Augsburger Allgemeine (Land West)
Das „gute alte G 9“hat Zugkraft
Nach der Abschaffung des achtjährigen Gymnasiums bringen die Neuanmeldungen für das kommende Schuljahr unterm Strich zwar keine sprunghaften Zuwächse, aber es gibt Ausreißer. Warum der Trend mittelfristig nach oben geht
Augsburg Die einen gehen, die anderen kommen. Die Abiturienten fiebern ihren letzten Prüfungen entgegen, viele Viertklässler dem Übertritt aufs Gymnasium. Und wie ist der Trend bei den Neuanmeldungen für die 18 Gymnasien in der Region? Die Antwort ist so simpel wie erstaunlich: Die Zahlen sind im Vergleich zum Vorjahr stabil.
Dies ist überraschend, als dass nach der langjährigen, teils quälenden Debatte über das ungeliebte G8 mit der Rückkehr zum bewährten G9 ab Herbst durchaus ein kräftiger Schülerzuwachs zu erwarten war. Doch im Vergleich zum Vorjahr sind es in ganz Schwaben nur 62 Schüler mehr. Es haben sich 5579 Schüler für einen Übertritt ans Gymnasium entschieden, berichtet Peter Kempf, Ministerialbeauftragter für die Gymnasien in Schwaben, der seinen Sitz am Holbein-Gymnasium hat. Er betont: „In den letzten Jahren sind immer kleinere Schwankungen zu verzeichnen.“
Wenn man die Zahlen für die Region betrachtet, steigt die Zahl der Gymnasialanwärter von 1909 im Vorjahr auf 2006 – ein Plus von fünf Prozent. Geringer ist der Zuwachs in der Großstadt selbst: von 1021 auf 1057 Schüler – ein eher geringer Anstieg um 3,5 Prozent angesichts der steigenden Einwohnerzahl. Obwohl „das Holbein“immer noch die meist frequentierte Schule ist, ist auch das Maria-Theresia-Gymnasium beliebt: Dort mussten – der einzige Fall in der Region – 20 Bewerber abgewiesen werden. Sie wurden an andere Gymnasien verteilt. „Das MT hat einfach einen guten Ruf“, begründet Kempf die große Attraktivität des Gymnasiums. Außerdem sei das Ganztagsklassenangebot mit verantwortlich für den Zuwachs.
Das Rudolf-Diesel-Gymnasium im Stadtteil Hochzoll hat wegen der Bautätigkeiten einen leichten Rückgang zu verzeichnen, aber „von Verschiebungstendenzen kann man nicht sprechen“, kommentiert der Ministerialbeauftragte, der seinen Sitz am Holbein hat, die Vermutung, dass Neugymnasiasten deswe- gen auf das Friedberger Gymnasium ausweichen könnten.
Unterm Strich ist auch im Landkreis Aichach-Friedberg Stabilität angesagt: Mit 318 Jungen und Mädchen haben sich fünf Schüler weniger als letztes Jahr angemeldet.
Nach oben gingen die Zahlen im Landkreis Augsburg, wo mit 66 Buben und Mädchen mehr ein Gymnasium besuchen wollen. Das ist doch ein deutlicher Anstieg um etwa elf Prozent. Besonders am Gymnasium Königsbrunn sei der Andrang zu spüren.
Kempf könne über die Ursachen zwar nur spekulieren, aber „der Zuzug in die Metropol-Region Augsburg ist sicherlich ein Grund“. Auch der Landkreis verzeichnet Einwohnerzuwächse – vor allem im unmittelbaren Augsburger Einzugsbereich. Wird diese Entwicklung in Zukunft weitergehen? Der Ministerialbeauftragte rechnet mit weiter wachsenden Zahlen, denn der Großraum „wird als Standort attraktiver“– die Zahl der Pendler werde zunehmen und auch die neue Uniklinik und die Medizin-Fakultät würden für einen Bevölkerungszuwachs sorgen.
Auch wenn die Wiedereinführung des G 9 jetzt im Herbst noch keinen bedeutenden Anstieg an Schülerzahlen bringen wird, so wird sich an etlichen Häusern die Raumfrage stellen. Und es wird auch reagiert: So wird beispielsweise am erst 2016 eröffneten Gymnasium Mering bereits eine Mensa mit zusätzlichen Räumen angebaut.
Und in Gersthofen läuft nach dem Neubau der Mittelschule nun die konkrete Planung für den millionenschweren Neubau des PaulKlee-Gymnasiums an, der auf dem bisherigen Volksfestplatz realisiert werden soll.
Die Fünftklässler, die am „Klee“im Herbst beginnen, werden in ihrer Gymnasiallaufbahn also einen Umzug miterleben. Mehr Raum wird dort dringend benötigt: Mit 135 Mädchen und Buben sind die Anmeldungen gleich um über 30 Prozent nach oben gegangen – zumindest im Augsburger Umland ist das ein Indiz, dass das „gute alte G9“mehr Zugkraft hat als das nun abgeschaffte „Kurz-Gymnasium“.
Millioneninvestitionen in weitere Neubauten