Augsburger Allgemeine (Land West)
Rote Ampeln sind die Feinde der Mütter
Wenn der Verkehr nicht fließt, fließen Tränen
J ede Gruppe hat meist ein zentrales Thema, das sie eint. Bei frischgebackenen Eltern ist es der kindliche Schlaf. Bei Verkehrsplanern die grüne Welle. Warum ich das so erwähne? Es gibt einen Zusammenhang!
Geht es ums Schlafen, ist mein Sohn – ich drücke es mal elegant aus – anspruchsvoll. Eingekuschelt im Tragetuch schläft er wunderbar, genauso wie gut gebettet im Kinderwagen. Der junge Herr zieht es nämlich vor, beim Schlafen in Bewegung zu bleiben. Heißt: Ich bewege mich, er schläft – zumindest meistens, eine hundertprozentige Erfolgsgarantie gibt es nicht.
Auch Autofahren steht bei ihm hoch im Kurs. Anziehen dagegen nicht. Wenn ich ihm also untermalt von großem Gebrüll seine Mütze aufsetze und seine winzigen Ärmchen in die enge Jacke presse, lässt mich die Aussicht auf die hoffentlich bald malerische Ruhe während der Autofahrt die Prozedur überstehen.
Schon der Start des Motors versetzt mein Kind in den Entspannungsmodus. Schlagartig herrscht wunderbare Ruhe. Damit der Übergang vom Noch-Wach- in den Schlafzustand gelingt, muss der Verkehr fließen. Ansonsten fließen Tränen …
Der natürliche Feind des kindlichen Autoschlafes sind daher rote Ampeln. Muss ich innerhalb kurzer Zeit mehrmals anhalten, ist es vorbei mit der Fahrt in das Land der Träume.
Daher meine Empfehlung an alle Verkehrsplaner: Schnappt euch ein Baby und fahrt Auto. Auf keine andere Weise merkt man schneller, wo es hakt.