Augsburger Allgemeine (Land West)
Bleibt nur die Fassade?
Die Aussegnungshalle in Steppach steht unter Denkmalschutz. Zweckmäßig ist sie aber nicht mehr. Der Ausschuss sucht nach einer Lösung
Neusäß Was passiert mit einer zwar denkmalgeschützten Aussegnungshalle, die aber ihren modernen Anforderungen kaum noch gerecht wird? Mit dieser Frage hat sich jetzt der Neusässer Planungs- und Umweltausschuss befasst, nachdem er die Halle vor Ort auf dem Friedhof in Steppach besichtigt hatte. Das ernüchternde Ergebnis für die Ausschussmitglieder fasste SPD-Fraktionssprecherin Hildegard Langenecker zusammen: „Wir waren eigentlich für eine Sanierung, aber nachdem ich den Keller gesehen habe ...“, beschrieb sie ihre persönliche Kehrtwende in der Einschätzung der Sachlage.
Das Thema in Steppach hat eine kuriose Vorgeschichte: Weil die Aussegnungshalle aus der Zeit um 1925 nicht mehr zeitgemäß ist, sucht der Planungsausschuss seit einigen Jahren nach einer Lösung. Anforderungen an eine neue Halle müssten zumindest ein barrierefreier Zugang, ein wetterfester Unterstand für Trauergäste, sanitäre Einrichtungen und eine Umkleidemöglichkeit für den Geistlichen sein. Das Thema war der Stadt Neusäß so wichtig, dass sie eigens mehrere örtliche Architekten um einen Entwurf bat und sich schließlich für jenen von Eberhard Wunderle aus Steppach entschied. Doch dann geschah etwas Unvorhergesehenes: Ein Bürger setzte sich beim Amt für Denkmalpflege für das Gebäude mit Walmdach ein, praktisch über Nacht wurde es in die Liste der Denkmäler der Stadt Neusäß aufgenommen. Ein Abriss war nun nicht mehr möglich.
Nach längerem Abwarten hat sich nun der Planungs- und Umweltausschuss wieder auf den Weg nach Steppach gemacht. Besser ist die Situation bei Bestattungen dort seitdem nicht geworden, haben die Ausschussmitglieder vor Ort erfahren. Besonders der Keller der Halle ist in einem schlechten Zustand. Nun böten sich Ausschuss und Verwaltung mehrere Möglichkeiten, das Thema anzugehen, so der Leiter der Hochbauabteilung im Neusässer Rathaus, Herbert Zimmermann. Zum einen könnte man sich auf den Standpunkt stellen, dass das Gebäude gar kein Denkmal sei, und in Richtung Abriss und Neubau planen. Dieser Ansatz liefe sicherlich auf einen Rechtsstreit mit der Denkmalschutzbehörde hinaus, so Zimmermann. Zum anderen könnte die Stadt das Denkmal als solches akzeptieren und sanieren – was jedoch die Platzprobleme allein nicht beseitige. Und dann gibt es noch einen Kompromissvorschlag: Das Gebäude soll erhalten und allein für Aufbahrungen benutzt werden. Ein Neubau könnte die Aussegnungshalle ergänzen. „Eine teure Lösung“, sieht Zimmermann voraus.
Ein vierter Vorschlag kam bei der Ortsbesichtigung aus dem Gremium: In Verhandlungen mit der Denkmalschutzbehörde könnte versucht werden, nur die Fassade zu erhalten, das Gebäude dahinter zu entfernen und durch einen größeren, funktionsfähigen Neubau zu ersetzen. Dazu müssten allerdings auch Gräber versetzt werden.
Eines war für Zweiten Bürgermeister Wilhelm Kugelmann klar: So wie jetzt könne es nicht mehr lange weitergehen. Eine Entscheidung hat der Ausschuss jedoch noch nicht gefällt. Zunächst sollen sich die Fraktionen damit beschäftigen und die für sie beste Lösung bestimmen.