Augsburger Allgemeine (Land West)
Anwohner fühlen sich überrumpelt
Die Einrichtung in Wollishausen für Menschen mit und ohne Behinderung wird von Anwohnern kritisch gesehen. Sie fürchten unter anderem einen Wertverlust ihrer Immobilie
Gessertshausen Überrumpelt und nicht genügend informiert fühlten sich die Anwohner in der Alpenstraße in Wollishausen, als plötzlich der Wald am Ende ihrer Straße gerodet wurde. Dort ist eine barrierefreie Wohnanlage für Menschen mit und ohne Behinderungen geplant. Grundsätzlich hätten sie keine Einwände gegen das Projekt. Allerdings habe sie die Größe des Bauvorhabens, das sich direkt an ihre Grundstücke anschließt, irritiert.
Bauherrin Helga Schalk hatte bereits mehrfach beim Gemeinderat Gessertshausen eine Bauvoranfrage gestellt. Anfang März beschloss der Gemeinderat Gessertshausen trotz einiger Vorbehalte ob der Lage das Bauleitverfahren. Für die Anwohner der Alpenstraße ist das Konzept mit 13 Wohnungen, einem Gemeinschaftsraum und 32 Parkplätzen in fünf Gebäuden mit einer Gesamtwohnfläche von 855 Quadratmetern viel zu groß. Deshalb fordern sie eine Reduzierung des umbauten Raums um die Hälfte.
Cornelia und Jürgen Harter, Isabella, Susanna und Werner Dietrich vertreten eine lange Liste weiterer Nachbarn, wollen dabei aber keineswegs „die Bösen“sein, die etwas gegen Menschen mit Behinderung hätten. Geärgert hat sich vor allem das Ehepaar Harter, dass sie mit der überraschenden Rodung der Bäume vor vollendete Tatsachen gestellt wurden. Laut der Ergänzungssatzung „Wollishausen an der Alpenstraße“seien dort nur Einzelhäuser mit maximal zwei Wohnungen zulässig. Explizit seien hier auch keine Tiefgaragen zugelassen, erklären die Anwohner. Hier würden alle Vorgaben einfach komplett über den Haufen geworfen.
Ihr Vorschlag wäre es, die Wohnflächen zu reduzieren und die Grenzen nach unten zu rücken. „Die Geländeform gibt die Bebauung vor, und diese kann nur unten liegen und nicht oben, wie geplant. Kein privater Bauherr dürfte bis auf drei Meter an ein Grundstück bauen, außer, er erhielte die schriftliche Genehmigung der Nachbarn“, sagen die Anwohner. Sie wollen künftig nicht auf eine Betonmauer sehen, wo bisher ein Wald war. Des Weiteren sehen sich die Anwohner durch die Tiefgarage mit den ein- und ausfahrenden Autos ihrer idyllischen Ruhe und damit ihrer Wohnqualität beraubt. Zudem befürchten sie einen Wertverlust der bestehenden Immobilien.
Familie Dietrich, deren Vater im Rollstuhl sitzt, kann nach eigenen Angaben einschätzen, welche vielfältigen ärztlichen und therapeutischen Maßnahmen und somit auch Autofahrten bei Menschen mit Behinderungen täglich notwendig werden. Auch die Infrastruktur im Ortsteil sei nicht auf ein Projekt dieser Größe ausgerichtet.
Nicht optimal sei ebenfalls die Verkehrsanbindung. Es sei schon für gesunde Menschen eine Herausforderung, problemlos zu den Haltestellen an der B300 zu gelangen. Kehre man von Gessertshausen nach Wollishausen zurück, müsse man ohne irgendeine Querungshilfe über die B 300 laufen. Und stadteinwärts sei die Situation nicht viel besser.