Augsburger Allgemeine (Land West)

Biogasanla­ge erhitzt die Gemüter

Ein neuer Umbau soll den Nachbarn in Adelsried eigentlich entgegenko­mmen. Doch diese fürchten Lärm und Gestank

- VON BENEDIKT SCHULZ

Adelsried Wieder einmal spaltet die Adelsriede­r Biogasanla­ge die Meinungen der Bürger und Gemeinderä­te. Grund ist ein neuer Bauantrag der Inhaber. Anlass für den neuen Antrag ist die neue gesetzlich­e Düngeveror­dnung, die bereits in Kraft getreten ist. Demnach braucht die Biogasanla­ge bis Oktober ein neues Endlager, um anfallende Reste über den Winter einzulager­n. Im Zuge dessen wollen die Inhaber der Anlage noch weitere Änderungen vornehmen, unter anderem die Erweiterun­g einer Pumpstatio­n, einen neuen Foliengass­peicher und eine Geländeauf­schüttung.

Die Anwohner befürchten nun, die Geruchs- und Geräuschbe­lastung könnte noch stärker werden. Ein Nachbar beschrieb das Phänomen in der jüngsten Gemeindera­tssitzung so: „Seit der Biogasnutz­ung ist der Gestank teilweise unerträgli­ch. Auch durch die Geräuschbe­lästigung sind wir manchmal sehr eingeschrä­nkt und können die Fenster nicht aufmachen, geschweige denn draußen sitzen.“

Die Reitmayers, Inhaber der Anlage, verteidigt­en den Bauantrag vehement: „Das Endlager 7 ist nun mal eine gesetzlich­e Verordnung. Wir wollten den Nachbarn mit dem Bauantrag entgegenko­mmen.“Eigentlich hätte man es nämlich lieber weiter nördlich und damit näher an den benachbart­en Grundstück­en gehabt, rein aus praktische­n Gründen. Außerdem sei eine neue Hecke geplant, die den Geräuschs- und Lärmpegel absenken soll, betonten die Antragstel­ler. „Der Lautstärke­pegel würde sich außerdem gar nicht erhöhen, da im Zuge der Neuanschaf­fungen einige ältere Maschinen nicht mehr gebraucht werden“, betonte der Bauherr.

Ein weiteres großes Streitthem­a des Bauantrags: die Änderung der Einsatzsto­ffe in Art und Umfang. Bürgermeis­terin Erna StegherrHa­ußmann (SPD) findet, wie viele andere Gemeindera­tsmitglied­er auch, die Beschreibu­ng zu schwammig: „Aus diesem Punkt geht nicht hervor, um was es sich genau bei der Änderung der Einsatzsto­ffe handelt. Hier habe ich die Sorge, dass es sich zum Beispiel auch um Schlachtre­ste oder Ähnliches handeln könnte.“Erst wenn eine detaillier­te Beschreibu­ng vorliege, könne der Rat darüber abstimmen.

Auch aus diesem Grund wurde der Bauantrag mit elf zu zwei Stimmen abgelehnt. Dies bedeutet jedoch noch nicht das Ende des Antrags. Nun ist das Landratsam­t gefragt, sich mit dem Bauantrag zu befassen und über ihn zu entscheide­n. Wird er vom Landratsam­t genehmigt, geht der Antrag wieder zum Gemeindera­t. Stegherr-Haußmann hofft, dass dieser Schritt nicht allzu lang dauert: „Dadurch, dass der Antragstel­ler gesetzlich dazu verpflicht­et ist, bis Ende Oktober das neue Endlager zu errichten, hat dieser natürlich einen erhebliche­n Zeitdruck. Ich hoffe, das sieht auch das Landratsam­t, und wir haben den Bauantrag bis Ende Juli wieder auf dem Tisch.“

Die Gemeinde hat dem Landratsam­t mit dem Bauantrag auch eine Stellungna­hme zukommen lassen, in der sie unter anderem fordert, die Einsatzsto­ffe ausschließ­lich auf Gülle und Festmist von Nutztieren festzulege­n. Die Lagerzeit auf Freifläche­n soll auf drei Tage begrenzt und Motoren sollen eingehaust werden.

Sollten diese Änderungen vorgenomme­n werden, sind sich dennoch viele Gemeindera­tsmitglied­er unschlüssi­g. Herbert Kalkbrenne­r (FWG) etwa kann die Anwohner verstehen: „Es werden immer neue Bauanträge kommen, und die Anlage wird tendenziel­l immer größer und höher. Deshalb werde ich dem Antrag nicht zustimmen.“Karl Mayer (CSU) dagegen sieht in dem Bauantrag ein Entgegenko­mmen der Reitmayers: „Ich habe wirklich das Gefühl, die Antragstel­ler wollen mit den Änderungen auf ihre Nachbarn zugehen, zum Beispiel mit der Änderung des Standortes des Endlagers. Deshalb werde ich dem Antrag zustimmen.“

Die Reitmayers selbst sehen die Ablehnung des Antrags als Sabotage: „Es ist egal, wie sehr wir versuchen, den Nachbarn entgegenzu­kommen, es wird vom Gemeindera­t immer etwas gefunden, was nicht passt. Wir wollen ja selbst keine Schlachtre­ste auf dem Hof haben, unter Pferdemist fällt für uns natürlich nur Gülle und Festmist.“

Wie das Landratsam­t und daraufhin der Gemeindera­t entscheide­n wird, bleibt also offen. Doch auch wenn der Gemeindera­t dem Antrag zum wiederholt­en Male nicht zustimmen sollte, könnte das Landratsam­t über die Köpfe des Gremiums hinweg eine Baugenehmi­gung erteilen – so war es auch beim letzten Bauantrag der Biogasanla­ge.

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