Augsburger Allgemeine (Land West)
Besser dankbar sein für die Freiwilligen
Zum Artikel „Die Angst vor dem Ausnah mezustand“vom 9. August:
Die Pflichtaufgaben der Feuerwehren sind im Bayerischen Feuerwehrgesetz klar geregelt. Rettungsdienstliche Einsätze zählen danach eindeutig nicht dazu. Die Feuerwehrmitglieder – im Landkreis Augsburg ausschließlich Freiwillige – werden bei einer Alarmierung von ihrer Arbeitsstelle weggerufen, ein Umstand, den mancher Arbeitgeber nicht unbedingt begrüßt und einen Freiwilligen durchaus zum Nachdenken bringen kann, ob ihm seine Arbeitsstelle oder der Feuerwehrdienst wichtiger ist.
Es ist, denke ich, keine Frage, dass die Freiwillige Feuerwehr, wenn sie zu einem Brandeinsatz oder einer technischen Hilfeleistung gerufen wird, auch erste Hilfe leistet, wenn dies am Einsatzort nötig ist. Es ist für mich aber nicht nachvollziehbar, warum ein Freiwilliger dazu erst vom Arbeitspatz gerufen werden soll, wenn an einem Unfallort so und so viele Schaulustige anwesend sind, die ebenfalls Erste Hilfe leisten müssten.
Bevor man von der Freiwilligen Feuerwehr etwas verlangt, wofür sie nicht originär zuständig ist, sollte man sich an der eigenen Nase packen und überlegen, ob die Auffrischung eines Ersten-Hilfe-Kurses, den jeder Autofahrer irgendwann gemacht hat, für sich und die Allgemeinheit nicht mehr bringt.
Schön, wenn eine leistungsstarke Feuerwehr wie die Gersthofer Wehr, genug Personal hat, um auch tagsüber freiwillig Aufgaben des Rettungsdienstes zu übernehmen. Kleine Feuerwehren sind damit meist überfordert, wenn sie überhaupt immer einsatzfähig sind. Ihnen ein schlechtes Gewissen einzureden, indem man Unverständnis über die Entscheidung des Kutzenhauser Gemeinderats äußert, halte ich für kontraproduktiv. Unsere Freiwilligen machen ohnehin schon mehr als nur Brandbekämpfung und Technische Hilfeleistung. Sei es im Katastrophenschutz oder bei der Bekämpfung von Tierseuchen – überall plant man mit einer Selbstverständlichkeit die Freiwilligen Feuerwehren ein, ohne dass sie etwas dafür kommen, außer vielleicht ein Lob in sonntäglichen Wahlreden.
Also seien wir lieber dankbar, solange es Menschen gibt, die freiwillig Feuerwehrdienst tun und bürden ihnen nicht noch zusätzliche Aufgaben des Rettungsdienstes auf!
Inge Steinmetz Maaz, Neusäß