehäuse, und die Flügelbilder, ist im Besitz der Fuggerschen Stiftungen. Eines der von Jörg Breu gestalteten Flügelbilder der Orgel in der Fuggerkapelle zeigt sogar den Stifter Jakob Fugger. Das Orgelwerk, also der Teil, der bespielt wird, gehört seit 1902 der St. Anna-Gemeinde. Die Orgel wurde übrigens 1512 vom Orgelmacher Jan Behaim von Dobrau ausgestattet.
Mit dem Original hat die Fuggerorgel in ihrer heutigen Form nur noch wenig zu tun: Sie wurde immer wieder umgebaut, brannte 1944 im Zweiten Weltkrieg komplett ab und wurde ersetzt. Trotzdem gilt sie als historisch bedeutsam. Hinsichtlich der äußeren Form und des Klangs war sie Vorbild für Orgelbauten in Schwaben bis etwa 1600. „Die akustische Verbindung zwischen der Orgel und dem Raum ist auch heute noch sehr schön“, sagt Kantor Michael Nonnenmacher.
Hier, in der katholischen Fuggerkapelle inmitten der evangelischen St. Anna Kirche, wird die Verbindung zwischen Musik und den Fuggern spürbar. Für Maria Theresia Gräfin Fugger von Glött ist „die Musik ein gemeinsames Element zwischen den Fuggern und der Gemeinde“. Dem Einfluss der Fugger auf das musikalische und künstlerische Leben wollen die Fuggerschen Stiftungen und das Stadtmarketing Augsburg auch dieses Jahr wieder in ihrer Reihe „Die Fugger und die Musik“gedenken. Das diesjährige Motto des Programms lautet: „Die Fugger und Spanien.“Denn auch in Spanien gibt es Denkmäler wie das Bergwerk Almadén in Kastilien, die an die Familie und das Handelshaus der Fugger erinnern.
Seit 2017 tragen der Orgelbau und die Orgelmusik den Titel Immaterielles Weltkulturerbe der Unesco. Die Orgelkonzerte in der Musikreihe „Die Fugger und die Musik“sind dementsprechend gekennzeichnet. Das Konzert am 8. Oktober in der Anna-Kirche hat als Einziges keine spanischen Kompositionen auf dem Programm. Mit einem Potpourri aus Werken von Dieterich Buxtehude bis zur klassischen Moderne soll der Weihe der Fuggerkapelle vor 500 Jahren erinnert werden.