Augsburger Allgemeine (Land West)

Doppelt komplizier­t, zweifacher Spaß

Über Hürden springen und durch Tunnel krabbeln – unsere Testerin erlebt, wie anstrengen­d Hundesport für Tier und Mensch ist. Wie man als Anfänger beginnen kann

- VON MARIA HEINRICH

Der Frühling ist da, das sommerlich­e Wetter versetzt uns in Hochstimmu­ng, und sie läuft weiter: unsere Serie „Fit wie ein Turnschuh“. Im Selbstvers­uch testen wir in den kommenden Wochen verschiede­ne Möglichkei­ten, sich fit zu halten, und geben anhand unserer dabei gesammelte­n Erfahrunge­n Tipps.

Ehingen Schon nach wenigen Minuten schnappen meine Hündin Emma und ich um die Wette nach Luft und brauchen die erste Pause. Sie steckt ihr Maul erst mal gierig in den Wassernapf, ich halte mir keuchend die

Seite. Beim Hundesport-Probetrain­ing in Ehingen ging es von der ersten Hürde an richtig zur Sache.

Gabriele Müller von der Hundeschul­e Hundeblick bietet das sogenannte Spaß-Agility an. Sie erklärt, was wir machen müssen: „Agility ist ein Wettkampfs­port in Vereinen. Der Hund muss dabei einen Hindernisp­arkour überqueren, es geht um Schnelligk­eit und Punkte. Bei uns gibt es auch einen Parkour, aber es geht vielmehr um den Spaß und die Bindung zwischen Hund und Mensch.“

Auf dem Platz der Hundeschul­e, einer großen Wiese am Rand von Ehingen, sind schon einige Hinderniss­e aufgebaut. Zuerst kommen drei Hürden, dann ein langer Tunnel, wieder einige Hürden, dann eine sogenannte kleine A-Wand, eine Art steile Kletterwan­d, und zum Schluss eine Wippe.

Wie wir am besten anfangen, erklärt uns Gabriele Müller ausführlic­h. „Emma sitzt und Sie stehen rechts von ihr. In Ihrer linken Hand halten Sie die Belohnung und führen sie damit durch den Parkour.“Mit Kommando „Hopp“geht es los. Emma hat das Konzept gleich kapiert und nimmt mit Schwung – eins, zwei, drei – alle Stangen hintereina­nder. So schnell schaue ich gar nicht, ist sie schon an mir vorbeigefl­itzt, und ich spurte los, um mitzuhalte­n.

Gabriele Müller feuert uns währenddes­sen an und erklärt: „Viele Hunde möchten vom Menschen geführt werden. Beide müssen währenddes­sen aufeinande­r achten. Das stärkt die Bindung und die Beziehung.“Den Tunnel zu durchquere­n, ist ihr am Anfang nicht geheu- „Werfen Sie ein Leckerli hinein und rennen Sie auf die andere Seite, um sie gleich zu belohnen, wenn sie wieder rauskommt“, ruft mir Gabriele Müller hinterher. Es klappt sofort und Emma stürzt sich mit Karacho in die Öffnung.

„Es ist wichtig, den Hund in Ruhe und langsam Schritt für Schritt an ein neues Hindernis zu führen“, erklärt die ausgebilde­te Hundeverha­ltensthera­peutin und -trainerin. Immer wieder gibt sie mir Hinweise, wie ich meine Hand vor Emma führen soll und worauf ich achten muss. „Es geht um nonverbale Kommunikat­ion, die Körperspra­che ist entscheide­nd.“Das merke ich auch beim nächsten Hindernis, der A-Wand. Egal, wie viel ich lobe, Emma fürchtet sich zu sehr, um darüber zu klettern. Erst als Gabriele Müllers Zwergpudel­hündin Momo vorausgeht, traut sich Emma und kraxelt hinterher. „Da sehen Sie: Hunde lernen auch von anderen Hunden und schauen sich Dinge ab. Das habe ich in meiner Schule immer wieder gesehen.“Seit zehn Jahren betreibt sie selbststän­dig die Hundeschul­e. Heute macht sie mir bewusst: „Ich arbeite weniger mit den Tieren, sondern vor allem mit den Menschen. Denn wer denkt, der Hund wird geschult und man selbst muss nichts machen, verfolgt einen falschen Ansatz.“

Zum Ende des Parkours müssen wir noch über die Wippe, die Königsdisz­iplin. Mittlerwei­le bemerke ich, dass unsere Konzentrat­ion nachlässt. Für Emma ist diese Diser. ziplin besonders schwierig. Es wackelt und ruckelt und knallt laut, wenn ein Ende aufschlägt. Einmal schaffen wir es mehr schlecht als recht hinüber, dann lassen wir uns erschöpft ins Gras plumpsen. Eine neue Sportart auszuprobi­eren, ist für mich alleine schon schwierig. Beim Hundesport ist noch mal alles doppelt komplizier­t. Dafür macht es aber auch doppelt so viel Spaß.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Für einen kleinen Hund macht Emma große Sprünge. Sowohl die Mischlings­hündin als auch ihr Frauchen hatten Spaß beim ge meinsamen Sport. Mit Begeisteru­ng wurde über Hürden gesprungen und durch den Tunnel gekrabbelt.
Foto: Marcus Merk Für einen kleinen Hund macht Emma große Sprünge. Sowohl die Mischlings­hündin als auch ihr Frauchen hatten Spaß beim ge meinsamen Sport. Mit Begeisteru­ng wurde über Hürden gesprungen und durch den Tunnel gekrabbelt.

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