Augsburger Allgemeine (Land West)
Besser als ein Held: Supermann Bolt
Irgendwo auf dieser Welt wird sich doch ein Plätzchen finden für diesen baumlangen Kicker aus Jamaika, der die Außenbahn beackern könnte und über ein passables Kopfballspiel verfügt. Usain Bolt hat bereits bei Borussia Dortmund vorgespielt. Er deutete sein Können in Stromsgodset in Norwegen an und trat in Südafrika für Mamelodi Sundowns FC gegen den Ball. Bisher waren – rein zufällig – der Sportartikel-Hersteller des Weltklasse-Sprinters und der Klubs identisch. Inzwischen ist Bolt ganz unten angekommen. In Down Under scheint er es ernst zu meinen mit der zweiten Karriere nach dem Sprint. Denn der Sponsor mit der Raubkatze prangt nicht mehr auf seinem Trainingsanzug, als Usain sich in Australien dehnt und läuft und mit der Kugel – nun ja – jongliert.
Beobachter berichten, dass dem Blitz noch der eine oder andere Ball verspringt. Doch wieder betont Bolt trotzig wie einst der Drache Grisu, der unbedingt Feuerwehrmann werden wollte, dass er nur eines im Sinn hat: seinen „lebenslangen Traum vom Profi-Fußball“verwirklichen zu wollen. Kleine Stockfehler erklärt der achtmalige Olympiasieger auf der Bahn damit, dass der erste Trainingstag immer der schwerste ist. Das sei in der Leichtathletik genauso. Und kleiner Tipp von Sepp Herberger: Im Fußball ist das nächste Spiel das schwerste.
Mehr als einhundert Reporter warteten auf den Superstar, einige Fernsehstationen berichteten live von der Rasenkante, als Bolt an seinem 32. Geburtstag den Platz betrat. Der australische Erstligist Central Coast Mariners hatte als Willkommensgruß für den schnellsten Mann der Welt dessen Erkennungszeichen in den Rasen malen lassen: Bolts Blitz. Öffentlichkeitsarbeit hat der Tabellenletzte der Vorsaison, der von den jüngsten 27 Partien nur vier gewinnen konnte, noch nötiger als einen Stoßstürmer aus Jamaika.
Mariners Ex-Kapitän Montgomery traut dem Weltstar viel zu, weil er Willen und Entschlossenheit mitbringt, was oft mehr als Talent wiegt. Die Saison in Australien beginnt im Oktober. Das Gemaule der Kritiker, die Bolts neuerlichen Ausflug in den Fußball als Marketing-Posse abtun, wollen die Macher nicht hören. Die australische Liga benötige Helden, und nun habe man sogar Supermann bekommen. Wer mindestens die Welt retten kann, wird doch so einen schnöden Ball ins Tornetz treten.