Augsburger Allgemeine (Land West)
Chefs Culinar backt nun kleinere Brötchen
Der Logistiker versorgt von Zusmarshausen aus Großküchen in ganz Süddeutschland mit Lebensmitteln. Weil es in den riesigen Hallen zu eng ist, wird der Standort erweitert – allerdings deutlich kleiner als bisher geplant
Zusmarshausen Wollbach Wer die Firma Chefs Culinar besichtigt und durch die kilometerlangen Regalreihen spaziert, erfährt viele gigantische Zahlen. Der Großhändler bietet ungefähr 25000 verschiedene Artikel an, frisch, trocken und tiefgekühlt. Außerdem gibt es eine riesige Fleischerei, in der täglich 50 Tonnen Fleisch und Wurst bewegt werden. Der Logistik-Riese liefert sie vom Gewerbegebiet Wollbach aus an Großküchen in ganz Bayern und Baden-Württemberg, dazu Molkereiprodukte, Trockenvorräte, Tiefkühlwaren, Getränke, Obst und Gemüse.
Gigantisch war auch die Zahl, die die Verantwortlichen des Kieler Konzerns vor knapp zwei Jahren verkündeten: 50 Millionen Euro wolle man in den Standort Zusmarshausen stecken, sagten sie damals vor Vertretern aus Landes- und Kommunalpolitik. Jetzt hat das Unternehmen seine Erweiterungspläne deutlich reduziert – beziehungsweise in zwei Bauabschnitte aufgeteilt, von denen vorerst nur der erste ausgeführt wird.
Dieser umfasse aber immerhin eine Investition von 15 Millionen Euro, erklärt Geschäftsführer Peter Wenzel. Ursprünglich hatte der Konzern vorgehabt, das Tiefkühllager neu zu bauen. Jetzt werde das bestehende erweitert – um 3000 Quadratmeter. Außerdem fänden Umbauarbeiten im Gebäude statt. Spatenstich für das Millionenprojekt soll im August sein – „wir hoffen, dass wir dann Ende 2019 fertig sind“. Der zweite Bauabschnitt wäre die große Erweiterung. Das Unternehmen hält sich aber noch offen, ob und wann es diese umsetzt. Möglicherweise in fünf bis acht Jahren, sagt Wenzel.
Dass die Erweiterung jetzt deutlich kleiner ausfällt als geplant, habe zwei Gründe, erklärt der Geschäftsführer. Vor allem liege es daran, dass Chefs Culinar kürzlich ein Unternehmen in der Oberpfalz übernommen hat und am dortigen Standort neu bauen wolle. Ein „kleiner Grund“seien auch die schwierigen Bodenverhältnisse im Gewerbegebiet Wollbach. „Das hat das Gan- wesentlich teurer gemacht.“Vor zwei Jahren hatten Experten Arsen im Untergrund gefunden – er ist deshalb weniger tragfähig. Darum mussten große Mengen an Boden ausgetauscht werden. Das ist nicht nur teuer, sondern hat das Bauvorhaben auch verzögert.
Im Ort seien schon die wildesten Gerüchte im Umlauf, zum Beispiel dass Arbeitsplätze abgebaut werden sollen, weiß Peter Wenzel. Er betont aber: „Der Standort wird definitiv größer, deshalb brauchen wir auch mehr Mitarbeiter.“Derzeit arbeiten ihm zufolge etwa 800 Menschen (inklusive Fahrer und Außendienstmitarbeiter) am Standort Zusmarshausen. Das Unternehmen wurde 1923 gegründet, hat seinen Sitz in Kiel und ist nach eigenen Angaben nationaler Branchenführer. Seit 1999 gibt es die Niederlassung in Zusmarshausen, zunächst mit dem Namen Ringel. Die grau-blauen Lastwagen, die die Waren zu den Kunden bringen, sind in der Region allgegenwärtig. 700 bis 800 Kunden werden von Wollbach aus jeden Tag beliefert: Restaurants, Hotels, Kantinen, Krankenhaus- und Altenheimküchen, der Flughafen München.
Die Verantwortlichen von Chefs Culinar haben den Marktgemeinderat in der jüngsten nicht öffentlichen Sitzung über die verkleinerte Erweiterung informiert. Bürgermeisze ter Bernhard Uhl betont auf Nachfrage unserer Zeitung: „Unternehmerische Entscheidungen kann die Kommune nur begrenzt beeinflussen. Trotzdem hat man in Zusmarshausen Verständnis für den neuen Weg.“Vonseiten der Gemeinde sei alles unternommen worden, damit die Erweiterung so schnell wie möglich realisiert werden könne. „Das betraf neben dem gemeindlichen Einvernehmen zur Baugenehmigung insbesondere die Vertragsverhandlungen und den nicht tragfähigen Baugrund“, sagt Uhl. Die Umlagerung des belasteten Bodens habe innerhalb von 15 Monaten abgeschlossen werden können – „der Blick zu anderen Kommunen und Landkreisen zeigt, dass es nicht schneller gehen kann“. Im Nordwesten des Gewerbegebiets schützt künftig ein freiwilliger Lärm- und Sichtschutzwall die Anwohner.
Chefs Culinar könne jederzeit mit dem zweiten Bauabschnitt beginnen, betont der Bürgermeister. Dem Unternehmen gehören schon seit Längerem die Flächen, auf denen es erweitern möchte. In Wollbach steht bald noch mehr Gewerbegrund zur Verfügung, die Änderung des Bebauungsplans wird demnächst rechtskräftig. Verkäufe waren vor der Baugenehmigung für den Lärmund Sichtschutz der Gemeinde noch nicht möglich, sagt Uhl. Es seien aber schon Interessenten vorgemerkt.