Augsburger Allgemeine (Land West)
Kein Grund zur Panik
Kerosin ist giftig. Es enthält Benzol, einen sogenannten aromatischen Kohlenwasserstoff, der als hochgradig krebserregend gilt, wenn er eingeatmet, über die Haut oder durch das Trinkwasser aufgenommen wird. Daneben sind in dem Flugkraftstoff weitere Inhaltsstoffe und Zusätze enthalten, die im Verdacht stehen, Krebs auszulösen. Davon wurden also in den Jahren zwischen 2010 und 2018 mehr als 150 Tonnen am Himmel über Mittelschwaben versprüht. Wenn der Pilot in einem Notfall die vorgeschriebenen Regeln für einen Treibstoffschnellablass einhält, kommen angeblich nur noch etwa 8 Prozent des Kerosins am Boden an. Bei einer Menge von rund 50 Tonnen immerhin noch 4 Tonnen. Der Rest verdunstet in der Luft und wird durch die Strahlungsenergie der Sonne in Kohlendioxid und Wasser umgewandelt. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die rund 4000 Kilo Kerosin, die maximal auf die Erde absinken immerhin auf einer Strecke zwischen Landsberg, Ulm, Krumbach und Memmingen in feinsten Tröpfchen verteilt werden. Experten rechnen mit einer Belastung von 0,02 Gramm pro Quadratmeter. Das ist nicht besonders viel. An einer stark befahrenen Straße atmet man eine ähnliche Menge Benzol ein. Wer raucht oder sich in einem Raum aufhält, in dem geraucht wird, kriegt noch deutlich mehr ab. Ein Grund zur Panik ist ein solcher Fuel Dump also nicht. Dennoch wäre es wünschenswert, besser über solche Vorfälle informiert zu werden. Sonst bleibt nur das mulmige Gefühl, dass einfach so über unseren Köpfen Gift in die Luft verklappt wird. Die Tatsache, dass niemand Messungen vornimmt, wie die Region belastet wird, und dass Studien zu den Auswirkungen fehlen, verstärkt dieses Gefühl noch.