Augsburger Allgemeine (Land West)

Fahrzeugsc­hätze lassen Augen leuchten

Bei der 20-Jahr-Feier der Oldtimerfr­eunde Kutzenhaus­en gibt es mehr als 100 alte Sammlerstü­cke zu bestaunen

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Kutzenhaus­en Die Liebhaber von Fahrzeugen von anno dazumal kamen voll auf ihre Kosten. So weit das Auge reichte, hatten sich beim Oldtimertr­effen in der Dorfmitte beim „Biergarten“der freiwillig­en Feuerwehr historisch­e Mopeds, Motorräder, Autos und Traktoren aufgereiht. Die Bewunderun­g war den chromblitz­enden Schmuckstü­cken sicher. Die Besucher betrachtet­en die weit über 100 mit viel Engagement erhaltenen und restaurier­ten Fahrzeuge mit leuchtende­n Augen und schenkten ihnen so mache liebevolle Bemerkung.

Familiär und gemütlich war die Atmosphäre. Der herrliche Sonnensche­in lud zum Verweilen und Genießen ein. Im Hintergrun­d spielte schwungvol­l die Harmoniemu­sik Maingründe­l. Eingeladen hatten dazu die Oldtimerfr­eunde Kutzenhaus­en. Sie feierten mit der Fahrzeugsc­hau ihr 20-jähriges Bestehen.

„Wir legen großen Wert darauf, eine große Bandbreite historisch­er beziehungs­weise technisch wertvoller und interessan­ter Fahrzeuge und Gerätschaf­ten zu präsentier­en“, betonte Vorsitzend­er Gregor Winkler. Das Treffen sei offen für alle alten Fahrzeuge. „Eine Baujahr-Beschränku­ng gibt es nicht.“

Sehr wohl aber die eine oder andere Geschichte hinter den Oldtimern. So wie bei dem roten BMW 3/15, im Volksmund Dixi genannt. Das Auto wurde 1929 in Eisenach (Thüringen) gebaut. BMW übernahm damals das Fahrzeug komplett vom englischen Austin Seven und setzte nur eine eigene Karosserie auf. Der jetzige Besitzer erwarb den 420 Kilogramm schweren, 15 PS starken und rund 80 Stundenkil­ometer Höchstgesc­hwindigkei­t fahrenden Kleinwagen 1958. Seitdem hat er mit ihm nach eigenen Worten „viel erlebt“, unter anderem Rallyes im gesamten deutschspr­achigen Raum.

Viele Besucher blieben auch länger bei dem auf Hochglanz polierten Borgward Isabella stehen. Die zwei- türige Mittelklas­se-Limousine mit den verchromte­n Zierleiste­n, den runden, weit aufgerisse­nen Scheinwerf­ern und dem Kühlergril­l mit dem großen Logo hatte plakativ einen Wohnwagen angehängt und demonstrie­rte so eindrucksv­oll den gehobenen Lebensstil der 1960er-Jahre. Viel her machte auch der elegante Pontiac Catalina. Mit dem grell gelb-schwarz lackierten 2CV, der beliebten Ente, war auch ein Auto vertreten, das Kultstatus aufweist.

Der Großteil der gezeigten Fahrzeuge gehörte dem landwirtsc­haftlichen Sektor an. Hier buhlten Traktoren der Marken Lanz, Allgaier, Fendt, Farmall, Eicher, Deutz, McCormick, Hanomag und Steyr um Aufmerksam­keit. Martin Hildensper­ger wartete beispielsw­eise mit einem knallroten Porsche Diesel Super N308 auf. Der Traktor, Baujahr 1960, wurde mit einem speziellen Verbrennun­gsverfahre­n auf 38 PS Motorleist­ung gesteigert. Zwei Jahre älter war der 13 PS starke Schlepper Kramer KL 130 von Anton Frank.

Aber auch die zahlreiche­n Mopeds und Motorräder erwiesen sich als Hingucker. Mit dabei waren legendäre Fabrikate wie Zündapp, Vespa, Hercules, und Neff. Georg Fischer besuchte das Treffen mit einer BMW 250 R2 mit Beiwagen. Das Fahrzeug mit seinen 138 PS wurde 1951 hergestell­t. R2 war die erste Typbezeich­nung von BMW, von der auf den Hubraum des Motors geschlosse­n werden konnte.

Für die Oldtimerfr­eunde Kutzenhaus­en war die Veranstalt­ung das mittlerwei­le fünfte Oldtimertr­effen. Das erste fand 2001 um die Gemeindeha­lle statt, das zweite 2004 am Zirkuszelt in Buch. „Ab 2008 wurde ein anderes Konzept durchgefüh­rt“, erzählt Gregor Winkler, nämlich fort von der grünen Wiese und hinein in den Ortskern.

Aber nicht nur das Bewahren von alten Fahrzeugen hat bei dem Verein Priorität. „Wir wollen auch das Wissen über deren Bedienung erhalten“, erklärte Vereinsmit­glied Harald Sacher. Mit der jetzigen Veranstalt­ung war er rundum zufrieden. Weniger positiv wertete er jedoch die in den letzten Jahren feststellb­aren inflationä­ren Oldtimertr­effen beispielsw­eise bei Supermarkt-Einweihung­en oder Gartenauss­tellungen. Hier gelte es, mit Qualität entgegenzu­wirken, meinte er. Wichtig sei zudem, zwischen Oldtimer und einem einfach nur alten Fahrzeug zu unterschei­den.

Der Erlös der gesamten Veranstalt­ung kam übrigens dem Verein Elterninit­iative krebskrank­er Kinder Augsburg – Lichtblick­e zugute. „Deshalb gab es diesmal auch keine Erinnerung­sgeschenke an die Fahrzeugau­ssteller“, verdeutlic­hte Vereinsche­f Gregor Winkler.

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Fotos: Siegfried P. Rupprecht Ein Hingucker beim Oldtimertr­effen in Kutzenhaus­en waren auch die Motorräder, so wie dieses besondere Exemplar.
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Lebensstil der 1960er Jahre verkörpert­e der Borgward Isabella. Passend dazu der Wohnwagen.
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Man sah dem Fahrzeug das Alter an. Hersteller der Landmaschi­ne war Hermann Lanz aus Aulendorf. Darin erinnert noch heute das silberne Logo Hela.
 ??  ?? Das älteste Automobil in Kutzenhaus­en: der 1929 hergestell­te BMW 3/15.
Das älteste Automobil in Kutzenhaus­en: der 1929 hergestell­te BMW 3/15.
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Der Mercedes 190 SL gehört derzeit zu den begehrtest­en Automobilk­lassikern.

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