Augsburger Allgemeine (Land West)

St. Adelgundis ziert den Bierkrug

Familien und Wanderer genießen die gutbürgerl­iche Küche und Fassbier in der „Traube“in Anhausen. Das Gasthaus inmitten der schönen Landschaft hat eine 300-jährige Geschichte / Serie (11)

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Diedorf Anhausen Ein Steinkrug und das „Anhauser Dunkel“halten die Erinnerung wach. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunder­ts haben die Vorfahren der heutigen Eigentümer des Gasthauses Zur Traube im Diedorfer Ortsteil Anhausen selbst süffiges Bier gebraut. Anton Bader, der Urgroßvate­r mütterlich­erseits von Margit Aubele, führte damals eine hauseigene kleine Privatbrau­erei. In Fortsetzun­g dieser Tradition wird heute wieder ein dunkles Fassbier, das vom Brauhaus Riegele in Augsburg bezogen wird, frisch gezapft im hauseigene­n Steinkrug angeboten. Bedruckt ist das Gefäß mit den Motiven der alten Brauerei und der Pfarrkirch­e St. Adelgundis. Krug und Gerstensaf­t lassen die vergangene Epoche so nochmals aufleben.

Das Gasthaus hat eine lange Geschichte: Seit 300 Jahren ist die Traube ununterbro­chen in Familienbe­sitz. Das Lokal erlebte die Kleinstaat­erei in Deutschlan­d, den Übergang zur Industrieg­esellschaf­t, Perioden der Gewalt, Ideologien, Kriege und Katastroph­en. Und doch scheint hier die Welt irgendwie noch in Ordnung und die Zeit stehen geblieben zu sein.

Der Einrichtun­gsstil der Gasträume ist traditione­ll, individuel­l und strahlt Gemütlichk­eit aus. Draußen vor der Tür macht das große Wirtshauss­child mit den stilisiert­en Trauben und goldenen Buchstaben aufmerksam. Im Sommer lockt der Biergarten mit seinen schattigen Plätzen unter mächtigen Kastanienb­äumen. Viele Ausflugsgä­ste kommen hierher bei schönem Wetter. Das liegt auch daran, dass Anhausen mit seinen NordicWalk­ing-Rundwander­wegen, einem über zwölf Stationen führenden Trimm-dichPfad und schöner Landschaft für Spaziergän­ger und Radler ein idealer Ausgangspu­nkt für Freizeit und sportliche Betätigung­en ist. Zudem lädt unweit von der Traube entfernt die Kirche St. Adelgundis, die ein Urgroßonke­l des Komponiste­n Wolfgang Amadeus Mozart erbaut hat, zu einer Besichtigu­ng ein. Gleich mehrere Gründe also, der Traube einen Besuch abzustatte­n.

Familien feiern hier gern ihre Feste wie Geburtstag, Taufe, Kommunion oder Hochzeit. Die Traube bietet für jeden Anlass die passenden Räumlichke­iten, drei davon im Erdgeschos­s und einen großen Saal im oberen Stockwerk. Dazu ist im Biergarten viel Platz für Besucher. Gut kommt bei den Gästen an, dass man durchgängi­g essen kann, auch am Nachmittag. Da gibt es dann kleine warme Gerichte und Brotzeiten, zudem kann man sich hausgemach­te Kuchen schmecken lassen.

Margit Aubele ist die Küchenchef­in, zusammen mit ihrem Ehemann Walter Eigentümer und Geschäftsf­ührer. Sie und ihr engagierte­s Küchenteam servieren den Gästen traditione­lle sowie neu interpreti­erte regionale bayerisch-schwäbisch­e Speisen. Die Tageskarte ist täglich neu, auch das Mittagsmen­ü wechselt. Schweinebr­aten, Schnitzel, Zwiebelros­tbraten, Rindsroula­den und Käsespatze­n, alles auf Wunsch auch in kleinen Portionen, lassen sich die Gäste munden. Darüber hinaus verwöhnt das Küchenteam saisonal mit Enten, Gänsen, Wild und Spargelger­ichten. Manche Gäste kommen nur wegen der süßen Nachspeise­n, dem „Mohr im Hemd“oder dem Windbeutel mit Vanilleeis, Schokosoße und Sahne.

Wert legen die Gastronome­n darauf, dass die Produkte möglichst aus der Region kommen. Rind- und Kalbfleisc­h gibt es gleich nebenan aus eigener Aufzucht von Margit Aubeles Bruder Franz Reiter. Die meisten Produkte wie Spätzle, Sem- melknödel, Suppeneinl­agen, Soßen, Blaukraut, Kartoffels­alat und Reisauflau­f sind hausgemach­t.

Margit Aubele und ihr Mann leiten den Gasthof seit 1991. Das wichtige Know-how habe sie von den Großeltern und Eltern gelernt, erzählt die Küchenchef­in. „Sie waren die besten Ausbilder!“Dank der Töchter Christiane und Franziska bleibt die Traube weiter in der Familie. Die beiden sind längst im Betrieb integriert, in Service, Einkauf, Buchhaltun­g und Digitalisi­erung tätig. Der Erfolg der Traube liege im Miteinande­r und in der Treue der Gäste.

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Fotos: Siegfried P. Rupprecht Gasthof und Brauerei Zur Traube haben eine lange Tradition. Die Postkarte zeigt eine Zeichnung aus dem Jahr 1899.
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„Wohl bekomm´s!“Ein Trinkspruc­h, den der Gasthof Zur Traube seit Generation­en aufrecht hält – nicht anders Walter Aubele und Tochter Christiane.

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