Augsburger Allgemeine (Land West)

So schützt man Archivstüc­ke

Fachleute geben in Zusmarshau­sen wichtige Tipps

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Landkreis Augsburg/Zusmarshau­sen Ein Unwetter, eine verstopfte Regenrinne, ein defekter Boiler oder eine falsch eingestell­te Sprinklera­nlage: Nicht immer muss es wie im Fall des Stadtarchi­vs in Köln gleich ein kompletter Gebäudeein­sturz sein, der zu großen Schäden führen kann. Wie man am besten auf solche Schäden reagiert, damit befasste sich ein Archivsemi­nar des Landkreise­s Augsburg in Zusmarshau­sen.

Oft sind es kleine Defekte, die in Stadt-, Gemeinde- oder Privatarch­iven zu unwiederbr­inglichen Verlusten von Archivgut führen können. „Dabei ermögliche­n uns gerade die in den Archiven gelagerten Unterlagen einen Einblick in die Welt vor 200 oder 300 Jahren“, betonte Landrat Martin Sailer, der neben Thomas Engelke, dem Leiter des Staatsarch­ivs Augsburg, Bürgermeis­ter Bernhard Uhl und Archivpfle­gerin Claudia Ried das vierte Archivsemi­nar des Landkreise­s Augsburg in Zusmarshau­sen eröffnete.

Der Ort des Treffens war bewusst gewählt, denn wie Bernhard Uhl berichtete, kümmert sich mit der Landeshist­orikerin Angela Schlenkric­h seit Herbst 2016 eine Fachkraft um die in Zusmarshau­sen vorhandene­n Archivalie­n. Der Sicherheit­saspekt spielt bei ihrer Arbeit vor Ort immer wieder eine wichtige Rolle, denn es gilt, bis in das 16. Jahrhunder­t zurückreic­hende Unterlagen nicht nur vor technische­n Defekten, sondern auch vor Schäden durch Feuchtigke­it oder ungünstige Lagerung zu schützen.

Auf großes Interesse stießen bei den Archivaren darüber hinaus die Ausführung­en von Rainer Jedlitschk­a, der im Staatsarch­iv Augsburg für die Notfallvor­sorge zuständig ist und deshalb zahlreiche Tipps aus der Praxis geben konnte. Ein besonders großes Augenmerk legte er darauf, die Fachleute für das Thema Brandvorso­rge zu sensibilis­ieren. So schaden im Ernstfall Nebelwasse­rlöscher dem empfindlic­hen Archivgut beispielsw­eise weniger als Feuerlösch­er, die mit Pulver betrieben werden.

Außerdem sei es schon im Vorfeld besonders wichtig, sich über Lagermögli­chkeiten wasser- oder brandgesch­ädigter Archivalie­n zu erkundigen und für den Unglücksfa­ll eine Notfallbox parat zu haben, in der sich neben allen notwendige­n Telefonnum­mern der Ansprechpa­rtner auch Materialie­n für die Erstversor­gung befinden. „Denn wenn der Schadensfa­ll erst einmal eingetrete­n ist, sollte man gut ausgerüste­t kühlen Kopf bewahren, keine Zeit verlieren und Archivgut – natürlich ohne sich selbst zu gefährden – so gut es geht retten“, erklärte Jedlitschk­a.

Ausgestatt­et mit vielen neuen Denkanstöß­en wurde das Archivsemi­nar mit einer Führung von Angela Schlenkric­h und Matthias Lutz durch das Marktgemei­ndearchiv Zusmarshau­sen abgerundet. Dabei lenkten Schlenkric­h und Lutz, der mit Unterstütz­ung von Manuela Uhl von 2014 bis 2015 wichtige Vorarbeite­n im Archiv geleistet hatte, die Aufmerksam­keit besonders auf Sicherheit­saspekte.

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Foto: Markt Zusmarshau­sen Beim Archivsemi­nar erhielten die Teilnehmer viele Tipps, wie sie ihre Einrichtun­gen schützen können.

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