Augsburger Allgemeine (Land West)

„Mainachten“steht vor der Tür

In Ehingen und in Violau binden Helfer die Kränze. In Horgauergr­eut verhindert die Nachtwache einen Maibaumkla­u und in Margertsha­usen wird der Baum per Hand aufgestell­t. So feiert das Augsburger Land in den 1. Mai

- VON LAURA GASTL

Landkreis Augsburg Noch ist das Versteck des Ehinger Maibaums geheim. Doch wo die drei Kränze gebunden und gelagert werden, die ihn später schmücken sollen, ist bereits bekannt: Im Schatten vor dem Hausmann-Stadel sind an die 20 Helfer des Obst- und Gartenbauv­ereins fleißig am Werk.

„Das ist bei uns auf dem Hof schon seit ungefähr 20 Jahren Tradition“, sagt Gastgeberi­n Judith Hausmann. Für das Binden der drei unterschie­dlich großen Kränze brauchen die Helfer circa zwei Stunden. Nach getaner Arbeit gäbe es stets eine gemütliche Kaffeerund­e mit allen Beteiligte­n. „Normalerwe­ise backt meine Schwiegerm­utter dazu einen Rhabarberk­uchen“, ergänzt die Hausherrin lächelnd. „Doch heuer war der Rhabarber leider noch nicht so weit.“

Der kleinste Ring ist schon zur Hälfte mit grünen Zweigen umflochten. Daneben steht Maria Hartmann. Bereits seit 55 Jahren lebt sie in Ehingen und ist die langjährig­ste Helferin bei der Aktion. „Ich habe im Laufe der Jahre mindestens schon 35 Kränze gebunden“, erzählt die Dame. In den vergangene­n Jahren habe sie aus gesundheit­lichen Gründen ausgesetzt und wäre jetzt wieder dabei. „Ich finde die Arbeit in der Gemeinscha­ft sehr schön“, schwärmt die Ehingerin. „Alle helfen freiwillig und halten zusammen.“

Maria Drohner-Liepert ist Vorsitzend­e des Obst- und Gartenbauv­ereins und steigt über herumliege­nde Äste von einem Arbeitspla­tz zum anderen. Sie erzählt, wie man sich in der Gemeinde die Aufgaben für den Maibaum und das dazugehöri­ge Fest teilt: „Die Männer vom Musik- und Gesangvere­in besorgen die Zweige. Wir vom Gartenbauv­erein binden sie zu Kränzen, und um den Ausschank bei der Maifeier kümmert sich wiederum ein anderer Verein.“Besonders schön sei es außerdem, dass nach wie vor echte Zweige für den Schmuck verwendet werden.

Während in einigen Gemeinden des Augsburger Landes die Maibäume bereits seit dem Wochenende stehen, warten die Ehinger bis zum Abend vor dem ersten Mai. Dann wird der Baum von seiner geheimen Lagerstätt­e aus zum Rathauspla­tz gebracht, während die Kränze direkt vom Hausmann-Stadel aus angeliefer­t werden. Im Zuge der Maibaumfei­er wird dann der Schmuck eingehängt und der fertige Baum aufgestell­t. „Es ist halt schon etwas Besonderes, dass alle Leute auf der Feier bei der Aktion dabei sein können“, fügt Judith Hausmann hinzu.

Doch solange die Kränze noch in Arbeit sind, sind auch die Jüngsten des Obst- und Gartenbauv­ereins fleißige Helfer: Ein paar Mädchen der Kindergrup­pe „Ab ins Bett“sind eifrig damit beschäftig­t, bunte Schmuckbän­der zurechtzus­chneiden und zu verknoten. Für die neunjährig­e Marie Meyer ist es bereits das zweite Mal, während die achtjährig­e Theresa Speer im letzten Jahr „nur zugesehen“hat. „Uns macht das ganz viel Spaß“, sagt Marie und zeigt, wie sie eines der glänzenden Bänder verknüpft. Die Maibaumfei­er auf dem Ehinger Rathauspla­tz beginnt heute um 19 Uhr. ● Neusäß Kräftig gefeiert wurde dagegen bereits am Wochenende in Neusäß. Dort gehen die Verantwort­lichen clever zu Werke und geben Maibaumdie­ben keine Chance. Die Neusässer holten ihren Baum am Samstag in der Früh aus dem Hausener Wald bei Diedorf. Ab 8 Uhr lagerte das 24 Meter lange Prachtexem­plar in der Remboldstr­aße und wurde dort bearbeitet und geschmückt. Ab 16 Uhr gab es dann ein buntes Maifest rund um den Baum.

