Augsburger Allgemeine (Land West)
Raupenalarm in der Region
Der Eichenprozessionsspinner hat jetzt auch zahlreiche Bäume in Diedorf befallen. Meitingen hat vorgesorgt
Diedorf/Meitingen Es sind kompakte Nester hoch oben in Eichen. Oft sind sie schwer zu sehen, und trotzdem können sie dem Menschen Probleme bereiten. Zum Beispiel unter den Eichen im Diedorfer Gemeindegebiet sollten Spaziergänger aktuell vorsichtig sein. Der Markt meldet, dass zahlreiche Bäume vom Eichenprozessionsspinner befallen sind. Die feinen Härchen der Raupe können beim Menschen allergische Reaktionen auslösen und stellen ein Gesundheitsrisiko dar. Nicht nur Diedorf ist betroffen. Das gefährliche Insekt breitet sich in der ganzen Region aus. Unter anderem auch aus Kutzenhausen und Zusmarshausen wurden heuer schon Fälle gemeldet.
In einer Mitteilung der Marktgemeinde Diedorf heißt es: Das trockene und warme Frühjahr sei mit „hoher Wahrscheinlichkeit“für das starke Auftreten verantwortlich. „Der Höhepunkt ist erreicht.“Die Raupen seien geschlüpft und machten sich aktuell prozessionsartig auf Nahrungssuche, so die Meldung. Darauf folge eine fünfwöchige Verpuppungszeit, bevor sie als ungefährliche Nachtfalter wieder schlüpften. „Die Gefahr der allergischen Reaktionen ist dann allerdings nur teilweise gebannt, da die Nester mit den Gespinsten in den Bäumen verbleiben.“Die Gemeinde Diedorf hat reagiert. Bürgermeister Peter Högg erklärt: „Im Bereich der öffentlichen Einrichtungen, insbesondere bei Kindertagesstätten und Schulen, sind Fachfirmen mit der Entfernung beauftragt.“Außerdem seien die Mitarbeiter des Bauhofs aufgefordert, Bäume zu kontrollieren und Warnschilder oder Absperrungen anzubringen.
Ralf Gang vom Amt für Landwirtschaft und Forsten in Biburg bestätigt, dass der Prozessionsspinner heuer verstärkt vorkommt. Er betont: „Grundsätzlich ist es so, dass im Zuge der Klimaerwärmung auch bei uns die Temperaturen gestiegen sind, deshalb kommen immer mehr wärmeliebende Insekten zu uns.“Zu diesen Insekten gehöre auch der Eichenprozessionsspinner. Er prophezeit, dass die Schmetterlingsart weiter Richtung Süden wandern wird. „Schon die letzten Jahre konnte man beobachten, wie das Insekt in einer Gemeinde nach der anderen auftrat“, sagt der Experte. Trotzdem beruhigt Gang: „Die Gemeinden in Franken leben schon seit Jahrzehnten mit den Insekten.“
Das Thema beschäftigt auch den Markt Meitingen. Im vergangenen Jahr waren Eichen im Freibad und auf öffentlichen Plätzen betroffen. Achim Zwick, der Leiter des Ordnungsamts, bezeichnet das Insekt mittlerweile als „Plage“. „Wir haben ihn bald an jeder Eiche“, sagt er. Meldungen seien aus allen Ortsteilen Meitingens gekommen. Auch die Nachbargemeinden klagten schon über den Befall, erklärt Zwick.
Die Verwaltung in Meitingen hat dieses Jahr vorgesorgt: Die Eichen im Schwimmbad und auf öffentlichen Plätzen wurden prophylaktisch behandelt. Insgesamt habe ein Baumpflegebetrieb 41 Bäume mit einem Mittel eingesprüht, das die Schmetterlingsraupen tötet, bevor sie die gefährlichen Brennhärchen ausbilden können. Die Tiere stürben ab und fielen von den Bäumen, so Zwick. Deshalb sind die Eichen im Moment abgesperrt.
Um den Überblick zu behalten, hat die Gemeinde in ihrem Informationsblatt dazu aufgefordert, befallene Bäume zu melden. Auch in vielen Privatgärten seien die Raupen zu finden, sagt Zwick. Für die Bekämpfung der Insekten im eigenen Garten sind die Besitzer selbst verantwortlich.
Allerdings ist nicht jedes Gespinst an Bäumen vom Eichenprozessionsspinner. Tatsächlich trete die gefährliche Art nur an Eichen auf und bewege sich nicht über den Boden, erklärt Ralf Gang. Die unterschiedlichen Arten von Gespinstmotten seien für den Menschen dagegen „absolut ungefährlich“, so Gang. Wer jetzt im Frühling zum Beispiel um den Rothsee bei Zusmarshausen läuft, begegnet einer der harmlosen Arten und ihren geisterhaften Geweben.