Augsburger Allgemeine (Land West)
Wo bleibt der Smart-Mensch?
Wird ein Wort inflationär verwendet, ist ja meist Vorsicht geboten. So gesehen ist das Adjektiv smart hochgefährlich. Obwohl es nett klingt, sympathisch. Doch dass plötzlich alles, wohin man blickt, smart ist, also intelligent, das macht doch skeptisch. Das Spielzeug im Kinderzimmer, die Uhr, das Telefon, die Gesundheit, die Fabrik, ja sogar die Häuser und die Städte. Und weil längst auch das Reisen und die Koffer smart sind, ist es nur folgerichtig, dass der Flughafen München meldet, er sei auf dem Weg zum „Smart Airport“.
Wer allerdings bedenkt, welche Umweltschäden die Vielfliegerei verursacht, kann die Umstellung des Münchner Flughafens auf energieeffiziente, intelligente Leuchten nur belächeln. Wer heute als Radler inmitten großer, spritfressender Autos in der Stadt unterwegs ist, kann den Begriff „Smart City“nur als Hohn empfinden. Wer in den Straßen läuft, umgeben von in ihr Smartphone starrenden Menschen, muss sich fragen, ob die Technik wirklich intelligenter macht. Und ob das Smarthome mit all dem smarten Spielzeug Wohlfühlatmosphäre schafft, sei mal dahingestellt.
Auffallend ist indes, dass vom Smart-Mensch wenig die Rede ist. Wird er nicht mehr gebraucht? Kann er mit all der smarten Technik nicht mithalten? Vielleicht ist es aber auch gut, dass geschäftstüchtige Marketingstrategen davor offenbar noch zurückschrecken. Schließlich soll es ihn ja geben, den natürlichen Menschenverstand, der einem sagt, was gut oder schlecht ist – ganz ohne smarte Technik.