Augsburger Allgemeine (Land West)
Mamma Mia, was für eine Stimmung
Beim ABBA-Spektakel in der Stadthalle tanzt das Publikum
Gersthofen Licht aus, Spot an – oder vielmehr den berühmten „Super Trouper“, wie der große Bühnenscheinwerfer im englischen Sprachraum auch gerne bezeichnet wird. Mit „ABBA Gold“wurde in der Gersthofer Stadthalle eine berauschende Bühnenshow präsentiert, die auf überzeugende Weise in eine längst vergangene Musikära entführte und all die unvergessenen Pophits der schwedischen Kultformation zu neuem Leben erweckte.
Die Interpreten hatten im Vorfeld unzählige Videos, Fotobände und Tonträger analysiert, um dem Publikum so authentisch wie möglich den eingängigen Sound der vier Musikikonen namens Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid nahezubringen. Und diese Mühen haben sich zweifelsohne auch gelohnt: Bereits bei den ersten Takten von „Waterloo“erfasste ein unerklärliches ABBA-Fieber die Besucher, die von diesem Zeitpunkt an aus irgendeinem Grunde den Abend lieber im Stehen genossen als auf ihren angetrauten Sitzgelegenheiten. Besonders schön war, dass sich der nostalgische Liedermarathon keineswegs nur auf statisch inszenierte Gesangsdarbietungen beschränkte, sondern mittels einer gelungenen Kombination zahlreicher origineller Einfälle für allerbeste Feierlaune sorgte. Denn nicht nur die originalgetreuen Glitzerkostüme und die durchwegs dynamische Bühnenpräsenz der vier Interpreten wussten zu überzeugen, sondern gleichermaßen die vielen kleinen Einfälle und Extras im Umfeld der Show – wie beispielsweise riesige blinkende Discokugeln, ein buntes Scheinwerferspektakel im Stile der 70er-Jahre sowie eine Videoleinwand im Hintergrund, auf welcher eine psychedelische Lichtperformance für eine unverfälschte ABBA-Atmosphäre sorgte.
Die größte Herausforderung für das quirlige Quartett bestand jedoch darin, gemäß ihrer großen Vorbilder die Arrangements derart zu gestalten, dass sämtliche Stimmen in absoluter Synchronität erklangen, was dem Ensemble in bemerkenswerter Weise gelungen ist. Und die Wirkung auf das Publikum war nicht zu übersehen: Beim rockigen „Mamma Mia“fingen manche Besucher an, spontan das Tanzbein zu schwingen, beim emotionalen „The Winner Takes it All!“wurden die beleuchteten Displays der Handys hin- und hergeschwenkt – wie zu früheren Zeiten die Feuerzeuge.
Sehr stimmungsvoll war auch, dass einer der sinnlicheren Songblöcke ganz ohne Elektronik und ausschließlich mit akustischen Gitarren arrangiert wurde, so wie es einstmals die vier Kultschweden ebenfalls immer wieder getan hatten. Je weiter der Abend voranschritt, desto mehr Partystimmung herrschte schließlich unter den Gästen. Bei „SOS“, „Fernando“und „Gimme Gimme Gimme“hielt es jedenfalls niemanden mehr auf seinem Platz. Nicht zuletzt gewannen die Interpreten einen weiteren großen Sympathiepunkt hinzu, indem sie das Mitfilmen und Fotografieren nicht nur großherzig zuließen, sondern sogar ausdrücklich darauf bestanden. Auf den letzten offiziellen Song des Abends hatten schließlich alle echten ABBA-Fans schon die ganze Zeit hindurch gewartet und freilich wurde auch hier niemand enttäuscht: Beim legendären „Dancing Queen“gab es im Publikum kein Halten mehr und alle stimmten mit ausschweifenden Körperbewegungen in den klassischen Evergreen mit ein, bevor ganz am Schluss der große Jubelsturm unter den Gästen ausbrechen konnte. Insgesamt ein äußerst gelungener Abend, eine authentische Hommage und eine ausgelassene Zeitreise in eine sehr viel unbeschwertere Welt, in welcher noch schöne Stimmen und markante Melodien statt gefühllose Elektronik die Showbühnen beherrschten.
Sämtliche Stimmen erklingen in absoluter Synchronität