Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Kiosk am Kuhsee soll wieder öffnen
Das orangefarbene Häuschen am Ende des Hochablasses steht bereits seit knapp zwei Jahren leer. Die Stadt sucht aktuell nach einem neuen Pächter. Es gibt schon einige Bewerber – die Anforderungen an sie sind anspruchsvoll
Er ist ein kleiner Schandfleck, auf den jeden Tag Radfahrer und Spaziergänger auf dem Weg zum Kuhsee zusteuern. Seit zwei Jahren schon ist der Kiosk am Ende des Hochablasses geschlossen. Entsprechend heruntergekommen sieht das kleine Gebäude in der sonst so idyllischen Umgebung mittlerweile aus. Das soll sich ändern. Die Stadt Augsburg hat unlängst die Pacht des Kiosks ausgeschrieben. Es gibt auch schon einige Bewerber. Die Anforderungen an einen neuen Betreiber sind anspruchsvoll.
Die heruntergelassenen Rollläden sind mit Graffiti verschmiert, die orangene Farbe am Häuschen blättert ab und im einstigen Biergarten sprießt das Unkraut. An Erfrischung ist hier schon lange nichts mehr zu holen. Das wissen auch Daniele Neumann aus Augsburg und Silvia Wagner aus Kissing, die gemeinsam in Richtung Kuhsee spazieren. Beide Frauen haben hier früher gerne auf ein Eis oder ein Getränk angehalten, erinnern sie sich. „Inzwischen sieht der Kiosk richtig gruselig aus“, findet Neumann. Dabei ist seine Lage prominent.
Vor allem in Sommer kommen an dieser Stelle tausende Fahrradfahrer, Jogger, Spaziergänger und Badebesucher vorbei. „Der Ärger der Bevölkerung über den langen Leerstand ist verständlich“, meint Reiner Erben, dessen Umweltreferat dafür zuständig ist. Dafür gibt es aber auch Gründe.
Der Betreiber hatte erst aus gesundheitlichen, dann aus Altersgründen den Kiosk im Frühsommer
2016 dichtgemacht. Die Stadt hatte zunächst keine Handhabe. Zwar stehen die Kioske am Hochablass und am Kuhsee auf städtischem Grund. Trotzdem gehören sie nicht der Stadt. Die Gebäude wurden in den
70er Jahren zu Olympia von den Betreibern selbst gebaut. Seitdem wur- den die Kioske von Pächter zu Pächter weitergegeben. Im Fall des leer stehenden Gebäudes am Hochablass war der Stadt laut Erben nun daran gelegen, die Hoheit über die Nachfolge in die eigenen Hände zu bekommen, um den Kiosk ausschreiben zu können.
Allein bis Februar dieses Jahres hätten sich nach Angaben des Umweltreferenten die Vertragsverhandlungen und die Übergabe zwischen dem ehemaligen Pächter und der Stadt hingezogen. Dann kamen auch noch die Bauarbeiten am Hochablass dazwischen. Inzwischen aber erfolgte die Ausschreibung.
Demnach hat der neue Betreiber an den Vorpächter eine Ablöse in Höhe von 43 000 Euro zuzüglich 51 170 Euro Umsatzsteuer zu zahlen. Die Summe sei nicht hoch, Reiner Erben. „Gastronomische Einrichtungsgegenstände sind teuer und gehen auf den neuen Pächter über.“Der muss allerdings weiter investieren. Die Stadt fordert eine Sanierung des über 50 Jahre alten Gebäudes. Die Fassade des Kiosks muss noch in diesem Jahr in einen ansehnlichen Zustand gebracht werden. Die Gestaltung sei mit der Stadt abzustimmen, ist in der Ausschreibung angeführt. „Die Interessenten haben die Möglichkeit, sowohl was die Funktionalität als auch das optische Erscheinungsbild anbelangt, neue Maßstäbe zu setzen“, betont Erben. Auch beim gastronomischen Angebot hat die Stadt konkrete Vorstellungen.
Neben den üblichen Waren sollen im neuen, alten Kiosk fair gehandelter Kaffee und Tee, Bio-Essen und frische regionale Lebensmittel wie etwa Lechlamm, angeboten werden. Auch ein vegetarisches Gericht soll auf der Karte stehen. Die Anfrage ist dem Umweltreferat zufolge sehr hoch. „Es gingen über 20 Bewerbungen mit sehr hochkarätigen Bewerbern ein“, erzählt Erben. Darunter seien auch zahlreiche Gastronomen aus Augsburg und Umgebung. Mehr könne er derzeit nicht sagen, da es sich bei der Ausschreibung um ein laufendes Verfahren handele. Wann der Kiosk wieder öffnen soll, steht noch nicht fest. Wie Erben berichtet, stehen im Umfeld des Kiosks noch umfangreiche Arbeiten bei der Installation der Fischtreppe an. Diese wirkten sich auch auf den Kiosk aus. „Eine Wiedereröffnung vor den Umbauarbeiten muss mit dem neuen Pächter abmeint gestimmt werden.“Der Kiosk habe aufgrund seiner Lage eine herausgehobene Stellung, betont Erben. „Es ist wichtig, hier mit Sorgfalt vorzugehen.“Zudem müsse kein Badegast oder Ausflügler hungern oder auf ein Eis verzichten. Erben verweist auf die beiden anderen Kioske und weitere Gastronomie.
Barbara und Daniel Sehovac jedenfalls hoffen auf eine baldige Wiedereröffnung. Fast jeden Tag geht das Ehepaar am Hochablass spazieren. Seit zwei Jahren wohnen die Sehovacs in Hochzoll. Den Kiosk kennen sie nur geschlossen. Über ein qualitativ hochwertiges Angebot dort würden sich die beiden 31-Jährigen freuen. „Optimal wären frisch gepresste Säfte oder guter Kaffee. Manchmal fehlt es an Qualität bei den Angeboten am Kuhsee.“