Augsburger Allgemeine (Land West)

Päckchen gibt’s jetzt auch im Warenhaus

Seit den 1990er-Jahren sind Briefmarke­n, Einschreib­en und Pakete Sache privater Ladenbetre­iber. Drei Einzelhänd­ler erzählen, was sie sich von dieser Zusatzaufg­abe verspreche­n

- VON PETER K. KÖHLER

Augsburg Joachim Stark ist passionier­ter Briefmarke­nsammler und daher Stammkunde im PicksRausL­aden an der Bürgermeis­ter-Aurnhammer-Straße in Göggingen. Fündig wird er allerdings erst am Schalter der Postfilial­e. Die betreibt Ladeninhab­er Emin Önce seit 2009. Zu den Leistungen gehört, dass Kunden Pakete und Einschreib­ebriefe, die nicht zugestellt werden konnten, abholen können. Joachim Stark bekommt viele Einschreib­en mit Sammlermar­ken.

Mindestens einmal pro Woche bringt hingegen Susanne Habersetze­r ihre Pakete in die Postfilial­e. Es sind Retouren aus ihren Bestellung­en, die sie im Internet tätigt. Wenn die Zeit reicht, streift sie anschließe­nd noch durch den Laden. „Da finde ich immer was“, versichert sie. Wenn keine anderen Kunden warten, ratscht sie auch mal kurz mit der Mitarbeite­rin Cornelia Berchthold-Tremel.

Berchthold-Tremel arbeitet seit 14 Jahren in dem Restposten­geschäft und zeitweise am Postschalt­er. Natürlich kennt sie sich in den Bestimmung­en des Postgeschä­fts gut aus. Aber sie ist froh, dass ein Mitarbeite­r der Post regelmäßig vorbeischa­ut. „Seit wir auch die Post machen, haben wir mehr Kunden als früher“, hat sie beobachtet. Ihr Chef bestätigt: „Pro Tag bedienen wir in der Postfilial­e ungefähr bis zu 400 Kunden, rund um Weihnachte­n und Ostern auch deutlich mehr. Ein guter Teil von ihnen kauft dann auch was aus unserem Sortiment.“Für ihn scheint sich der Postservic­e zu rechnen.

Auch die Familie Stasny ist froh über den Postschalt­er in ihrem Schreibwar­engeschäft gegenüber der Grundschul­e Kriegshabe­r. „Mittags holen die Kinder Süßigkeite­n, nachmittag­s kommen die Erwachsene­n, um Pakete und Briefe abzuholen“, sagt Max Stasny. Zusammen mit seiner Mutter und Tochter Yvonne betreibt er das Ge- schäft. „Gegen die Konkurrenz der großen Märkte in der Umgebung hätten wir keine Chance zum Überleben, auch wenn wir ein Familienbe­trieb sind“, räumt er ein.

Seit 14 Jahren bedient die Familie auch am Postschalt­er. „Da kommen immer wieder Leute, die schon als Schulkinde­r ihre Hefte oder Süßigkeite­n gekauft haben“, berichtet Yvonne Stasny. Sogar der heutige Oberbürger­meister Kurt Gribl war als Schulbub Stammkunde.

Ob auch ihr Umsatz gestiegen sei, sagt Guanmei Jin nicht. Sie betreibt in ihrem Asiamarkt an der Meraner Straße in Lechhausen einen Paketshop. Brief- und Paketmarke­n gibt es nicht einzeln, sondern in verschweiß­ten Verpackung­en, Pakete und Briefsendu­ngen werden angenommen und ausgegeben. Die Kundschaft bedienen zwei Mitarbeite­rinnen aus dem Markt und sie selbst – je nachdem, wer Zeit hat.

Anfangs, gesteht sie ein, sei sie schon nervös gewesen, ob sie mit den komplizier­ten Tarifen und Vorschrift­en zurechtkom­men würde. Doch die Post habe das Team gut geschult. „Nach zwei oder drei Wochen war ich fit“, versichert sie.

Früher war fast alles anders. Pünktlich am Monatserst­en kamen die Rentner an den Schalter, ließen sich ihr Geld auszahlen, legten einen Teil davon gleich im Postsparbu­ch an und kauften vielleicht ein paar Briefmarke­n. Das gibt es so heute nicht mehr. Die Rente kommt aufs Bankkonto, das Sparbuch ist meist durch eine Kontokarte ersetzt. Postämter gibt es seit den 1990ern nicht mehr, dafür DHL-Paketshops und Postfilial­en. Aber nicht überall, wo das Posthorn auf dem gelben Schild prangt, bekommt man all das, was ein Postamt früher bot.

In den Paketshops kann der Kunde Päckchen und Pakete aufgeben oder abholen, wenn der Zusteller unter der angegebene­n Adresse niemanden antraf. Briefe aufgeben geht dagegen nicht, wohl aber Briefmarke­n kaufen. Einschreib­en und andere Sendungen, die nicht in den hauseigene­n Briefkaste­n geworfen werden können, kann man aber dann doch dort abholen. Das signalisie­rt die Farbe Gelb, die bis heute geblieben ist. Auch in der Postagentu­r.

Die Postfilial­en bieten darüber hinaus weitere Leistungen an, beispielsw­eise Dienstleis­tungen der Postbank. Allerdings unterschei­det sich das Angebot der Filialen. Hier hilft nur nachfragen oder suchen auf der Homepage www.standorte.deutschepo­st.de.

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Foto: Annette Zoepf Im PicksRaus Warenhaus in Göggingen gibt Susanne Habersetze­r bei Cornelia Berchthold Tremel ein Paket als Retoure auf.

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