Augsburger Allgemeine (Land West)
Neues Kletterzentrum soll im Mai eröffnen
Augsburg wird Landesleistungszentrum, der erste Wettbewerb ist im Juli. Was das für Breitensportler bedeutet
Die Zeit ist absehbar: Anfang Mai soll die neue Alpenverein-Kletterhalle an der Sportanlage Süd fertig sein. Zuletzt wurde dort eifrig „geschraubt“, was im Klettersport nichts mit Bauarbeiten zu tun hat. Die sind inzwischen so weit fortgeschritten, dass die Mitglieder der Sektion Augsburg im Deutschen Alpenverein (DAV) bereits Griffe und Tritte an den Kletterwänden befestigen, also schrauben konnten.
Sechs Millionen Euro wurden in den Neubau investiert. Der Freistaat, die Stadt Augsburg sowie die Mitglieder der DAV-Sektion haben ihren Beitrag dazu geleistet. Augsburg wird mit dieser Halle zum Landesleistungszentrum Sportklettern; eine Entscheidung, die lange diskutiert worden war. Eine Sorge der Kletter- und Boulderszene in Augsburg: Für den Breitensport könnte nicht mehr genug Platz und Kletterzeit bleiben, wenn in der Halle künftig auch Leistungssportler trainieren. Ferdinand Triller vom DAV, der die Halle mit Oliver Bader leiten wird, hält dagegen: „Der Breitensport konzentriert sich im Großen und Ganzen auf die Abendstunden, die Profis trainieren früher“, sagt Triller.
Die Kletterfläche, die sich in einen Innen- und Außenbereich aufgliedert, hat sich durch den Neubau vergrößert – insgesamt stehen nun über 4000 Quadratmeter zur Verfügung. Außerdem gibt es das Zweieinhalbfache an Routen, also den „Strecken“, die Kletterer in der Vertikalen zu meistern haben. Einige Wände seien, so Triller, sogar komplett dem Breitensport vorbehalten.
Die Sektion Augsburg will die Chancen, die ein Landesleistungszentrum bietet, nutzen. „Wir wollen Profi- und Breitensport zusammenwachsen lassen“, sagt Ulrich Kühnl, Vorsitzender der DAV-Sektion Augsburg. Sowohl er als auch Triller sind überzeugt, dass dies schon deshalb funktioniert, weil Hobbykletterer in der Halle Profis begegnen und sie beobachten können. Mit dem Landesleistungszentrum gewinne auch die Sportstadt Augsburg an Profil: „Neben dem FCA, den Panthern und den Kanuten werden die Kletterer die vierte Säule sein“, hofft Kühnl. Im Juli wird Augsburg Schauplatz für das erste große Sportereignis sein: Dann findet hier die Deutsche Meisterschaft Olympic Combined statt. Die Sportler messen sich hier in drei Disziplinen, das neue Format wurde für die Olympischen Spiele in Tokio 2020 erarbeitet. Klettern wird dann erstmals olympische Disziplin sein. Triller ist stolz darauf, dass das neue Leistungszentrum in Augsburg mit diesem Wettbewerb eingeweiht wird. „Wir sind derzeit die einzige Halle in Deutschland, die das ausrichten kann.“
Die Kletterwände haben künftig eine Höhe von bis zu 17 Metern – und damit fünf mehr als bisher. Auch einen Boulderbereich gibt es, also Routen, die ohne Seil und Sicherung geklettert werden können. Neu ist ein Bereich auf der Galerie, in dem Schulungen abgehalten werden können. Ein kleines Geschäft mit Sport- und Kletterzubehör wird es auch nach der Wiedereröffnung geben, ebenso einen Gastro-Bereich und einen Seminarraum. Zudem mietet eine Praxis für Physiotherapie Räume an. Was die Preise betrifft, wollen sich Triller und Kühnl noch nicht festlegen. Allerdings wird der Eintritt in die neue Halle teurer werden als bislang. „Wir werden uns an umliegenden Hallen in Ulm und München orientieren, wahrscheinlich aber etwas darunter liegen.“Im Juni wird die Halle eingeweiht, Klettern ist voraussichtlich ab Anfang Mai möglich.