Augsburger Allgemeine (Land West)
Der bescheidene Herr Söder
Nur mal angenommen, die Bayern-SPD zielt mit ihrem Wahlkampf-Spruch „Anstand – Bayerns Politik braucht keine Egoisten“ein klitzeklein wenig auch auf den Ministerpräsidenten ab – was man ihr mit Blick auf die Logik eines Wahlkampfes unterstellen darf. Ist sie damit möglicherweise auf den Holzweg geraten? Hätten die Sozialdemokraten nicht wissen müssen, dass Markus Söder seit seiner Kuschelrede im Juli im Landtag einen neuen Kurs der Bescheidenheit fährt? Hat doch selbst die Deutsche Umwelthilfe gemerkt – und nun den Beleg dafür erbracht.
Dem jährlichen „DienstwagenCheck“zufolge tourt Söder im Vergleich zu seinen bayerischen Kabinettskollegen nicht in der PSstärksten Karosse durchs Land, verbraucht nicht am meisten Sprit und hat nicht den höchsten Kohlendioxid-Ausstoß – obwohl er als Regierungschef sicherlich Anspruch darauf hätte. Sein 7er-BMW (320 PS, 6,1 Liter Diesel, 162 Gramm CO ) jedenfalls wird getoppt von dem der Wissenschaftsministerin Marion Kiechle (400 PS, 6,4 Liter Diesel, 167 Gramm CO ). Öha, wird ihm das am Ende als Führungsschwäche ausgelegt?
Bundesweiter „Spitzenreiter“ist übrigens der Mercedes S-Guard 600 von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller: 530 PS, 11,6 Liter Benzin, 270 Gramm Co . Kein Wunder, dass Söder im Landtagswahlkampf möglichst wenige Berliner im Freistaat sehen will. Fahren die ihm auf seinem Bescheidenheitskurs womöglich noch in die Parade.