Augsburger Allgemeine (Land West)
Datenschutz: Vereine befürchten mehr Bürokratie
Jeder, der mit personenbezogenen Daten zu tun hat, muss ab heute aufpassen. Worum es konkret geht
Landkreis Augsburg Sie ist nicht nur ein Zungenbrecher, sondern für viele auch ein Ärgernis: Heute tritt die neue Datenschutzgrundverordnung der EU in Kraft. Sie regelt in elf Kapiteln und 99 Paragrafen, wie soziale Netzwerke, Internetkonzerne, kleine Unternehmen und sogar Pfarreien oder Vereine mit „personenbezogenen Daten“umgehen müssen. Bei vielen Ehrenamtlichen – etwa in Sportvereinen – machen sich Sorgen breit. Ralph Behr, der Schatzmeister des FC Emersacker, sagt über die Verordnung: „Sie ist gut gemeint, schießt aber über das Ziel hinaus.“Ihm ist schon jetzt klar: Auf die Mitglieder des Vorstands wird viel Arbeit zukommen.
Behr, der auch beruflich mit der Verordnung zu tun hat, wird konkret: „Wir müssen unsere Homepage und unsere Formulare überprüfen.“Auch Dietmar Teut, der Vorsitzende des ungefähr 1400 Mitglieder starken TSV Diedorf, weiß, was auf den Verein zukommt. Er sagt: „Die Verordnung bedeutet für uns einen großen bürokratischen Aufwand.“Vorstand und Geschäftsstelle hätten bereits ein Formular erstellt, das „intern alle aufklären soll, wie mit den Daten der Mitglieder umzugehen ist“. Nach den Pfingstferien sollen außerdem Informationen für aktive Sportler und Eltern, die mit dem Verein zu tun haben, veröffentlicht werden.
Der größte Verein im Landkreis, der TSV Gersthofen mit mittlerweile mehr als 4000 Mitgliedern, sieht sich schon gut aufgestellt. Die Dritte Präsidentin Sonja Kahl betont: „Wer vorher schon sensibel mit den Daten der Mitglieder umgegangen ist, hat keinen großen Aufwand.“Die personenbezogenen Daten brauche ihr Verein ausschließlich für die eigene Mitgliederverwaltung und für die Meldung beim Bayerischen Landessportverband (BLSV). An erster Stelle stehe im TSV Gersthofen jetzt das vom Gesetz geforderte Verzeichnis der Verarbeitungswege. Es soll festgehalten werden, wer wann und wie Zugriff auf die Daten der Mitglieder hat. Die Verarbeitungswege sollen auch für die Mitglieder transparent sein. Aktuell sei außerdem die Aufklärung aller haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter im Gange. Dafür nutzt der Verein vom BLSV vorgefertigte Datenschutzerklärungen. Im nächsten Schritt sollen die Informationen an alle Mitglieder gehen, so Kahl. Für die Datenschutzerklärung auf der Website und weitere Regelungen hat sich der Verein Hilfe von einem Experten geholt.
Das Landesamt für Datenschutzaufsicht hat für Sportvereine eine Art Checkliste herausgegeben. Sie bietet eine Orientierung für alle, die sich mit den neuen Regelungen auseinandersetzen müssen. Es geht auch um Datenschutzpannen. Im Gesetz ist zum Beispiel von 20 Millionen Euro Strafe die Rede beim Verstoß gegen einen der Grundsätze der Verordnung. Der Landessportverband beruhigt die Verantwortlichen in den Vereinen: Niemand müsse persönlich haften, sofern Daten nicht verkauft werden. Problematisch werde es allerdings, wenn vertrauliche Daten mit Absicht missbraucht werden. Dann sei auch eine persönliche Haftung möglich.