Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Schelm und der grobe Keiler
Manchmal geht es nicht mehr anders, man muss auf die großen Dichter zurückgreifen, um der Wirklichkeit in diesem Landtagswahlkampf Herr zu werden – am besten gleich auf den alten Goethe und seinen berühmten Neujahrsgruß:
Der Schelm, um den es im aktuellen Fall geht, heißt Rainer Glaab. Er ist Wahlkampfmanager der Bayern-SPD. Der grobe Keiler heißt Markus Blume. Er ist Generalsekretär der CSU.
Beide Herren sind, was in der breiten Öffentlichkeit nicht so bekannt ist, absolut kneipentauglich. Man kann mit jedem von ihnen gemütlich ein Bier trinken gehen, gepflegte Witze reißen und anregende Diskussionen führen. Und wahrscheinlich hätten die beiden an einem Tresen, stünden sie sich nicht als Parteisoldaten an einer Wahlkampffront gegenüber, auch miteinander ihren Spaß. Schließlich lässt sich über Parteigrenzen hinweg oft sogar lockerer plaudern als mit sogenannten Parteifreunden.
Die Internet-Schelmerei Glaabs mit dem CSU-Slogan „Söder macht’s“allerdings überfordert die Toleranz der nervösen CSU offenbar weit. Im Netz – das ist ihre Angst – entfaltet der Schelm eine Breitenwirkung, wie sie sich der alte Goethe, zu dessen Lebzeiten gerade erst die Schreibmaschine erfunden wurde, in seinen kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können. Also packt der Feingeist Blume gleich den ganz großen Hammer aus und schlägt den Schelm, als ginge es um Leben und Tod.
Wenn so Wahlkampf geführt wird, kann man dem bayerischen Wähler nur Glück und Heil wünschen. Und den Streithähnen eine gute Salbe für Weh und Wunden.