Augsburger Allgemeine (Land West)
Auf dem Berg mit 007
Ein James-Bond-Museum eröffnete kürzlich auf dem Gaislachkogel in 3040 Metern Höhe. Es wurde schick in den Hang gebaut, hält aber nicht alles, was es verspricht
der gleiche Spruch: Mein Name ist Bond. James Bond. Einmal Bond – immer 007, gerne auch umgekehrt. Spielt keine Rolle, sogar beim neuen Museum nicht.
Der Bau ist futuristisch und spektakulär wie ein Keil schräg ins Gebirgsmassiv des Gaislachkogel gestellt. Und mittendrin im Gaislachkogel, auf 3040 Metern Höhe über Sölden, geht’s mit der James-BondErkennungsmelodie los. Laut. Dramatisch. Begleitet von Filmschnipseln seit 1962, als im ersten Bond Sean Connery „Dr. No“jagte. Kino-Feeling. Gezeigt werden aber ultraschnelle Videoclipschnitte, fast zu viel, auf jeden Fall zu schnell und alles in Englisch, mit zu schnell wechselnden deutschen Untertiteln. Wer kein Bond-Kenner oder Fan ist, ist an diesen Stellen fast ein wenig verloren …
„Unser Ziel ist es, mit ‚007 Elements‘ einen tiefen Einblick in die Dreharbeiten eines 007-Kinofilms zu gewähren. Und das passiert in Sölden in einer ultramodernen, alle Sinne ansprechenden Art und Weise“, sagt Neal Callow, nicht nur Art Director des Museums, sondern auch der letzten vier Bonds und des neuen, der im November 2019 in die Kinos kommen soll. Der Betreiber der Bergbahnen von Sölden, Jakob Falkner, hatte die Idee dazu: James Bond sollte nachhaltig in Sölden verankert werden – und dafür sorgen, dass seine Bergbahnen auch im Sommer mehr genutzt werden. Das Kombiticket Bahnfahrt mit Museumsbesuch kostet immerhin 54 Euro. 120000 Bond-Fans werden pro Jahr erwartet.
Bahamas, Mexiko, Bangkok, Marokko, Venedig, Sölden: Im Rundkino geht’s um die Locations weltweit. Bond-Regisseur Sam Mendes erzählt von „Skyfall“und „Spectre“. Und ein Glasgang ermöglicht den Blick ins Freie über die Gletscherstraße zum Rettenbachgletscher, zwei der sechs Söldener „Spectre“-Drehorte.
„007 Elements“bekommt nun mehr Struktur, wird musealer: Der Bond-Fan findet sich im dunklen Tech Lab wieder. Man könnte auch sagen: Zu Besuch bei Q, dem Techniktüftler, der sich im Lauf der Jahre und der Zeit zu einem ComputerNerd entwickelt hat. Doch mit Personen, Schauspielern und deren Entwicklungen hat es Art Director Neal Callow nicht. Sie tauchen allenfalls in Videoschnipseln auf; doch weder wird die Rolle noch der zeitliche Hintergrund zwischen 1962 und jetzt betrachtet. Stattdessen sieht man ein paar OriginalutensiImmer lien. Die Golden Gun, mit der sich Bösewicht Scaramanga mit Bond alias Roger Moore duellierte („Der Mann mit dem goldenen Colt“), ist freilich eine Replik..
Dafür wird es interaktiv bei Q: Per Hand-Scann kann man seine eigene Agenten-ID erzeugen und sehen, wie viele Liebschaften man als kleiner Daniel Craig hatte, wie viele Millionen Dollar Schäden man verursacht hat oder wie viele Geschwindigkeitsübertretungen registriert wurden. Bleibt die Frage: Wie fliegt eigentlich ein Flugzeug durch eine Waldschneise? Im Special-Effect-Raum wird’s erklärt.
„007 Elements“setzt auf Emotion und ein junges Zielpublikum, aber es fehlt so einiges: Kein Wort über die gesellschaftliche und die Entwicklung der Bond-Figur im Ost-West-Konflikt bis in die CyberKriminalität von heute. Keine Hinweise zu den Bond-Darstellern und zu ihrer Entwicklung – von ironischen Dialogen zu Sean Connerys Zeiten bis zu wilder Action ab Pierce Brosnan. Und keine Bilder oder Zusammenstellungen der vielen hübschen Bond-Girls und tollen BondAston-Martins. Da gehen dem insgesamt spannend gemachten BondMuseum leider einige 007-Elements ab.