Augsburger Allgemeine (Land West)
Das Kreuz mit dem Kreuz
Ab Freitag sollen in staatlichen Behörden Kreuze hängen. Doch so einfach, wie das klingt, ist es nicht
Am kommenden Freitag ist es soweit: Laut Erlass des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder soll dann im Eingangsbereich jeder staatlichen Behörde ein Kreuz hängen. Weil es keine genauen Vorgaben zur Umsetzung des Kreuzerlasses gibt, kam es unter Behördenleitern in letzter Zeit aber zu Verwirrungen: Wie groß muss das Kreuz sein? An welcher Stelle soll es angebracht werden? Und wo kauft man es eigentlich?
Holger Hämmerlein, Geschäftsstellenleiter des Finanzamtes Augsburg, wird „sein“Kreuz am Freitag im Eingangsbereich des Finanzamtes aufhängen. Ein Inklusionsbetrieb aus Augsburg hat es hergestellt. 30 Zentimeter hoch und 20 Zentimeter breit wird es sein.
Am Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) in Augsburg wurde noch kein Kreuz angeschafft. „Das ist gerade in Arbeit“, erklärt eine Sprecherin. Passend zur Behörde soll das Kreuz die Themen Wasser, Boden und Luft behandeln. Weil Mitarbeiter des LfU das Kreuz erst anfertigen müssen, geht man im Landesamt aber nicht davon aus, es am Freitag aufhängen zu können. Sobald es fertig ist, soll das Kreuz dann im Eingangsbereich angebracht werden.
Claus Pätzel, Sprecher des Landgerichtes Augsburg, rechnet ebenfalls nicht damit, die Kreuze schnell aufhängen zu können. Der Anschaffungsprozess sei kompliziert. Denn alle Gebäude unter Verwaltung des Landgerichts sollen mit ähnlichen Kreuzen ausgestattet werden. „Für das Kreuz im Oberlandesgericht in der Fuggerstraße müssen wir uns zuerst mit dem Denkmalschutz absprechen. Erst wenn wir für alle Gebäude einen Plan haben, kümmern wir uns um die Anschaffung“, erklärt Pätzel. Bis zur endgültigen Entscheidung überlegt die Verwaltung des Landgerichtes, die Kreuze in der Schreinerei der Justizvollzugsanstalt fertigen zu lassen.
Karl-Heinz Meyer von der Regierung von Schwaben erklärt, das Kreuz der Dienststelle komme aus einem einschlägigen Geschäft in Augsburg. Claudia Schwarz betreibt mit Unterstützung von Mutter Gertraud Späth solch ein „einschlägiges Geschäft“in der Augsburger Innenstadt. Holzschnitzereien, Heiligenfiguren, Tauf- und Kommunionskerzen und auch Kreuze umfasst das Sortiment von „Wachs und Kunst“in der Peutingerstraße. Laut Gertraud Späth ist die Nachfrage nach Kreuzen in den vergangenen Wochen aber nur gering gestiegen. Etwa eine Handvoll Behördenmitarbeiter hätten hier eines gekauft. „Meist wurden schlichte Modelle aus Holz oder Edelstahl gekauft – ohne Korpus“, sagt Gertraud Späth. Zwischen 70 und 300 Euro müssten die Behörden für ein solches Kreuz ausgeben.