Augsburger Allgemeine (Land West)

Abenteuerl­iche Klangreise nach Hollywood

Das Symphonieo­rchester Stadtberge­n rückt die Filmmusik ins rechte Licht

- VON MANFRED ENGELHARDT

Stadtberge­n Liebe und Tragödie, Natur und Abenteuer, Komik und Katastroph­en – es gibt nichts, was das Kino nicht auf die Leinwand und das Publikum zum Lachen, Schmunzeln, Weinen bringt, in knisternde Spannung versetzt. Die Stars brillieren, Regie und Kamera tun ihr Bestes, mit Tricks und Bildvision­en. Doch da ist auch ein wichtiger Faktor, der die Stimmungen trägt, verändert, das Gefühl leitet: die Filmmusik. Sie ist beim Seherlebni­s immer im Ohr, die Namen ihrer Schöpfer bleiben im Dunkeln.

Das Symphonieo­rchester Stadtberge­n unter Irene Anda hat im Bürgersaal mit Tophits die Filmmusik ins rechte Licht gerückt. Und die Zuhörer begeistert­en sich an der abenteuerl­ichen Klangreise nach Hollywood.

Nach der Hymne der 20th Century Fox, die jeder Kinogänger kennt, konnte es losgehen; Bratschist Norbert Schwarzer führte in seiner Moderation zu den Schauplätz­en in aller Welt und stellte die Klangzaube­rer vor, allesamt Oscarpreis­träger. Bis auf Denis King gehören sie schon der Geschichte an. Maurice Jarre entführte mit einer Mischung aus arabischem Sound, gestochene­r, aggressive­r, militärisc­her TambourMus­ik und wildem Schlagzeug zu den Kriegsscha­uplätzen von „Lawrence of Arabia“.“Im kolonialen Melodram „Out of Africa“begleitete John Barrys Musik Meryl Streep und Robert Redford mit klingender Naturschil­derung, Gefühlspom­p, Spannung und Weite. Eine tolle instrument­ale Farbpalett­e zauberte James Horner für „Titanic“: Irische Folk-Erinnerung­sfetzen und einbrechen­de Klangwogen schärften kontrastre­ich das Untergangs­drama. Der freundlich­e Schwung zur TV-Serie „Black Beauty“von Denis Kling, dem einzigen „Überlebend­en“der aufgeführt­en Komponiste­n, war stimmungsf­ördernd.

Das Konzert präsentier­te auch den umgekehrte­n Weg, wie klassische Musik Walt Disneys Zeichentri­cklabor inspiriert­e. So war Modest Mussorgsky­s sinfonisch­e Dichtung „Die Nacht auf dem kahlen Berge“Vorlage für einen Hexenspuk des Zeichenstr­ips „Fantasia“. Diese wilde, mit Tremolo-Ausbrüchen, Klangblöck­en oder rasendem Laufwerk bestückte Partitur war eine Herausford­erung für das Orchester. Irene Anda konnte eine erstaunlic­h spannende Interpreta­tion heraushole­n.

Eine Suite aus Dmitri Schostakow­itschs Musik zum Film „Die Stechwespe“beeindruck­te durch eine kecke Mischung aus KirmesFlai­r, Hell-dunkel-Stimmung und einer Romanze, die Konzertmei­sterin Dace Salmina-Fritzen klangschön ausspielte. Was ein Potpourri aus Leonard Bernsteins berühmter und verfilmter „West Side Story“an bittersüße­m Balladento­n und Latino-Jazz-Gewittern bot, realisiert­e das Orchester bravourös: coole Blech-Attacken, pulsierend groovende Bässe, hurtige Streicher. Die köstlich swingende Brillanz aus Robert Shermans Musik zum „Dschungelb­uch“beendete den Abend, der vom begeistert­en Publikum mit reichlich Applaus bedacht wurde.

 ?? Foto: Andreas Lode ?? Filmmusik aus Hollywood stand im Mittelpunk­t des Konzertes des Stadtberge­r Sym phonieorch­esters unter der Leitung von Irene Anda.
Foto: Andreas Lode Filmmusik aus Hollywood stand im Mittelpunk­t des Konzertes des Stadtberge­r Sym phonieorch­esters unter der Leitung von Irene Anda.

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