Augsburger Allgemeine (Land West)
Günzburgs größte Gaudi
Eine Woche lockt das Volksfest wieder Gäste an den Auweg
Günzburg „Wir leben die fünfte Jahreszeit mit Leidenschaft“– dieses fast feierliche Bekenntnis „seiner“Bürger gab Günzburgs Oberbürgermeister Gerhard Jauernig den Schaustellern am Vorabend der 68. Volksfestzeit. Diese habe in der Stadt Tradition und gesellschaftlich hohe Bedeutung. Gleichzeitig dankte er den Schaustellern für ihre langjährige Treue. Anhaltender Regen und Hochwasser führten auf dem Platz nahe der Donau mehrfach zu Problemen, voriges Jahr musste er wegen einer Unwetterwarnung sogar evakuiert werden.
In diesem Jahr war den Organisatoren eher bange wegen der Hitze. Doch pünktlich zur Eröffnung am Freitagnachmittag war perfektes Volksfestwetter: nicht zu heiß und nicht zu kalt. Entsprechend gut waren der Schlossplatz und die Wegstrecke des Festumzuges von Besuchern gesäumt, die den Kutschen, Fahnenträgern und Abordnungen der Vereine zujubelten.
Im Festwagen der Familie Riß aus Unterknöringen erfreuten Festwirt-Familie Hahn sowie Oberbürgermeister Gerhard Jauernig und Ehefrau Bettina mit Blumen, die sie in die Menge warfen. Kleine Sträußchen aus Wiesenblumen waren auch der Gruß der Schausteller, die aus der Kutsche von Hubert Fink herab grüßten. Seit 20 Jahren ist der Reisensburger mit seinem Gespann dabei. Die größte Attraktion war wohl das neben den beiden Feuerwehrfahrzeugen dritte motorisierte Gefährt: In einer Nachtschicht wurde der Opel Blitz von Brauereichef Ge- org L. Bucher gerade noch rechtzeitig fertig, um am Festzug in der Original-Lackierung und historisch anmutenden Beschriftung teilzunehmen. „Mein Opa Georg fuhr mit genau diesem Fahrzeugtyp das Bier zu den Kunden“, erinnert sich Bucher. Den Kleinlaster, Baujahr 1952, restaurierte der Günzburger mit Freunden über einen Zeitraum von fast zwei Jahren. „Vorige Woche lief der Motor zum ersten Mal wieder, seit Dienstag hat er Tüv“, berichtete er strahlend. Geschmückt mit Sonnenblumen war der hellblaue Zugteilnehmer ein beliebtes Motiv.
Volksfestmanagerin Georgine Fäßler war froh, als Musiker, Festleute und Besucher im Zelt am Auweg einmarschiert waren. Ein bewährtes Sicherheitskonzept werde hoffentlich wieder sorglose Festtage garantieren. An das eingezäunte Gelände und Taschenkontrollen haben sich die Besucher bereits gewöhnt. In diesem Jahr sind auch einige neue Schausteller vertreten. „Das Angebot ist noch vielseitiger als im Vorjahr“, sagt Fäßler erfreut.
Sicher war sich dessen auch Stadtoberhaupt Jauernig, als er kurz nach 17 Uhr zum Hammer griff. Alle Augen blickten zur Bühne, als der OB – flankiert von Festwirt Michael Hahn und Brauereichef Bucher – das erste Fass anzapfen sollte. Nun, es wurde kein langweiliger, weil routinierter Akt – der bekennende Festzelt-Fan garantierte mit vier Schlägen für Unterhaltung und eine kühlende Nackendusche der nahen Musiker. Umso befreiter griff Jauernig dann zum Taktstock und dirigierte einen Marsch.