Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Chef hat schlechte Laune
Özils Rücktritt beschäftigt auch den Bayerischen Fußballverband. Dessen Präsident Rainer Koch ist Mitglied der DFB-Führung. Vor allem ein Vorwurf trifft ihn hart
Augsburg Vor der neuen Bezirksgeschäftsstelle des Bayerischen Fußball Verbandes (BFV) bauen Mitarbeiter Biertische auf, es gibt Häppchen und Sekt. Dieser Montag soll eigentlich ein Tag zum Feiern sein: Die neuen Büroräume werden eingeweiht. Im Verwaltungsgebäude des FC Augsburg hat der BFV 180 Quadratmeter bezogen, in unmittelbarer Nähe zum Stadion des Erstligisten. Es ist ein nachhaltiger Brückenschlag zwischen den Amateuren und dem Profi-Fußball, wie es im Funktionärsdeutsch heißt. Der Mietvertrag läuft 25 Jahre. Der gestresst wirkende BFV-Präsident Rainer Koch taugt an diesem Tag aber nur sehr bedingt dazu, Feierlaune zu verbreiten. Der Grund für die verhagelte Stimmung des Funktionärs spielte bis vor kurzem für Deutschland Fußball und beschäftigt nun die Nation mit einer Rassismus-Debatte: Mesut Özil. Koch ist auch Vize-Präsident des DFB.
Als später die ersten Gäste auf den Bierzeltbänken Platz nehmen, ist Özil natürlich das Thema Nummer eins – nur offiziell darüber reden möchte niemand. Am allerwenigsten Koch selbst. Der 59-Jährige hat kurz vor Beginn der Veranstaltung eine offizielle Stellungnahme auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht. Wie die Pressestelle des Verbandes im Vorfeld betont, soll es bei dieser Erklärung auch bleiben. In dem Text betont Koch, dass er den Rücktritt Özils zwar bedauere, weist aber den Rassismus-Vorwurf „mit Nachdruck“zurück. Rassismus im Fußball – es passt nicht zum Image, dass sich der DFB und seine Landesverbände geben wollen.
Eine andere Spitze hat Koch offenbar empfindlich getroffen. Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte die DFB-Führung am Wochenende wegen der Fehler-Analyse nach dem WM-Aus scharf kritisiert – und dabei Koch als einzigen Funktionär namentlich genannt: „Ich stelle nur fest, dass beim DFB komplett Amateure das Geschehen übernommen haben und da spielen auch Leute wie Koch und andere Landesfürsten eine Rolle.“
Zu den Vorwürfen Rummenigges wollte Koch sich ebenfalls nicht äußern. Wie eine Antwort auf dessen Attacke hört sich aber ein späteres Zitat des Verbandschefs an. Einer der Gründe, warum der BFV und der FCA künftig direkt nebeneinander arbeiten, sei: „Wenn man täglich miteinander zu tun hat, ist es unwahrscheinlicher, dass man sich gegenseitig für unfähig hält.“An dieser Stelle lächelt er sogar einmal.