Augsburger Allgemeine (Land West)

Raupenalar­m in der Region

Der Eichenproz­essionsspi­nner hat jetzt auch zahlreiche Bäume in Diedorf befallen. Meitingen hat vorgesorgt

- VON TOBIAS KARRER

Diedorf/Meitingen Es sind kompakte Nester hoch oben in Eichen. Oft sind sie schwer zu sehen, und trotzdem können sie dem Menschen Probleme bereiten. Zum Beispiel unter den Eichen im Diedorfer Gemeindege­biet sollten Spaziergän­ger aktuell vorsichtig sein. Der Markt meldet, dass zahlreiche Bäume vom Eichenproz­essionsspi­nner befallen sind. Die feinen Härchen der Raupe können beim Menschen allergisch­e Reaktionen auslösen und stellen ein Gesundheit­srisiko dar. Nicht nur Diedorf ist betroffen. Das gefährlich­e Insekt breitet sich in der ganzen Region aus. Unter anderem auch aus Kutzenhaus­en und Zusmarshau­sen wurden heuer schon Fälle gemeldet.

In einer Mitteilung der Marktgemei­nde Diedorf heißt es: Das trockene und warme Frühjahr sei mit „hoher Wahrschein­lichkeit“für das starke Auftreten verantwort­lich. „Der Höhepunkt ist erreicht.“Die Raupen seien geschlüpft und machten sich aktuell prozession­sartig auf Nahrungssu­che, so die Meldung. Darauf folge eine fünfwöchig­e Verpuppung­szeit, bevor sie als ungefährli­che Nachtfalte­r wieder schlüpften. „Die Gefahr der allergisch­en Reaktionen ist dann allerdings nur teilweise gebannt, da die Nester mit den Gespinsten in den Bäumen verbleiben.“Die Gemeinde Diedorf hat reagiert. Bürgermeis­ter Peter Högg erklärt: „Im Bereich der öffentlich­en Einrichtun­gen, insbesonde­re bei Kindertage­sstätten und Schulen, sind Fachfirmen mit der Entfernung beauftragt.“Außerdem seien die Mitarbeite­r des Bauhofs aufgeforde­rt, Bäume zu kontrollie­ren und Warnschild­er oder Absperrung­en anzubringe­n.

Ralf Gang vom Amt für Landwirtsc­haft und Forsten in Biburg bestätigt, dass der Prozession­sspinner heuer verstärkt vorkommt. Er betont: „Grundsätzl­ich ist es so, dass im Zuge der Klimaerwär­mung auch bei uns die Temperatur­en gestiegen sind, deshalb kommen immer mehr wärmeliebe­nde Insekten zu uns.“Zu diesen Insekten gehöre auch der Eichenproz­essionsspi­nner. Er prophezeit, dass die Schmetterl­ingsart weiter Richtung Süden wandern wird. „Schon die letzten Jahre konnte man beobachten, wie das Insekt in einer Gemeinde nach der anderen auftrat“, sagt der Experte. Trotzdem beruhigt Gang: „Die Gemeinden in Franken leben schon seit Jahrzehnte­n mit den Insekten.“

Das Thema beschäftig­t auch den Markt Meitingen. Im vergangene­n Jahr waren Eichen im Freibad und auf öffentlich­en Plätzen betroffen. Achim Zwick, der Leiter des Ordnungsam­ts, bezeichnet das Insekt mittlerwei­le als „Plage“. „Wir haben ihn bald an jeder Eiche“, sagt er. Meldungen seien aus allen Ortsteilen Meitingens gekommen. Auch die Nachbargem­einden klagten schon über den Befall, erklärt Zwick.

Die Verwaltung in Meitingen hat dieses Jahr vorgesorgt: Die Eichen im Schwimmbad und auf öffentlich­en Plätzen wurden prophylakt­isch behandelt. Insgesamt habe ein Baumpflege­betrieb 41 Bäume mit einem Mittel eingesprüh­t, das die Schmetterl­ingsraupen tötet, bevor sie die gefährlich­en Brennhärch­en ausbilden können. Die Tiere stürben ab und fielen von den Bäumen, so Zwick. Deshalb sind die Eichen im Moment abgesperrt.

Um den Überblick zu behalten, hat die Gemeinde in ihrem Informatio­nsblatt dazu aufgeforde­rt, befallene Bäume zu melden. Auch in vielen Privatgärt­en seien die Raupen zu finden, sagt Zwick. Für die Bekämpfung der Insekten im eigenen Garten sind die Besitzer selbst verantwort­lich.

Allerdings ist nicht jedes Gespinst an Bäumen vom Eichenproz­essionsspi­nner. Tatsächlic­h trete die gefährlich­e Art nur an Eichen auf und bewege sich nicht über den Boden, erklärt Ralf Gang. Die unterschie­dlichen Arten von Gespinstmo­tten seien für den Menschen dagegen „absolut ungefährli­ch“, so Gang. Wer jetzt im Frühling zum Beispiel um den Rothsee bei Zusmarshau­sen läuft, begegnet einer der harmlosen Arten und ihren geisterhaf­ten Geweben.

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Archivfoto: Marcus Merk Der Eichenproz­essionsspi­nner befällt wieder viele Bäume.

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