Augsburger Allgemeine (Land West)
Stadtbergen ist sauer auf den großen Nachbarn
Stadträte kritisieren, wie Augsburg auf die Sorgen und Ängste zum prognostizierten Verkehrsaufkommen im Virchowviertel umgeht. Der Kobelweg soll künftig die Hauptlast tragen
Stadtbergen Der Unmut bei den Stadtberger Stadträten wächst: Nach der Antwort der Stadt Augsburg auf die Stadtberger Einwände zum Bebauungsplan wollen sie jetzt das Gespräch mit dem Staatlichen Bauamt suchen. Stadtbaumeister Ulrich Lange drückte sich noch diplomatisch aus, als es um die Frage der Stellplätze ging: Er bezeichnete sie als unbefriedigend. Die Stadt befürchtet im Virchowviertel durch die neuen Mitarbeiter und Studenten ein Verkehrschaos. „Eigenartig“nannte er, dass sich die angenommene Verkehrsbelastung in der Ulmer Landstraße laut Gutachten der Stadt Augsburg um nur 100 Fahrzeuge pro Tag erhöhen soll und für die Kriegshaberstraße tendenziell eher eine Verringerung erwartet werde.
Die Zahlen gehen zurück auf ein Verkehrsgutachten, dass das Staatliche Bauamt in Auftrag gegeben hatte. Dabei wurden Anfang November 2016 Zählungen an neun Knotenpunkten rund um das geplante Campusgelände unternommen. Untersucht wurden die Zeiträume von
5 bis 10 Uhr und von 13 bis 19 Uhr. Die Zahlen wurden dann jeweils auf
24 Stunden hochgerechnet. Ein Ergebnis ist: Durch die neue Uniklinik gibt es im Jahr 2030 täglich insgesamt rund 2200 Fahrten. Die Hauptlast trägt künftig der Kobelweg als Anbindung an die B17. In der Ulmer Landstraße sind es rund
100 Fahrzeuge täglich mehr, in der Kriegshaberstraße soll sich laut Würdigung der Stadt Augsburg das „tendenziell eher verringern“. Deshalb sei ein von der Stadt zusätzlich geforderter Nachweis, welche Veränderungen es auch an den Knoten Hagenmähderstraße/Bürgermeister-Ackermann-Straße/Kriegshaberstraße und B300/Ulmer Straße sowie B17/Ackermann-Straße auf dem Stadtgebiet von Stadtbergen ergeben, nicht nötig. „Das ist doch nicht nachvollziehbar“, schimpfte SPDFraktionssprecher Roland Mair jüngst im Stadtrat. Auch von seinen Kollegen aus anderen Fraktionen gab es Kritik. Josef Kleindienst (CSU) sagte in Bezug auf die Stellplatz-Frage: „Die Lasten haben doch die Anwohner von Stadtbergen und Neusäß zu tragen.“Der Stadtrat hatte im vergangenen Herbst gefordert, dass im Bebauungsplan mehr Parkplätze festgesetzt werden müssen. Die Rede war von einem Schlüssel von 1:5, was heißt: Mindestens ein Stellplatz für fünf Studenten, besser noch ein Stellplatz für zwei oder drei Studierende. In der Würdigung der Stadt Augsburg heißt es dazu, dass neben den oberirdischen Stellplatzflächen an der Virchowstraße und im Westen des Campusareals die Möglichkeit bestehe, ein Parkdeck an der Virchowstraße und Tiefgarage auf dem gesamten Gelände zu bauen. Außerdem gebe es am Stadtrand von Augsburg mehrere Park & Ride-Anlagen, von wo auf den öffentlichen Nahverkehr umgestiegen werden könne. Stadtbergens Bürgermeister Paul Metz merkte dazu an, dass der Platz gegenüber des Obi-Baumarkts immer voll sei und es schon Beschwerden des Baumarktbetreibers über Falschparker gebe. Die Stadt Augsburg teilt außerdem mit, dass ein Parkraummanagement angestrebt werden soll. Bei dem könnte es dann zum Beispiel in den Nachbarkommunen Stadtbergen und Neusäß Zonen geben, in den nur noch Bewohner parken können. Insgesamt wird davon ausgegangen, dass das ruhende Verkehrsaufkommen künftig verträglich abgewickelt werden kann und mögliche Defizite später mit einem ParkraummanageVerkehrsaufkommen ment „kompensiert und angemessen bewältigt werden können“. Weitere Festsetzungen zu Tiefgarage und dem Parkdeck in der Virchowstraße seien nicht erforderlich.
Zum Thema Verkehrslärm, das die Stadtbergen im Oktober 2017 angesprochen hatte, teilte die große Nachbarstadt mit: Durch die errechnete Verkehrszunahme von maximal 500 Fahrzeugen am Tag im Bereich der südlichen Virchowstraße (insgesamt dann rund 7000 Fahrzeuge täglich) ergebe sich eine Pegelerhöhung – die Situation bleibe aber nahezu unverändert. Die zugenommen Geräuschkulisse sei als nicht wahrnehmbar einzustufen. Und: Die Summe liege deutlich unter der Grenze, bei der lärmbedingte Gesundheitsschäden nicht ausgeschlossen werden können. SPD-Stadtrat Roland Mair bringt das auf die Palme: Die Stimmung im Virchowviertel sei bereits aufgeheizt. Jetzt lege Augsburg den Finger noch in die Wunde – 500 Autos mehr und der zusätzliche Lärm soll einfach so hingenommen werden.