Augsburger Allgemeine (Land West)
Päckchen gibt’s jetzt auch im Warenhaus
Seit den 1990er-Jahren sind Briefmarken, Einschreiben und Pakete Sache privater Ladenbetreiber. Drei Einzelhändler erzählen, was sie sich von dieser Zusatzaufgabe versprechen
Augsburg Joachim Stark ist passionierter Briefmarkensammler und daher Stammkunde im PicksRausLaden an der Bürgermeister-Aurnhammer-Straße in Göggingen. Fündig wird er allerdings erst am Schalter der Postfiliale. Die betreibt Ladeninhaber Emin Önce seit 2009. Zu den Leistungen gehört, dass Kunden Pakete und Einschreibebriefe, die nicht zugestellt werden konnten, abholen können. Joachim Stark bekommt viele Einschreiben mit Sammlermarken.
Mindestens einmal pro Woche bringt hingegen Susanne Habersetzer ihre Pakete in die Postfiliale. Es sind Retouren aus ihren Bestellungen, die sie im Internet tätigt. Wenn die Zeit reicht, streift sie anschließend noch durch den Laden. „Da finde ich immer was“, versichert sie. Wenn keine anderen Kunden warten, ratscht sie auch mal kurz mit der Mitarbeiterin Cornelia Berchthold-Tremel.
Berchthold-Tremel arbeitet seit 14 Jahren in dem Restpostengeschäft und zeitweise am Postschalter. Natürlich kennt sie sich in den Bestimmungen des Postgeschäfts gut aus. Aber sie ist froh, dass ein Mitarbeiter der Post regelmäßig vorbeischaut. „Seit wir auch die Post machen, haben wir mehr Kunden als früher“, hat sie beobachtet. Ihr Chef bestätigt: „Pro Tag bedienen wir in der Postfiliale ungefähr bis zu 400 Kunden, rund um Weihnachten und Ostern auch deutlich mehr. Ein guter Teil von ihnen kauft dann auch was aus unserem Sortiment.“Für ihn scheint sich der Postservice zu rechnen.
Auch die Familie Stasny ist froh über den Postschalter in ihrem Schreibwarengeschäft gegenüber der Grundschule Kriegshaber. „Mittags holen die Kinder Süßigkeiten, nachmittags kommen die Erwachsenen, um Pakete und Briefe abzuholen“, sagt Max Stasny. Zusammen mit seiner Mutter und Tochter Yvonne betreibt er das Ge- schäft. „Gegen die Konkurrenz der großen Märkte in der Umgebung hätten wir keine Chance zum Überleben, auch wenn wir ein Familienbetrieb sind“, räumt er ein.
Seit 14 Jahren bedient die Familie auch am Postschalter. „Da kommen immer wieder Leute, die schon als Schulkinder ihre Hefte oder Süßigkeiten gekauft haben“, berichtet Yvonne Stasny. Sogar der heutige Oberbürgermeister Kurt Gribl war als Schulbub Stammkunde.
Ob auch ihr Umsatz gestiegen sei, sagt Guanmei Jin nicht. Sie betreibt in ihrem Asiamarkt an der Meraner Straße in Lechhausen einen Paketshop. Brief- und Paketmarken gibt es nicht einzeln, sondern in verschweißten Verpackungen, Pakete und Briefsendungen werden angenommen und ausgegeben. Die Kundschaft bedienen zwei Mitarbeiterinnen aus dem Markt und sie selbst – je nachdem, wer Zeit hat.
Anfangs, gesteht sie ein, sei sie schon nervös gewesen, ob sie mit den komplizierten Tarifen und Vorschriften zurechtkommen würde. Doch die Post habe das Team gut geschult. „Nach zwei oder drei Wochen war ich fit“, versichert sie.
Früher war fast alles anders. Pünktlich am Monatsersten kamen die Rentner an den Schalter, ließen sich ihr Geld auszahlen, legten einen Teil davon gleich im Postsparbuch an und kauften vielleicht ein paar Briefmarken. Das gibt es so heute nicht mehr. Die Rente kommt aufs Bankkonto, das Sparbuch ist meist durch eine Kontokarte ersetzt. Postämter gibt es seit den 1990ern nicht mehr, dafür DHL-Paketshops und Postfilialen. Aber nicht überall, wo das Posthorn auf dem gelben Schild prangt, bekommt man all das, was ein Postamt früher bot.
In den Paketshops kann der Kunde Päckchen und Pakete aufgeben oder abholen, wenn der Zusteller unter der angegebenen Adresse niemanden antraf. Briefe aufgeben geht dagegen nicht, wohl aber Briefmarken kaufen. Einschreiben und andere Sendungen, die nicht in den hauseigenen Briefkasten geworfen werden können, kann man aber dann doch dort abholen. Das signalisiert die Farbe Gelb, die bis heute geblieben ist. Auch in der Postagentur.
Die Postfilialen bieten darüber hinaus weitere Leistungen an, beispielsweise Dienstleistungen der Postbank. Allerdings unterscheidet sich das Angebot der Filialen. Hier hilft nur nachfragen oder suchen auf der Homepage www.standorte.deutschepost.de.