Augsburger Allgemeine (Land West)
Der letzte richtige Mann!
E r heißt Thomas, die Augschburger sprechen es „Tommass“aus, seine Freunde nennen ihn „Tommy“. Er wohnt im Bärenkeller und ist jetzt wieder im Bärenkeller-Bad zu bestaunen. Tommy geht auf die 50 zu, ins Bärenkellerbad nimmt er seine Liege mit und „flackt“immer in der Nähe der „Gastronomie“. Thomas ist der letzte Vertreter einer ostentativen Heterosexualität.
Gäbe es ein Life-style-Museum, Thomas würde darin einen würdigen Platz finden. Fangen wir beim Kopf an. Thomas’ Haare beginnen sich zu lichten, aber nicht im Traum würde er ein Coffein-Shampoo in sein Haar einmassieren. Thomas rasiert sich auch nicht die gekräuselten immer noch schwarzen Brusthaare, sie bedecken auch die Schultern und einen Großteil des Rückens. Thomas hat einen Oberlippenbart, den Rest des Gesichts rasiert er, aber selbst ein After Shave verachtet er und würde sich auch nie eine „Body-Skin-Repair-Creme“einmassieren. Überhaupt Cremes: Sie empfindet er als „weibisch“und nicht in tausenden Jahren würde er eine „High-Extra-PolishingCreme“, kein „Bio-Natural-Cleaner“oder gar einen „Anti-AgeBooster“an sich heranlassen.
Seine Wampe ist ihm keine Last, sondern „Muskeln- und Samenstränge“wie er sie bezeichnet oder auch „Brauereigeschwür“. Einmal fragte ihn (er ist nicht verheiratet) eine Dame aus Göggingen (geht gar nicht!), ob er sich nicht wenigstens die Haare auf dem Rücken wegrasieren könnte. Für Thomas ein Grund, die Handynummer der Dame zu löschen. Haare, ob aus der Nase oder den Ohren sind für ihn notwendiger Maskulinitätsnachweis. Politisch wäre er eigentlich für Trump, aber dessen orangefarbenes Make-up und seine hingetütete Haarpracht sind ihm viel zu feminin.
Wenn Sie ihn – in der knappen roten Badehose – im Bärenkellerbad sehen wollen, ins Wasser geht Thomas selten. Meist sitzt er oben am Kiosk, und vor ihm natürlich kein „Latte“(is was für Weiber), sondern das einzige Getränk, das seiner Ansicht nach einem richtigen Mann geziemt: a Woiza.
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