Augsburger Allgemeine (Land West)
Von Kriegern und Kopfständen
Zum achten Mal fand am Wochenende die „Lange Nacht des Yoga“statt. Vier Lehrer erzählen uns, was ihre Lieblingsübungen sind – und was sie bewirken
Immer wieder kreisen die Hände der Yogaschüler durch die Luft, über die Köpfe und vor die Brust. In einem Rund sitzen sie im großen Saal im Haus St. Ulrich am Kapellberg, durch ihre Mitte läuft Eddy Gonzales aus Ingolstadt. Wieder und wieder sagt er „und anhalten“– und die ganze Runde hält den Atem an. „Vielleicht macht ihr das bei anderen nicht so oft“, sagt er.
Gonzales jedoch liebt es, die Luft anzuhalten und dabei zu entspannen. Früher war er Breakdancer, jetzt ist er einer von rund 20 Yogalehrern, die am Samstag zur „Langen Yoga-Nacht“vom BalanceNetzwerk Augsburg eingeladen wurden. Schon zum achten Mal fand diese Veranstaltung nun statt, allerdings zum ersten Mal noch bei Ta- geslicht – der Name blieb jedoch aus den Vorjahren. Den ganzen Tag üben sich die Teilnehmer in Anspannung, Entspannung und Konzentration. Die Lehrer zeigen, welche Figuren sie am liebsten mögen. ● Ingrid Karuna Dziuba Ihre Figur nennt sich die „Libelle“. Dziuba gefällt daran, dass die Figur regenerierend wirke und Druck im Körper abbaue. Dabei ist es gar nicht so wichtig, wo und welche Körperregionen angespannt werden, denn die Figur soll sich dem Körper anpassen. Sie gehört zum „Yin Yoga“, wie Dziuba es lehrt.
Hier steht die Entspannung im Vordergrund, im Gegensatz zum fordernden „Yang Yoga“. Wer die Libelle durchführen möchte, sollte seinen Oberkörper über die gespreizten Beine beugen und auf seine Atmung achten. Die Figur wirke ausgleichend auf den Geist und fördere die Adduktoren, Flexibilität und Geduld.
● Antonie Gumpinger Ganz entspannt stellt Antonie Gumpinger sich auf den Kopf. „Ich kann das lange halten“, sagt sie, während ihr Kopf immer röter wird: Der Kopfstand ist ihre Lieblingsfigur. Ihre Bein- und Bauchmuskulatur halten sie so locker, dass sie wie in Zeitlupe aus dem Kopfstand wieder auf die Beine kommt.
Die Figur fördere Konzentration und Gedankenkraft. Um in den Kopfstand zu gelangen, rät Gumpinger, sich auf die Ellenbogen zu lehnen und den Kopf mit dem Scheitel auf dem Boden aufzusetzen. Die Hände sollten eine Schale formen und den Kopf so stützen. Wer beide Beine nicht halten kann, kann auch eines davon abstellen, empfiehlt die Yoga-Lehrerin.
● Sandra Amtmann Martialisch sieht Sandra Amtmann nicht aus – und trotzdem ist ihre Lieblingsfigur der „Krieger 2“. Die Figur beanspruche und entspanne zugleich den ganzen Körper. Amtmann achtet darauf, dass das vordere Knie sich auf Höhe des Fußknöchels beugt, das hintere Bein ist durchgestreckt. Ihre Arme hat sie gerade nach vorne und hinten ausgebreitet, die Schultern sollen dabei die Ohren nicht berühren, der Blick geht über die Hand nach vorne. „Der Krieger 2 stärkt den Geist in seiner Klarheit“, sagt Amtmann. Die Figur ist durchaus anstrengend und trainiert die Beine, zugleich wirkt sie kräftigend und aktivierend.
● Bea Winklbauer Wie ein Knäuel sieht es aus, wenn Bea Winklbauer sich in den Drehsitz begibt. Auch wenn die Figur verkrampft aussieht, bewirkt sie genau das Gegenteil: „In der Anspannung loslassen“, nennt Winklbauer das.
Sie versteht Yoga als ein ganzheitliches Konzept, und so beschreibt sie auch den Drehsitz. Dieser soll keine einzelnen Körperregionen beanspruchen, sondern den gesamten Geist entspannen. Yogi sollten im Drehsitz besonders auf die starke Drehung der Hüfte achten und darauf, den Oberkörper gerade aufzurichten. Dadurch soll die Figur nach innen entspannen und beruhigend wirken, wie Winklbauer sagt – auch wenn der Drehsitz spektakulär aussieht.
Wie in Zeitlupe geht es wieder zurück auf die Beine