Augsburger Allgemeine (Land West)
Auf schneller Kutschfahrt
Beim Kutschenturnier in Achsheim treten Hobbyfahrer mit ihren Ponys und Pferden im Hinderniskurs gegeneinander an. Was für die Teilnehmer das Besondere am Fahren ist
Auf dem Kutschturnier in Achsheim zeigten mehr als 25 Teilnehmer ihr Können im Hinderniskurs. Was dort alles geboten war, lesen Sie heute auf
Langweid Achsheim Bei rasantem Tempo sitzt Anton Rittel auf dem Kutschbock und prescht mit seinen zwei eingespannten Kaltblütern durch den Parcours des Kutschenturniers Achsheim. Die Mähnen von Sir Klitschko und Crisi peitschen im Fahrtwind, konzentriert führt der Hufschmied aus Adelsried mit Lederhandschuhen die Leinen und steuert die Kutsche durch die Hindernisse. Nach seinem Durchlauf berichtet er: „Vor allem die schwierige Schlangenlinie hatte es in sich.“
Mehr als ein Dutzend Hindernisse, die mit orangefarbenen Kegeln abgesteckt sind, müssen die etwa 25 Teilnehmer aus dem Umkreis Augsburg dieses Jahr beim Kutschenturnier des Pferdesportvereins Achsheim meistern: Organisatorin Silvia Gründler erklärt: „Gestartet wird in unterschiedlichen Klassen: Einspänneroder Zweispänner, Ponys oder Großpferde. Die Teilnehmer müssen den Parcours so schnell wie möglich durchfahren und dabei so wenig Fehler wie möglich machen.“ Punktabzüge gibt es zum Beispiel, wenn ein Kegel umfällt, der Fahrer eine Station auslässt oder das Pferd ein Hindernis verweigert. Der Kurs ist dieses Jahr eher eng gesteckt. „Das dient der Sicherheit. Denn wenn die Kurven kleiner sind, können die Fahrer nicht so schnell fahren.“Anton Rittel startet heute insgesamt viermal, zweimal im Einund zweimal im Zweispänner. Vier Süddeutsche Kaltblüter hat er dabei. Sein Resümee nach allen Durchläufen: „An manchen Stellen war es gar nicht so einfach, die Kurven richtig zu kriegen. Aber insgesamt ist es relativ gut gelaufen und ich bin zufrieden.“
Wie er mit seinen großen Kaltblütern über das Gras fegt, beobachten die Zuschauer gespannt. Melanie und Roland Schmid aus Achsheim sitzen mit ihren beiden kleinen Töchtern bei Sonnenschein am Rand des Platzes und schauen begeistert zu. „Für uns ist das ein schöner Familienausflug“, sagt Melanie Schmid. Und ihr Mann Roland fügt hinzu: „Eigentlich haben wir nicht viel mit Pferdesport am Hut. Aber die Kaltblüter sind wirklich eindrucksvoll. Und die Kutschen mit den kleinen Ponys sind richtig nett anzusehen.“
Besonders angetan sind die Schmids von Birgit Weinhold mit dem siebenjährigen Shetlandpony Alvin. Sie erzählt: „Wir haben etwas mehr als zwei Minuten gebraucht, das ist für uns wirklich gut.“Der kleine Wagen hinter dem gescheckten Shetty ist mit bunten Blumen geschmückt, sie selbst trägt Dirndl und Federhut. „Kopfbedeckung ist beim Turnier Pflicht. Genauso wie der Beifahrer“, erklärt sie.
Jede Kutsche, die in Achsheim an den Start geht, muss neben dem Fahrer einen zweiten Mann oder eine Frau auf der Kutsche haben. Das ist vom Regelwerk vorgeschrieben. „Wenn etwas ist, muss er abspringen und sich um das Pferd kümmern“, sagt Birgit Weinhold. Organisatorin Silvia Gründel stimmt ihr da zu: „Es geht um die Sicherheit. Es kann sich immer mal ein Strang verheddern oder das Pferd sich verletzten. Da braucht der Fahrer einen Zweiten, der ihm hilft.“
Nicht nur auf dem Turnier, auch bei Freizeitfahrten durch Wald und Wiese ist ein Beifahrer vorgeschrieben. Diese Fahrten machen für Silvia Gründler den besonderen Reiz an der Kutsche aus: „Es ist eine ganz andere Art, unterwegs zu sein. Im Schritttempo des Pferdes durch die Natur zu fahren, ist unheimlich entschleunigend.“So geht es auch Anton Rittel: „Ich kann mich auf dem Bock mehr entspannen, als beim Reiten. Und ich kann auch jemanden mitnehmen, der mit Pferden gar nichts zu tun hat.“Gerade für die Freizeitfahrer, die am liebsten durch Wald und Wiesen unterwegs sind, organisiert Silvia Gründler das Turnier. „Ich möchte ihnen die Möglichkeit geben, ein bisschen Turniererfahrung zu schnuppern. Bei uns ist der Druck nicht so groß, da trauen sie sich mehr.“Für die schnellsten fünf Kutschenfahrer und Pferde jeder Klasse gibt es am Nachmittag abschließend ein Stechen. Zu gewinnen gibt es für die Fahrer einen Pokal – und für die Pferde einen Berg an Karotten und Leckerlis.