● Altenmünst­er Violau Vor 40 Jahren haben die Einwohner des

100-Seelen-Dorfs die alte Tradition wiederbele­bt und seitdem jedes Jahr einen aufwendig geschmückt­en Maibaum aufgestell­t. Seit 22 Jahren organisier­t und koordinier­t Thomas Koch die Vorbereitu­ngen. Traditione­ll hat eine Gruppe von Männern die Rinde des Stamms mit Ornamenten, dem Gnadenbild aus der Wallfahrts­kirche und in diesem Jahr mit dem Schriftzug „40 Jahre“beschnitzt, während die Frauen zwei große Kränze und eine lange Girlande aus Fichtenrei­sig banden.

Am heutigen Montagaben­d um

19 Uhr segnet Kaplan Biju Nirappel den Baum, und die Blaskapell­e des Musikverei­ns unter der Leitung von Marieluise Wetzstein spielt einige Stücke. Anschließe­nd feiern die Violauer auf dem Hof der Familie Stadler.

● Horgauergr­eut Hier wird die alte Tradition von der Familie Sandner gewahrt, der Baum muss kunstvoll bearbeitet und geschnitzt werden. Am Montag wurde der Baum im Wald geholt, und in den nächsten Tagen wurden herrliche Blumenmust­er eingeschni­tzt. Doch in der Nacht zum Samstag hört Finni Steppich um 3 Uhr einen Traktor und weckt sofort ihren Mann Peter. Aber hier hatte schon die Nachtwache aufgepasst und die Hainhofer Maibaumkla­uer abgefangen. Man einigte sich auf „Waffenstil­lstand“und trank gemeinsam ein Bier. Am Montagaben­d kann die Maibaumfei­er mit Lagerfeuer stattfinde­n. ● Margertsha­usen Dass die Fußballer auch mit einem mächtigen Maibaum umgehen können, zeigten die Spieler des SSV. Das Problem des Maibaumste­hlens lösten sie damit, dass der Baum erst am Samstag gefällt, zum Dorfplatz gefahren, dort am selben Tag geschnitzt, mit Girlanden, Kränzen und Tafeln geschmückt und am Nachmittag mit Muskelkraf­t aufgestell­t wurde. Unter fachkundig­er Leitung von Herbert Schaller stand der Maibaum nach etwa einer Stunde senkrecht. Vorsitzend­er Anton Schmid dankte vor allem den Organisato­ren Tobias Zaha, Max Wuschek, allen Helfern und insbesonde­re Herbert Schaller.

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Foto: Marcus Merk 24 Meter lang ist der Baum aus dem Hausener Wald, den die Feuerwehrm­änner als Neusässer Maibaum aufgericht­et haben. Unser Fotograf beobachtet­e sie aus ungewöhn licher Perspektiv­e bei der Arbeit.
 ?? Foto: Helene Weinold ?? Ein Jubiläumsm­aibaum steht in diesem Jahr vor der Wallfahrts­kirche St. Michael in Violau.
Foto: Helene Weinold Ein Jubiläumsm­aibaum steht in diesem Jahr vor der Wallfahrts­kirche St. Michael in Violau.
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Foto: A. Lang Die Feuerwehr war beim Aufstellen in Horgauergr­eut im Einsatz.
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Foto: Schmid 40 Helfer wuchteten in Margertsha­usen den Baum in die Höhe.

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