Augsburger Allgemeine (Land West)
Abkochgebot: So geht es jetzt weiter
Dinkelscherben muss nun erklären, wie es die Mängel beheben will. Womöglich wird das Wasser gechlort
Dinkelscherben Zum Trinken, zum Gemüsewaschen, zum Zähneputzen: Seit zehn Tagen müssen die Bewohner von 14 Orten in der Reischenau ihr Wasser abkochen. Der Grund: Im Hochbehälter Breitenbronn war ein coliformer Keim gefunden worden. Die Wasserproben in den vergangenen Tagen waren zwar in Ordnung, das Gesundheitsamt hält aber weiterhin an der Abkochanordnung fest.
Am Dienstagabend hat sich nun der Wasserausschuss des Marktrats in einer nicht öffentlichen Sitzung mit Vertretern des Gesundheitsamts getroffen. Neue Erkenntnisse über die aktuelle Situation habe es dabei nicht gegeben, sagt Bürgermeister Edgar Kalb. Aber zumindest kann er jetzt etwas genauer sagen, wie es weitergeht. Die Gemeinde wird in einer sogenannten Anhörung dazu Stellung nehmen müssen, „was wir gedenken zu tun, um künftig so etwas Ähnliches zu vermeiden“, sagt Kalb. Nach dieser Anhörung werde das Gesundheitsamt entscheiden, ob die etwa 2000 Bewohner das Wasser weiterhin abkochen müssen, ob die Anordnung aufgehoben oder ob das Wasser künftig gechlort wird.
Nach den Störfällen in der Vergangenheit – auch in Deubach, Königsbrunn und Bobingen musste ja abgekocht werden – untersucht das Gesundheitsamt derzeit die Wasserversorger im Landkreis. Etwa ein Drittel wurde schon überprüft, in vielen Kommunen entspricht die Versorgung nicht den Vorgaben. In Dinkelscherben fand diese Untersu- chung im Februar statt. Die Gemeinde hat danach eine Mängelliste bekommen – ungefähr 100 Punkte stünden darauf, sagt Kalb. Teils gehe es um kleine Details, die sich schnell beheben lassen, teils um größere Probleme. Bemängelt wurden zum Beispiel Maulwurfhügel und Bäume in der Nähe der Brunnen – so könnten Keime ins Wasser gelangen. Außerdem hat Dinkelscherben keinen ausgewiesenen Wassermeister – „wir haben natürlich Wasserwarte, aber keinen mit der erforderlichen Meisterausbildung“, erklärt der Bürgermeister. Solche Punkte ließen sich innerhalb recht kurzer Zeit abstellen, andere allerdings seien schwieriger. So wurde beispielsweise die Beschichtung des Hochbehälters bemängelt. Die Gemeinde re- cherchiert nun, welche verschiedenen Sanierungsmöglichkeiten es gibt. All diese Lösungsvorschläge wird sie in die Stellungnahme an das Gesundheitsamt aufnehmen. Wie lange die Abkochanordnung für die 14 Orte der Oberschöneberger Wassergruppe noch bestehen bleibt, dazu könne man derzeit noch keine seriösen Angaben machen, sagt der Bürgermeister und betont: „Aufheben kann sie nur das Gesundheitsamt.“Dieses muss entscheiden, wie hoch das Risiko ist. „Wenn es auf Nummer sicher gehen will, wird es wohl eine Chlorierung anord- nen“, sagt Kalb. Das sei zwar nicht dramatisch – schließlich kommt in vielen Ländern und auch in einigen deutschen Kommunen das Wasser gechlort aus dem Hahn – doch manche empfindliche Menschen hätten Probleme beim Duschen und Aquarienbesitzer Angst um ihr Fische, sagt Kalb. Und für die Gemeinde wäre die Chlorierung mit einem großen Aufwand verbunden: „Da bräuchten wir drei bis vier Leute dafür“, sagt Kalb. Schließlich müsse man dann täglich im Acht-StundenAbstand an 15 Stellen überprüfen, ob die Chlorkonzentration richtig ist.
Einen Vorteil hätte die Desinfizierung aber: In der Regel müsste dann nicht mehr abgekocht werden. Doch ob es so weit kommt, steht bisher noch nicht fest.