Augsburger Allgemeine (Land West)
Zwei im deutsch mexikanischen Fußballfieber
Manuel Flötzner und seine Frau Alba Leal Mendivil feuern am Sonntag ihre jeweilige Nationalmannschaft an. Sie glauben fest daran, dass es beide Teams in die K.-o.-Runde schaffen
Viele Frauen müssen ihre Partner in den nächsten vier Wochen in puncto Freizeitgestaltung abschreiben. Es sei denn, sie begeistern sich ebenso wie ihre Männer für Fußball. Alba Leal Mendivil zählt in diese Kategorie.
Namen wie Chicharito oder Rafael Marquez gehen der 30-Jährigen locker von den Lippen. Die Mexikanerin kann es kaum noch erwarten, bis ihre Landsleute am Sonntag gegen die deutschen Kicker antreten.
Zum Interview erscheint die zierliche Frau in einem schwarzen „Chicarito“-Trikot und mit mexikanischer Nationalflagge. Ihr Mann Manuel Flötzner hat sich das Shirt der Mannschaft von Jogi Löw angezogen und bringt eine schwarz-rotgoldene Fahne mit. Es dauert nicht lange, da liefert sich das Paar ein deutsch-mexikanisches Wortduell. Er ist überzeugt, dass Neuer und Co. die lateinamerikanische Elf in Moskau mit 3:0 vom Platz fegen. Alba Leal Mendivil schüttelt den Kopf. „Ich bin optimistisch, wir gewinnen 2:1.“Die 4:1-Niederlage ihrer Landsleute gegen Deutschland beim Confed-Cup im Vorjahr hat sie längst abgehakt.
Egal, wie das erste Gruppenspiel am Sonntag (Beginn ist um 17 Uhr) ausgeht, der Haussegen wird bei dem jungen Paar nicht schiefhängen. Beide rechnen fest damit, dass es ihre Teams als Erst- und Zweitplatzierte der Gruppenphase in die K.-o.-Runde schaffen. Manuel Flötzner zählt Deutschland neben Argentinien, Brasilien, Frankreich und Spanien zu den Favoriten. Dass sich die Kicker zuletzt nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben, ficht ihn nicht an. Er glaubt an den Erfolg: „Sobald es losgeht, schalten die Deutschen auf Turniermodus.“
Der 29-Jährige frönt seiner Fußballleidenschaft als Bayern- und FCA-Fan nicht nur vor dem Fernseher oder auf Stadionrängen. Seit seiner Kindheit jagt er bei der SG einem Stadtteil von Günzburg, selbst dem Ball hinterher und ist mittlerweile in der Kreisliga angekommen. Seinem Verein hält er die Treue, auch wenn der 29-Jährige durch Studium und Job längst in Augsburg lebt.
Sein Auslandssemester in Mexiko bescherte dem Betriebswirtschaftler nicht nur exzellente Spanischkenntnisse. Es brachte ihn 2011 auch mit Alba zusammen, die aus der Millionenstadt Guadalajara stammt. Aus dem Flirt wurde Liebe, seit 2013 lebt die Mexikanerin in BayerischSchwaben, mittlerweile sind die beiden verheiratet.
Von ihrer Wohnung ist es nicht weit in die WWK-Arena. Alba Leal Mendivil hat ihren Mann einmal dorthin begleitet, als Stürmerstar Chicarito – damals noch bei Leverkusen – auflief. Überhaupt gebe es in ihrer Heimat sehr viele Fußballfans. „Das ist ein Hype wie in Deutschland, die Stadien sind immer voll“, sagt die 30-Jährige. Natürlich auch in ihrem Guadalajara, das zugleich die Heimatstadt der beiden Eintracht-Frankfurt-Spieler Carlos Salcedo und Marco Fabián ist.
Wo Alba Leal Mendivil mit ihrem Mann das Spiel am Sonntag anschaut, steht noch nicht fest: Vielleicht bleiben sie zuhause oder gehen zu einem Public Viewing. „Oder wir fahren nach München und sehen uns das Spiel bei einem der vielen Mexikaner an“, sagt Leal Mendivil und strahlt übers ganze Gesicht. Auch wenn sie ihrem Mann damit die Außenseiterrolle zuschanzt, käme ihr diese Option aus kulinarischen Gründen gerade recht. Denn das, was die Augsburger Tex-Mex-Restaurants servierten, habe nur wenig mit der Küche ihrer Heimat zu tun.
Neben der authentischen Küche vermisst die junge Frau manchmal auch das Wetter ihrer Heimat. Als sie nach Deutschland kam, habe sie sich zunächst gewundert, warum die Menschen hier im Frühjahr sehnsüchtig aufs Grillen warten. DerarReisensburg, tige Vergnügungen seien in Mexiko ganzjährig möglich. Wenn Alba Leal Mendivil und Manuel Flötzner im November an der mexikanischen Karibikküste ihre kirchliche Trauung nachholen, brauchen sie sich nicht vor Nebel und Kälte zu fürchten. Bis dahin stehen noch der Job und der gemeinsame ItalienischKurs an. Dass in der Volkshochschule in den nächsten Wochen die Fußball-WM thematisiert wird, ist unwahrscheinlich. Zu groß ist die Enttäuschung der Italiener über das Ausscheiden ihrer Squadra Azzurra in der Turnierqualifikation. Da haben es Jogis Jungs und die mexikanische Nationalmannschaft besser gemacht.
Apropos Mexiko: Die Nachricht, dass ihr Heimatland in acht Jahren neben den USA und Kanada Gastgeber der Fußball-WM ist, freut Alba Leal Mendivil ungemein. Vielleicht kommt es dann in Guadalajara zum Duell „Mex:Ger“. Auf den Rängen: die 30-Jährige und ihr Mann. Ein bisschen Träumen ist erlaubt.