Augsburger Allgemeine (Land West)
Speisen unter Säulen
Der historische Klostergasthof Holzen hebt sich durch sein besonderes Ambiente hervor. Einige Rezepte werden durch die Geschichte des Hauses beeinflusst / Serie (10)
Allmannshofen Mit glücklichen Augenblicken ist es ja nicht immer leicht: Kaum hat man sie realisiert, sind sie schon wieder weg. Nicht so beim Klostergasthof Holzen. Schon der erste Eindruck erfreut. Das Restaurant und das benachbarte Hotel liegen beeindruckend auf dem Karlsberg. Das Ensemble, inmitten der Natur mit weiten Grün- und Gartenanlagen, ist ein wunderbarer Ort zum Verweilen und Entspannen und sich mit Speisen verwöhnen zu lassen. Kurz: Hier kann der Gast den Alltag vergessen.
Dazu trägt in erster Linie das Ambiente der Klosteranlage bei. Auch der Nichtfachmann stellt schnell fest, dass es ein Juwel des schwäbischen Barock darstellt. Der Eigentümer, die Stiftung Dominikus-Ringeisen-Werk, hat mit viel Liebe zum Detail behutsam saniert. So wurden beispielsweise die reich verzierten Stuckdecken feinfühlig restauriert und mit edlem Innendesign und natürlichen Materialien kombiniert. Entstanden ist eine faszinierende Fusion von alter Bausubstanz und modernen Ansprüchen an Beherbergung und Gastronomie. Der altehrwürdige Klostergasthof mit seiner großen Fensterfront passt dazu. Auch der einstige Pferdestall hat es geschafft, sich den Charme der alten Zeit mit den von weißen Säulen getragenen imposanten Kreuzgewölben zu erhalten.
Küchenchef ist Sven Rickert. Er serviert den Gästen saisonale und traditionelle Gerichte. Der Fokus der Küche liegt auf Bodenständigem, soll heißen: auf BayerischSchwäbischem. Die Verbundenheit mit der Natur und mit frischen Produkten präge die Küchenphilosophie, betont Rickert. Er stehe für eine gesunde und vitale Küche aus sehr guten Zutaten.
Ergänzt werde dies durch Produkte aus eigener Herstellung wie Honig, Obstsäfte, Öle und Liköre. Erzeugnisse, die auch im Klosterladen und an der Hotelrezeption erworben werden können. Hinzu kommt der Hang des Küchenchefs zu neuen Interpretationen. Diese Mixtur, gepaart mit gutem, ehrlichem Handwerk und Kreativität, mache das Besondere aus, sagt der Küchenchef. Auf der anderen Seite präsentiert die Speisekarte die „Kloster Holzen Classics“. Hier orientiert sich Sven Rickert ganz an Schwester Theresias Rezeptbuch. Da kommt zum Beispiel der Schweinebraten mit Bier-Kümmel-Sauce, Semmelknödel und Krautsalat auf den Tisch oder das Kabeljaufilet im Bierteig. Gern bestellt werden zudem das Holzfällersteak mit Kräuter-Champignons sowie Graf Treubergs Lieblingsessen, Zwiebelrostbraten vom Roastbeef mit Bratkartoffeln.
Neben deftiger und leichter Küche vernachlässigt das Lokal auch nicht den vegetarischen und veganen Bereich. Erwähnung sollen die Falafel-Kichererbsen-Bällchen an Tomatenkräutersalat finden. Weine, vorwiegend aus deutschen Anbaugebieten, begleiten die kulinarischen Genüsse. Wie regional verbunden der Klostergasthof ist, zeigt sich ferner darin, dass die Käseauswahl von der Landkäserei Reißler in Nordendorf kommt und das Eis von Bauer Uli aus Bocksberg.
Der Klostergasthof stehe auf drei Säulen, verdeutlicht Philipp Flamm. Auf seiner Visitenkarte steht nicht Manager oder Geschäftsführer, sondern bodenständig und ein bisschen romantisch „Gastgeber“. Klar, das Restaurant punkte mit seiner beeindruckenden Atmosphäre, verdeutlicht er. Er erzählt von der Gründung des einstigen Benediktinerklosters um das Jahr
1150, von den zahlreichen Kriegszerstörungen und der Grundsteinlegung der heutigen Klosteranlage im
17. Jahrhundert. Die Familie Fischler-Treuberg erwarb das Kloster
1813 und bewirtschaftete es bis
1927. Dann kauften es die Franziskanerinnen der St.-Josefs-Kongregation Ursberg. Diese Historie werde kulinarisch auf vielfältige Weise in der Speisekarte interpretiert, so Flamm. Neben Ambiente und Kochkunst legt der Klostergasthof großen Wert auf den Service. Die Dienstleistung sei die dritte wichtige Säule. „Dazu gehört, aus der Anonymität zu treten und eine Verbundenheit mit dem Gast aufzubauen“, sagt Flamm. Das sei eine tägliche Herausforderung. „Das heißt aber nicht, jedem Trend nachzulaufen.“Die Rückbesinnung sei wichtig, die Konzentration auf das Wesentliche und das Bewusstsein, Körper und Seele Gutes zu tun. Vielleicht seien gerade diese Punkte mit ausschlaggebend, dass der Gasthof für Hochzeitsfeiern so beliebt ist, meint er.