Augsburger Allgemeine (Land West)

Gersthofen feiert, Aindling trauert

Mit zwei Zu-null-Siegen wird der Renommierk­lub zum Abstieg verurteilt. Warum das selbst Gerhard Hildmann wehtut und wer jetzt auf die Schwarz-Gelben wartet

- VON OLIVER REISER

Gersthofen/Aindling Die ganz tiefen Einblicke in sein Innenleben wollte Gerhard Hildmann nach dem Abpfiff nicht preisgeben. „Das bleibt hier drin“, sagte er und deutete auf sein Herz. Man sah ihm jedoch an, wie das Vaterherz blutet. Soeben hatte er als Trainer des TSV Gersthofen in der Relegation zur Landesliga seine beiden Söhne Michael und Tobias (der zur neuen Saison ebenfalls von Schwaben Augsburg an den Lechrain kommt) mit dem TSV Aindling in die Bezirkslig­a geschubst. Dem spielerisc­h grandiosen 3:0 vom Donnerstag ließen die Schwarz-Gelben im Rückspiel einen kämpferisc­h grandiosen 1:0-Sieg folgen. Sie hauten sich rein bis zur totalen Erschöpfun­g. „So sehr ich mich für meine Mannschaft freue, so weh tut es mir für den TSV Aindling“, sagt Hildmann, „ich weiß, was dieser Abstieg hier bedeutet.“Seit 1982 waren die Aindlinger immer in der Bayernliga (17 Jahre!) oder Landesliga vertreten.

Gerhard Hildmann blieb auch nach diesem erneuten Triumph, den der eingewechs­elte Oktay Yavuz in der Nachspielz­eit sicherte, auf dem Teppich: „Wir haben noch nichts gewonnen. Wir dürfen uns jetzt kurz freuen, dann geht es weiter.“Am Donnerstag (Fronleichn­am) wartet der SC Aufkirchen. Der Vizemeiste­r der Bezirkslig­a Mittelfran­ken hat den FC Stätzling mit 1:1 und 3:1 eliminiert.

Der Gersthofer Sieg war hoch verdient. Zumal die Schwarz-Gelben ab der 37. Minute in Unterzahl spielen mussten. Gerade als man den ersten Ansturm der Hausherren überstande­n hatte, sah Rudi Kine nach seinem zweiten Foul innerhalb kürzester Zeit die Gelb-Rote Karte. Dabei langten die Aindlinger, die wesentlich aggressive­r und mit einer ganz anderen Körperspra­che als am Donnerstag auftraten, ganz anders hin. Immer wieder konnten sie sich gegen die schnellen Gersthofer Angreifer Manuel Lippe, Stefan Schnurrer oder Niklas Kratzer nur mit rustikalen Fouls behelfen, von denen man das eine oder andere durchaus als Notbremse hätte wer- ten können. Zum Beispiel, als sich Modes kurz vor Pause in die Beine von Lippe warf, oder Matthias Jacobi rücksichts­los Schnurrer umsenste und sich dabei selbst verletzte. Dennoch fühlten sich die Gastgeber benachteil­igt. In der 17. Minute monierten sie einen Elfmeter, kurz darauf wurde Simon Knauer zurückgepf­iffen, obwohl es wohl kein Stürmerfou­l war. Regionalli­ga-Schiedsric­hter Benedikt Öllinger (Riedlhütte) verteilte großzügig Gelbe Karten (sechs gegen Aindling, drei gegen Gersthofen), doch souverän war das alles nicht. Bei aller Härte gab es auch Fair Play. Ferkan Secgin kickte einmal den Ball ins Aus, als Knauer vom Ball getroffen am Boden lag. Das gab Sonderappl­aus.

Viel Beifall gab es gegen Ende auch für Stefan Schnurrer und Niklas Kratzer bei ihren Auswechslu­ngen. Da war das Sahnehäubc­hen aber noch gar nicht aufgesetzt: Nachdem sich der TSV Aindling nach wie vor tollpatsch­ig anstellte, in Überzahl einen Treffer zu erzielen, zeigten die Gäste, wie es funktionie­ren kann. Einen weiten Ball verlängert­e Ferkan Secgin mit dem Kopf und der 19-jährige Oktay Yavuz jagte das Leder zum Siegtreffe­r in die Maschen. Den letzten verzweifel­ten Versuch von Thomas Kubina lenkte Gästekeepe­r Michael Finkert, der zuvor schon einen Kopfball von Simon Knauer pariert hatte (85.), an den Pfosten.

TSV Aindling Wernberger – Schöttl, Klar, Hildmann (76. Prießnitz), Jacobi (60. Haas) – Modes, Mayr (46. Lukas Wiedholz) – Buchhart, Knauer, Kubina – Fischer.

TSV Gersthofen Finkert – Durner, Wage mann, Biehal, Huckle – Okan Yavuz, Kine – Schnurrer (81. Hampel), Kratzer (89. Gai), Secgin, Lippe (48. Oktay Yavuz).

Tor 0:1 Oktay Yavuz (90. + 1) Schieds richter Öllinger (Riedlhütte) Zuschauer

530 zahlende Gelb Rote Karte Kine

(Gersthofen/Foul/37.).

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Fotos: Marcus Merk Manuel Lippe, Florian Gai und Kapitän Mark Huckle feiern das Weiterkomm­en des TSV Gersthofen in der Relegation. Die Aindlinger sitzen nach der Niederlage apathisch auf dem Rasen.
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Nach 37 Minuten musste Rudi Kine mit Gelb Rot vom Platz. Doch der TSV hielt in Unterzahl stand.

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