Augsburger Allgemeine (Land West)
Ribéry ist der Hans Beimer des FC Bayern
Hans Beimer und Franck Ribéry: Der eine ein widerlicher Ehebrecher, der Woche für Woche die Deutschen dazu bringt, den Fernseher einzuschalten. Der andere kann ganz gut mit dem Fußball umgehen.
Hans Beimer ist der Franck Ribéry der Sonntagabend-Unterhaltung. Die Lindenstraße ist ohne ihn nicht vorstellbar. So wie der Franzose seit Jahren das Spiel des FC Bayern prägt, steht Vater Beimer im Mittelpunkt der Geschehnisse Deutschlands bekanntester Nachbarschaft. Für Beimer allerdings ist bald Schluss. Er wird im Herbst aus der Serie scheiden, einen unerwarteten Tod sterben. Darsteller Joachim H. Luger will mit seinen 74 Jahren „noch einmal Neues wagen“. Es gibt ein Leben nach dem Serientod. Ribéry wiederum hat nun seinen Vertrag in München noch mal um ein Jahr verlängert. Ob es ein Leben nach dem FC Bayern gibt, ist nicht bekannt. Uli Hoeneß würde sagen: Nein. Fans anderer Mannschaften sind der festen Überzeugung: Ja, in der Vorhölle.
Ribéry jedenfalls ist noch nicht bereit, sein Schaffen auf dem Rasen einzustellen.
Wer ihn in den vergangenen Wochen beobachtet hat, kann diese Entscheidung nur begrüßen. Da sich die Münchner noch nicht sicher sein können, ob Kingsley Coman oder Serge Gnabry eine Hauptrolle im Starensemble des FC Bayern einnehmen oder aber eher als Komparsen mitwirken, haben alle Seiten etwas davon.
Letztlich sind Präsidenten, Vorstände und Sportdirektoren ja auch nichts anderes als Drehbuchautoren. Sie entsinnen spektakuläre Geschichten, manch einer fühlt sich auch im humoristischen Fach zu Hause. So fügte die neureiche TSG Hoffenheim ihrem Vereinsnamen ein 1899 zu. Tradition und so. Anders als die Macher der Lindenstraße, können sich die Funktionäre aber nicht sicher sein, ob die Geschichte jener Linie folgt, die vorgezeichnet wurde.
Für Hans Beimer beispielsweise könnte eines seiner drei Kinder aus der Ehe mit seiner ersten Frau Helga mehr Spielzeit bekommen. Oder eines der vier, die er mit seiner zweiten Frau Anna erzog, übernimmt mehr Verantwortung.
In München wiederum halten sie recht wenig von Abgängen langjähriger Leistungsträger. Demnächst wird auch Arjen Robben seinen Vertrag verlängern. Das Münchner Flügel-Duo lässt sich nicht auseinanderreißen. Das unterscheidet die beiden dann immerhin von Hans und Helga Beimer.